Von
HannesP
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Welches Angebot von Attica Group gibt es denn an die Aktionäre von Anek, ihre Aktien zu kaufen? Bei einer Übernahme muss Attica ja erstmal zu dem Punkt kommen, an dem sie 95 Prozent der Aktien von Anek-Aktionären angeboten bekommen. Ob das gelingt, hängt wesentlich davon ab, wie viel sie Anek-Teilhabern für jede Aktie zahlen möchten. Gibt es dafür bereits ein Pflicht-Angebot?
Üblicherweise sind Übernahmen ein Spielfeld für strategische Investoren, die gern ein wenig mehr Geld für ihre Aktien erwarten, als das Übernahmeangebot bereithält. Um die Kontrolle über 95 Prozent zu erhalten und dann die restlichen fünf Prozent per Squeeze Out rauszudrängen, wird die Attica-Group jede einzelne Aktie kaufen müssen. Da gibt es also plötzlich starke Nachfrage nach Anek-Aktien und zugleich vielleicht einige pokernde Aktionäre, die auf steigende Kurse spekulieren.
Ich nehme an, es gibt bisher kein Angebot der Attica Group, weil die Due Diligence noch aussteht. Gute Chancen also für risikobereite Anleger, das Pennystock-Spiel zu spielen. Wenn du dir den Chart der Anek-Aktie ansiehst, wirst du feststellen, dass seit den ersten Übernahmegerüchten im Sommer der Kurs spekulationsgetrieben steigt. Sobald die Attica Group ein Übernahmeangebot macht, fließt das Geld nur noch in eine Richtung: Attica Group zahlt und die Anek-Aktionäre kassieren.
Ja, Anek hat seit der Finanzkrise und den einbrechenden LKW-Transporten kein tragfähiges Geschäftsmodell mehr. Die Haupteigner von Anek mussten Berichten zufolge sogar Eigenkapital nachschiessen, um den Betrieb aufrecht zu erhalten.
Die Attica Group hat nicht nur den GR-Markt. Sie ist in der Adria nach Italien und zudem auf der Marokko-Linie zwischen dem spanischen Algeciras und Tanger unterwegs.
Ob Grimaldi die Preise kaputt macht, das sieht sicher jeder anders. Immerhin haben sie ihre großen Cruises von der Adria-Strecke genommen und durch kleinere Schiffe ersetzt. Sie haben sich also am Kapazitätsabbau beteiligt und nicht Attica und Anek mit Überkapazitäten in den Ruin getrieben.
Was allerdings richtig ist, dass der massive Konzentrations- und Wachstumskurs mit zahlreichen von Kollateralschäden begleiteten innergriechischen Übernahmen vor allem durch Minoan (Express Samina) und ehrgeizige Schiffs-Neubauprogramme letztlich zu der jetzigen Lage geführt haben.
Die erste Zäsur war der Untergang der Express Samina. Danach gingen die bis zur Blasenbildung hochgejubelten Aktienkurse aller börsennotierten griechischen Fährgesellschaften in den freien Fall über und haben sich nie wieder erholt. Das erste Opfer des Verdrängungswettbewerbs waren Minoan Lines - geschluckt von Grimaldi. Die zweite Zäsur war dann die Finanzkrise. Zumindest Anek hat seither nur noch rote Zahlen geschrieben und hatte kein tragfähiges Geschäftsmodell mehr.
Ja, man kann jetzt natürlich auf Grimaldi rumpicken, das bietet sich ja an. Aber erstens hat Grimaldi nur die Ergebnisse geerntet, die Minoan Lines als einst agilster griechischer Übernahmehai getrieben von Börsengeldern angerichtet hat. Zweitens kann Grimaldi weder etwas für die Finanzkrise noch dafür, dass das Anek-Management seit 2007 kein tragfähiges Geschäftsmodell entwickelt hat. Bei den Ursachen für die über ein Viertel Jahrhundert angebahnte Krise der griechischen Fährbranche sollte man vor allem nach Griechenland selbst schauen.
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