Von
HannesP
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Minoan Lines ist seit 2017 nicht mehr im Adriageschäft. Minoan tritt dort nur noch als Agentur auf und vermittelt Tickets für Schiffe, die zur Muttergesellschaft Grimaldi gehören. Minoan lebt auf der Adria von Provisionen, die Grimaldi für das Agenturgeschäft an Minoan zahlt.
Im unten verlinkten Artikel wird vorgerechnet, dass die Tochtergesellschaft Minoan durch den Verlust des Adriageschäfts jährlich gut 100 Millionen Euro an die Muttergesellschaft Grimaldi verliert.
Grimaldi hat die Linie Venedig-Patras schon lange im Blick. Ihm fehlen aber offenbar - noch - die richtigen Schiffe dafür. Kurzfristige Fahrplanänderungen und -ergänzungen könnte es also auch in diesem Jahr geben, sobald sich diese Lage ändert.
Die beiden Worte Anek und sicher im gleichen Satz unterzubringen, würde mir angesichts der schwer wegzudiskutierenden Zahlen gegenwärtig nicht leicht fallen. Wenn du in der von mir verlinkten Kurzfassung der Anek-Halbjahresbilanz 2021 auf Seite 1 ganz nach unten gehst, triffst du auf die Tabelle "Ratios" Da sind einige Finanzkennzahlen aufgelistet.
Ganz rechts unten in der letzten Spalte ROE geht es um den Return on Equity, also die Eigenkapitalrendite. Da findest für das jüngste vorliegende Finanzjahr 2020 du den Hinweis "neg", also negativ. Das bedeutet, dass Anek Eigenkapital verbrennt und immer neues Geld in dieses Fass ohne Boden geworfen werden muss, damit die Fähren nicht stehenbleiben. Das bedeutet auch, dass du als Kunde für ein Ticket den aufgerufenen Preis bezahlst und die Eigentümer zudem noch eigenes Geld dafür obendrauf packen müssen, dass sie dich transportieren dürfen. Das ist kein nachhaltiges Geschäftsmodell. Es reicht, wenn die Gläubiger einfach nicht mehr zahlen, weil sie das Geld selbst nicht mehr aufbringen können und/oder wollen. Dann wird der Stöpsel gezogen und das Geschäft kollabiert.
Ich stecke angesichts dieser Lage im gleichen Dilemma wie du, europaweit Hunderttausende weitere Touristen und zahlreiche Speditionen. Letztere müssen ihre Lastwagen täglich über die Adria bringen, um die Logistik der Warenversorgung zu sichern. Eine Entscheidung treffen, die sich mit hoher Wahrscheinlichkeit auch noch in einigen Monaten als richtig erweist, kann derzeit niemand. Man kann nur auf Sicht fahren und die eigenen Risiken begrenzen. Oder eben je nach Naturell voll auf Risiko setzen und mögliche Kollateraleffekte in Kauf nehmen.
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