Reiseziel-Sponsoren Reiseziel-Sponsor werden

Re: Griechisch lernen Regeln: @Xristo, @

Geschrieben am 25.03.2009 19:45:07

Von
Symi
Symi

1890 x gelesen
2 Antworten

Tja, den bisherigen Ausführungen, besonders denen von Skylopnichtis und MargaritaM kann ich nur uneingeschränkt beipflichten. Alles was Wort-Endungen und Präfixe betrifft – folgt wie bereits beschrieben fixen Regeln, auch wenn diese nicht ganz so einfach sind wie sie auf den ersten Blick erscheinen. Die ebenfalls unverzichtbaren Ausnahmen von den Grundregeln sind fixer Bestandteil der Regeln selbst und bedeuten die Würze in der Suppe. Ohne Hans Ruge und seiner „Grammatik des Neugriechischen“ (ISBN 3-923728-19-0) als verpflichtendes Referenzwerk geht schon einmal gar nichts (Referenzwerke auf sprachwissenschaftlicher Basis gibt es natürlich einige, aber der Ruge ist noch einer der wenigen, die nicht von vornherein ein Sprachstudium voraus setzen um darin zurecht zu kommen!)

Nun aber zu meinen Ergänzungen:
Was Literatur betrifft möchte ich noch „NEU Griechisch wie es nicht im Wörterbuch steht“ ISBN 3-404-63072-6 von Hans Eideneier anführen. Das Büchlein gilt zwar offiziell als vergriffen, ist aber erstaunlicherweise doch immer wieder bei manchen Buchhändlern zu bekommen (derzeit auch gebraucht bei Amazon ab EUR 0,79). Es enthält sehr viel begleitende, nützliche Information zur Sprache. Für jeden aber, der sich ernstlich mit der Neugriechischen Sprache auseinander setzt, gehört dann noch das gelbe „ΤΑ ΡΗΜΑΤΑ …“ (ISBN 960-293-670-3) zur Grundausstattung. Dafür sollte man allerdings schon ein wenig griechische Grundkenntnisse mit auf den Weg bringen, denn im ganzen Buch sucht man vergeblich ein deutsches Wort. Es ist ein griechisches Schulbuch mit den 4500 wichtigsten Verben und ihren Formen. Das Buch kann man leicht beim nächsten Griechenlandbesuch organisieren. Jeder besser sortierte Buchhändler in Griechenland hat es normalerweise auf Lager, es wird aber auch über Internet angeboten. Siehe auch: www.patakis.gr/viewshopproduct.aspx?id=2 32659 bzw. für weitere Empfehlungen: www.fask.uni-mainz.de/inst/iaspk/gr-lite ratur.html

Was jetzt aber die eigentliche Fragestellung betrifft - die berühmten 5 griechischen „i“ – die alle gleich ausgesprochen werden, da muss ich schon etwas weiter ausholen. Wie ja der Name für die Sprach „Neu-griechisch“ schon andeutet gibt es wohl auch ein „Alt-griechisch“ und dort im Jahr 403 vor Chr. liegen auch die Wurzeln für das Gestrüpp wie es sich heute für uns darstellt.

Das geschriebene Griechisch hat sich seit vorchristlichen Zeiten kaum verändert und auch das heute geschriebene Neugriechisch geht zurück auf die letzte umfassende Sprachnovelle im Jahr 403 vor Christus. Die einzige (mini)Reform (1982) seit dieser Zeit hat lediglich die auf Spiritus asper und Spiritus lenis des altgriechischen zurückgehenden Betonungszeichen Akut, Gravis, und Zirkumflex und das Iota subscriptum abgeschafft (geblieben ist der Tonus und das Trema).

Die antiken und modernen Lautwerte der griechischen Buchstaben unterscheiden sich recht stark voneinander, weil die tiefgreifenden lautlichen Veränderungen, die die griechische Sprache in über zweieinhalb Jahrtausenden durchlebte, in der Orthografie nicht abgebildet wurden. Daher sind alt- und neugriechische Wörter im Schriftbild oft identisch oder sehr ähnlich, obwohl sich ihre Aussprache grundlegend unterscheidet. In der antiken Aussprache des Griechischen war die Laut-Buchstaben-Zuordnung recht eindeutig. Bei der Darstellung der Vokale musste das Altgriechische aber mit sieben Buchstaben für 12 Phoneme auskommen. Zur Unterscheidung half man sich mit Buchstabenkombinationen. Durch den mittlerweile völligen Gleichklang vieler altgriechischer Vokalphoneme in der heutigen Aussprache kann z. B. der Laut [i] im Neugriechischen mit ι, η, υ, ει, υι oder οι geschrieben werden.
Die Aussprache des Neugriechischen besteht praktisch unverändert seit etwa dem 10. Jahrhundert (nach Chr.). Sie ist relativ einheitlich, aus dem griechischen Alphabet, wenn auch in Kenntnis einiger Regeln ableitbar. Umgekehrt gestaltet sich die Neugriechische Orthographie schwierig und durch den Lautwandel weit weniger logisch. Das Erlernen der griechischen Rechtschreibung ist selbst für Mutter-sprachler mit (teils erheblichen) Schwierigkeiten verbunden.
Für die griechische Sprache gibt es eindeutige Regeln wie ein geschriebenes Wort gesprochen wird aber keine Regeln (mit Ausnahme der grammatikalischen Festlegungen) wie ein akustisch erfasstes Wort zu schreiben ist! Im Gegensatz dazu ist es z.B. für die englische Sprache genau umgekehrt (es gibt keine verbindlichen Regeln wie ein geschriebenes Wort gesprochen wird, dagegen ein gehörtes Wort kann immer in geeignete Buchstabenfolgen umgesetzt werden, entsprechende Kenntnisse vorausgesetzt).

Der Weg - den alt-griechische Begriffe in die deutschen Sprache genommen haben, führt aber auch zu erstaunlichen Regeln, die zumindest für solche griechische Begriffe anwendbar sind, die ein Duplikat in unserer Sprache haben. Bei der Transkribierung von der griechischen Schreibweise auf die deutsch-lateinische Buchstabendarstellung wurde nach festen Regeln vorgegangen, die auch in umgekehrter Richtung anwendbar sind. Betrachtet man beispielsweise das Wort Hygiene dann steht sofort fest, dass der entsprechende griechische Begriff nur als υγεία geschrieben werden kann. Hier haben einmal deutsch Muttersprachler einen (wenn auch sehr bescheidenen) Vorteil gegenüber den Griechen.

So wurde aus (GR - zu - DE):

ει - zu - ie
η - zu - e
ι - zu - i
οι - zu - ö
υ - zu - y
bzw. auch anwendbar für:
αι - zu - ä
θ - zu - th
φ - zu - ph

Folgende Beispiele sollen zeigen, dass es sich hier nicht um einen vorgezogenen Aprilscherz handelt.

συνάγω zusammenführen (Synagoge)
υγεία Hygiene
αριθμός die Zahl, vergl. Arithmetik
πολύ viel, vergl. Poly-(gon)
το αίμα das Blut, medizinisch Anämie

Ich hätten noch viele weitere Beispiele, aber im Moment tut sich die Seite anscheinend etwas schwer mit der Darstellung griechischer Zeichen (zumindest in der Vorschau)

Na dann – ich wünsch euch noch viel Spaß im griechischen Ochsenstall *)

*) Die Bezeichnungen der Buchstaben haben im Griechischen Alphabet keine Bedeutung. Sie wurden größtenteils aus dem Phönizischen übernommen. Dort bezeichnen die Buchstabennamen Begriffe, denen nach dem akrophonischen Prinzip ein Lautwert zugeordnet wurde. Beispielsweise bedeutet aleph „Ochse“ und beth „Haus“ (=Alphabet) .

Diesen Beitrag beantworten

Thema Autor Datum
Griechisch lernen Regeln - Buchstaben peloppos 20.03.2009 16:56
Re: Griechisch lernen Regeln - Buchstaben Xristo 20.03.2009 19:53
Re: Griechisch lernen Regeln - Buchstaben dazula 20.03.2009 20:30
Re: Griechisch lernen Regeln: @Xristo, @ Gast 21.03.2009 05:45
Re: Griechisch lernen Regeln: @Xristo, @ Symi 25.03.2009 19:45
Re: Griechisch lernen Regeln: @Xristo, @ peloppos 26.03.2009 08:33
Re: Griechisch lernen Regeln: @Xristo, @ Symi 26.03.2009 18:23
Re: Griechisch lernen Regeln: @Xristo, @ Gast 27.03.2009 07:32
Re: Griechisch lernen Regeln - Buchstaben MargaritaM 21.03.2009 09:09
Re: Griechisch lernen Regeln - Buchstaben - danke :-) peloppos 21.03.2009 14:18

Antwort schreiben

Um einen Beitrag beantworten zu können, musst du dich anmelden!

Anmelden

Bitte melde dich an!

Kostenlos registrieren

Du kannst dich nun kostenlos registrieren!

*
*
*
*


* Pflichteingaben