Von
Galiano
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Lieber mwn,
der von 1990 bis 1999 tobende Jugoslawienkrieg lies die bis zum Ausbruch des Krieges vorherschenden Frachtströme über Land - via Autoput und ko - mal eben versiegen.
Die zuvor bestehenden Fährverbindungen von Italien z. Bsp. mit der Hellenic Mediterranean Lines, bestehend aus überwiegend Stückgut und Kreuzfahrttonnage wurde dann durch Pax RoRo Schiffe ersetzt um den Frachtverkehr via Italien umzuleiten. Umzuleiten zu können.
Die el. Venizelos von ANEK Lines ist noch so ein Dinosaurier der alten/neuen Zeit. Eigentlich von Stena Lines (als Stena Polonica) bestellt wurde sie dann nach Stenas Aufkündigung wegen Bauverzögerungen von ANEK übernommen und fertiggestellt und hat dann den Triest, später Ancona (?) Patras Dienst übernommen.
Das waren dann so die Boomer Jahre der Italien/Griechenland Connections. Superfast entstand und es gab unzählige Abfahrten von Triest/Venedig/Ancona/Bari und Brindisi.
Nach dem Ende des Jugoslawienkrieges hatte sich die Lage für die Landfracht normalisiert. Die Italien Verbindungen waren für die Fracht nicht mehr von der immensen Bedeutung. Es wurden immer mehr Linien eingekürzt oder verschwanden ganz (Triest).
Zu dieser Zeit waren die wettbewerbs gestützten Kämpfe rein griechisch. Jede Linie versuchte seinen Boden an Pax und an Fracht zu sichern oder eben dem Mittbewerber abzuluchsen.
Die fetten Jahre für uns der Rabatte brachen an. Rabatte orientieren sich dabei aber in der Regel nicht am Gesamtumsatz Absichern, es geht nur darum, wer hält länger durch.
Endeavour Lines von Brindisi jedenfalls nicht und am Ende gab es nur angeschlagene Firmen wie Superfast (Attica), ANEK und Minoan.
Dann kam Grimaldi aus Italien, dem größten Fährbetreiber in Europa, der im Scandinavien Verkehr die Karten in den Händen hält und bis Marokko den Pax und Fracht Verkehr beherrscht. Und der kaufte Minoan auf.
Superfast ging nicht, da Teil von Attica und mit u.A. Blue Star zu tiefst GR und ANEK sowieso nicht, denn eine kretisch stämmige Gesellschaft lässt sich nicht von Italienern kaufen (da war so etwas wie der 2. Weltkrieg im Spiel).
Minoan wurde zur Marionette für Grimaldi um mal eben auf der Adria die anderen platt zu machen.. Verluste auf der Adria machen die fetten Gewinne u.A. auf der Ostsee dreimal wieder wett. Im Ergebnis kam es dann zu dem ANEK/Superfast joint venture um das irgendwie zu überleben.
Das ist der Stand bis heute.
Der Adria Verkehr ist ruinöser Preiskampf und ich mutmaße mal, dass ANEK/Superfast nur noch existiert und am Tropf am Leben gehalten wird um dem Italiener nicht das Feld alleine zu überlassen
Grimaldi ist das finanziell sch..ß egal, hauptsache am Ende ist er Marktführer in der Adria. Schiffe kommen/gehen, von der Adria nach Sardinien nach Rom und umgekehrt. Geld spielt keine Rolle. Frustrierte Passagiere mögen nächstes Jahr Minoan nicht buchen, aber wenn nichts anderes mehr fährt.....
ANEK/Superfast (im Folgenden abgekürzt ANSF) kann nicht anders als die Überfahrten aus Kostengründen zu verknappen und zu optimieren, das ist wirtschaftlich gemeint, nicht zeitlich.
Denn 1,5 Mio (gefühlt) Privatfahrzeuge/Gespanne/WOMO`s in der Hauptsaison und dann noch LKW`s kann man nicht in drei Stunden ent-/ und beladen, mehr Zeit bleibt aber nicht bei der Strecke und bei der Igou und Patras Anfahrt in Ancona.
Dann schaukelt sich die Verspätung auf, bis zum Schalt (Ruhe) Tag um das Drama in der nächsten Woche wieder aufzubauen.
In meiner Wahrnehmung leisten die gesamten Crews dabei Unmenschliches und Unfassbares.
Aber um hier Paroli bieten zu können muss der 48 Stündige Turnaround Ancona/Patras/Ancona zumindest versucht werden.
Zu Deinen Anmerkungen:
Das die Fähre zu spät dran ist kann man auf Marine Traffic schon sehr früh erkennen. Du wirst dann schon lange auf der Autobahn unterwegs sein. Was würdest Du dann machen? Auf einem Rastplatz stehen, also was hilft so eine SMS, wenn Du das unterwegs sowieso erfahren kannst?
Die Schuldfrage habe ich hoffentlich aufklären können die "Blase" war der Jugoslawienkrieg der dann Gott sei Dank zu Ende ging. Das mit dem Managerding ist mir zu kurz gesprungen - ich bin selber einer, sorry.
OK die Wartezeiten in der Hochsaison habe ich versucht zu erklären.
Nun zum Preis. Der ist besonders in Eurem Fall viel zu niedrig, ganz ehrlich, aber es herrscht ja Preiskampf mit Grimaldi/Minoan.
Buche mal Eure Anreise (ohne Auto und Anhänger) einmal Linie, nicht Billigflieger, hin und zurück..das Ergebnis kennst Du. Billigflieger funktionieren anders, kann ich gerne mal falls gewünscht, erklären, aber so kalkulieren "normale" Betriebe nicht (und würden es auch nicht können).
Ich bin Ende 50 und habe gelernt, dass 3 Stunden warten nicht das Ende der Welt bedeutet. Dass avrio in Griechenland schon dem niemals sehr nahe kommt. Das niemals eine Fähre zu früh abfährt (wichtige Erkenntnis ;-) denn dann käme ich mir als Kunde ver.rscht vor)
Und das ich auf dem Weg nach Griechenland den Deutschen in mir (den gibt es aber gewaltig) zu Hause am Kleiderbügel hängen lasse (zusammen mit meiner Uhr)
Und das mir das unendlich gut tut.
Griechenland ist nicht perfekt in vielleicht unserem angeborenen Sinn, aber vielleicht perfekt um zu lernen, das unperfekt auch sexy ist (Wowereit entlehnt ;-))
LG Galiano
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