Re: Venedig - heftige Verspätungen Asterion II

"Also ich weiß jetzt nicht was das Gemäcker soll."

Der Punkt ist: offenbar ist derzeit keiner der Adria-Anbieter auf den Linien ab Venedig oder Ancona nach GR in der Lage, die im Dezember vorgestellten Fahrpläne einzuhalten. Dass es mal Probleme mit dem einen oder anderen Schiff des einen oder anderen Anbieters gab - keine Frage. Aber dass jetzt ausnahmslos alle Anbieter nicht mehr in der Lage sind, einen regulär veröffentlichten Fahrplan auch regulär und regelhaft einzuhalten - also zumindest ich kann mich an eine solche Situation nicht erinnern.

Natürlich fahre ich nicht jede Fährpassage mit, wir leben im digitalen Zeitalter. Ich beobachte auf Grundlage der Daten von Marinetraffic und habe die Probleme bei der Anek-Superfast-Joint-Venture Asterion II beschrieben. Wenn Ziele aus den AIS-Daten Stunden vor dem Erreichen des Hafens gestrichen und durch andere ersetzt werden, beschreibe ich das mit Quellenangabe Marinetraffic auch so. Quentin hat ähnliche Fahrplanabweichungen bei Grimaldi/Minoan beschrieben.

Mein Eindruck ist: die Geschäftsmodelle der Adriafähren gehen derzeit offenbar aus strukturellen und nicht zufälligen Gründen nicht mehr auf. Die Anbieter offerieren temporäre Notfahrpläne zulasten ihrer Kunden, da ursprünglich gebuchte Passagen nicht mehr angeboten werden.

Stell dir mal den hypothetischen Fall vor, sämtliche Airlines, die Flüge von und nach GR anbieten, würden ihre regulären Flugpläne defakto aufheben und händisch mit Notflugplänen operieren, die sie dann nichtmal einhalten. Das wäre eine strukturelle Krise der Branche.

Etwas ähnliches sehe ich auf der Adria. Die Branche ist offenkundig nicht mehr in der Lage, ganz normale, geplante und gesetzlich vorgeschriebene Werftaufenthalte ihrer Schiffe aufzufangen. Die Frage ist, worauf man sich erst in der Hauptsaison einstellen muss, wenn es schon in der Nebensaison nicht klappt.

Als Verbraucher geht man bei Ticketkauf einen Beförderungsvertrag mit der Reederei ein, in dem Zeitpunkt, Dauer und Umfang der Beförderungsleistung benannt werden. Wenn die Reederei diesen Vertrag ihrerseits nicht erfüllt, empfinde ich den Hinweis "Man muss sich halt informieren" als ungenügend. Zumindest bei Airlines gibt es inzwischen festgeschriebene und durchsetzbare Passagierrechte, wenn der Flieger nicht oder zu spät kommt. Da solche Verbraucherregeln bei Fähren fehlen, haben die Reedereien frei Hand, ihren Kunden vorzusetzen, was immer sie wollen.

Das hat mit einer modernen Dienstleistung nichts zu tun, das ist Service nach Gutsherrenart. Muss man nicht toll finden.