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Antiparos 2007 - Megayachten, Tom Hanks und doch Beschaulichkeit

Von Wygnus

Um 3 Uhr morgens heißt es raus aus den Federn. Meine Mutter ist immer etwas paranoid was das Verpassen von Flügen angeht.

Wir quälen uns aus dem Bett und setzen uns schlaftrunken in Mutters Kombi. 5 Mann machen es auch in einem alten Mercedes sehr eng. Meine Schwester fährt uns - so geht es mit Jazzmusik Richtung Köln-Bonn. Der Flug letztes Jahr hat uns deutlich gezeigt wie schlecht der Service bei der LTU geworden ist. Diesesmal geht es mit Germanwings Richtung Griechenland. Zwar muss man fürs Essen bei Germanwings extra zahlen, dafür sparen wir im gegensatz zum Vorjahr fast 700 Euro bei 4 Personen und das LTU Toast war eh eine Beleidigung des Wortes "Essen". Wir (meine Mutter, ihr Freund Tom, dem wir die Liebe zu Antiparos zu verdanken haben, meine Freundin und ich) verabschieden uns von meiner Schwester und betreten den Flughafen.Der Check-In wird schnell hinter sich gebracht und ab gehts in die Sicherheitszone. Das erste Abenteuer wartet - ich bin der einzige der sich freut, denn unser Flug findet mit einer 25 Jahre alten MD-80 statt die Germanwings wegen Kapazitätsengpässen von Nordic Airways angemietet hat. Ich liebe diese alten Kisten. Laut, schnell, übermotorisiert =) .All diese Infos die ich im Airliners Forum erhalten habe bestätigen sich und auch die Flugroute scheint besser zu sein als bei der LTU. Über eine halbe Stunde eher als geplant landen wir in Athen. Griechenland, endlich hast du mich wieder (wenn dieses Mal auch in der Hochsaison).

Wie gewohnt geht es mit dem Bus nach Piräus. Von hier wollen wir mit der Highspeed 2 nach Paros übersetzen. Die Highspeed ist ein muss, nachdem uns letztes Jahr bei stärkerem Seegang auf der Blue Star Paros in der Dunkelheit schlecht geworden ist. Laut Plan kommt die Highspeed noch im hellen an.
Die Stunden in Piräus vergehen und allmählich setzt die Rush-Hour ein. Jede Menge Fähren kommen an, spucken Leute und Fahrzeuge aus ihrem Bauch und beladen sich mit neuen Passagieren. Nur die Highspeed 2 taucht nicht auf. Fragen bringen nichts. "Die wird schon kommen" und "Von einem Untergang habe ich noch nichts gehört" sind die Antworten die man zu hören bekommt. Neben der gewohnten griechischen Gelassenheit mischen sich hier Anflüge von schwarzem Humor in die Antworten. Das ist nun wirklich ungewohnt. Mit 90min Verspätung läuft dann endlich auch unsere Mitfahrgelegenheit ein. Wir setzen uns in dem viel zu kalten Raum und machen es uns gemütlich (mit Jeansjacke und Pullover im griechischen Hochsommer). Von Highspeed merken wir wenig, die Fahrzeit ist genauso lang wie mit der BlueStar, wenigstens ist die See viel ruhiger als im Vorjahr. Nur können wir auch das nicht genießen da wir den Fahrgastraum ja nicht verlassen dürfen. Überall rennen Kinder rum und Unterhalten sich lautstark. Worüber? Ich bin mir sicher sie planen den Bau eines Eskimodorfes hier in der Eiseskälte. Endlich nähern wir uns Paros. ich wunder mich wieder wie es sein kann das in solchen Hightech-Gefährten so schlechte Boxen für Durchsagen verbaut werden können. Wir legen an, schnappen uns unsere Koffer und gehen zum Taxistand. Es scheint nicht unser Tag zu sein, kein Taxi will uns mitnehmen. Zum Glück fährt eine halbe Stunde später der nächste Bus nach Pounda und kommt noch rechtzeitig an das wir die Fähre erwischen. Jetzt sind wir nur noch 5 Minuten von Antiparos entfernt. Wir verlassen die Fähre und treffen auf Toms langjährige Freundin Rosa. Sie hat unsere Zimmerschlüssel und bringt uns die 40m zu unserer Unterkunft. Schnell werden die Koffer in die Zimmer gebracht, dann gehts wieder raus zum Abendessen/Nachtmahl. Die Temperaturen sind wesentlich angenehmer als auf der Fähre. In der Taverne werden wir wie alte Freunde begrüßt und auch Toms Tochter die seit dem Morgen auf der Insel ist gesellt sich noch zu uns. 2 Stunden dauert die Zusammenkunft, mehr schaffen wir nach diesem Trip nicht mehr. Egal morgen ist auch noch ein Tag - 3 wunderbare Wochen liegen vor uns.

Am nächsten Morgen geht es ersteinmal zum Supermarkt. Meine Mutter ist gutgelaunt. Ein untrügliches Zeichen dafür das Rosa im Vorfeld schon die bei ihr deponierte Kaffeemaschine ins Zimmer von Mutter und Tom gebracht hat. Jedes Jahr bringt meine Mutter Pfundweise Kaffee mit auf die Insel, GreekCoffee kann sie einfach nicht begeistern. Wir treffen unsere Vermieter und deren Mutter Katharina. Die alte Frau erkennt uns schon von weitem und spurtet auf uns zu. Wir sind wieder ein Teil der Familie. Der zweite Weg des Tages führt uns an den Strand und hier erwarte uns eine Überraschung. Der Time Marine Beach Club in den wir jeden Tag einkehren hat den Besitzer gewechselt. Ben der alte Inhaber hat den Club verkauft und von dem Erlös ein Boot für Inselrundfahrten gekauft, Time Marine ist nun in der Hand von jungen Österreichern. Auch diese sind seit Jahren jeden Sommer auf der Insel und auch hier wird man begrüßt wie ein enger Freund. Wir verlassen den Strand heute früher und machen einen Umweg quer durchs Dorf. Viele vertraute Gesichter sieht man wieder, fast alle wollen uns einladen. Im Nachhinein zeigt sich das wir von den 3 Wochen zumindest was die Kost angeht eine Woche nichts bezahlt haben. Kleine Kätzchen buhlen um die Gunst der doch wesentlich höhreren Zahl der Besucher. Das also ist Hauptsaison. Und trotz allem ist alles beschaulich, nirgends ist es überfüllt, abgesehen vom Mainsquare. Aber um die Zeit wenn es dort voll ist zieht es uns immer schon zum Hafen von wo aus wir die Lichter von Paros sehen. Am Ende des ersten Tages haben wir alle wieder das Gefühl zuhause zu sein und schmieden schon wieder Phantasiepläne mit welchem Geschäft man auf der Insel wohl sesshaft werden kann.

Ungewohnt sind die Lichter der drei Megayachten die zwischen Paros und Antiparos ankern. Aber immerhin gehört die Insel Saliagos die ebenfalls zwischen Paros udn Antiparos einer bekannten Reederfamilie, vielleicht machen die ja grade Urlaub dort. Aber in den nächsten Tagen wird der Wind stärker und immer mehr Megayachten suchen Schutz zwischen den beiden Inseln. Zwischenzeitlich sind es über 10 Yachten wie z.B. die 60m lange Luxusyacht Kwikumat (bei weitem nicht die größte Yacht dort) die die Aussicht stören. Eine weitere unangenehme Begleiterscheinung während der windigen Tage sind die Zahlreichen Hubschrauberflüge die offensichtlich für die Bootseigner wichtige Waren bringen und der dauernde Verkehr von Schnellbooten zwischen den Yachten und Antiparos. Zwischenzeitlich legen diese im Viertelstundentakt an um die Minihunde der Bootseigner Gassi zu führen. Aber nach einigen Tagen in denen wir die Windstille auf der Insel geniessen, während es auf dem Meer wohl ungemütlich ist, läßt der Meltemi nach und fast alle Yachten verschwinden wieder. Wir machen wieder Scooter Touren besichtigen wieder die Tropfsteinhöhlen und stellen verwundert fest wie sehr sich doch die Gebilde im Laufe eines Jahres verändern (und wieviel Graffiti schon hinterlassen wurde). Wir besichtigen das Kastro in aller Ruhe und geniessen die Sonnenuntergänge. Die Abende verbingen wir mit Ouzo, Cocktails, kartenspielen und Backgammon. Das nächste mal werde ich versuchen ein paar der alten griechischen Männer herauszufordern. Danach schlendern wir immer die Hauptstrasse wieder hinuter zum Hafen, beschauen die auslagen der Geschäfte und kehren am Hafen in eine der Bars ein. Dort hören wir auch immer wieder Gerüchte das auf einer der verblieben Yachten Tom Hanks ist, da sein Haus auf der Insel immer noch nicht fertig ist. Auf einer anderen Yacht soll Brad Pitt sein. "Gerüchte halt", scherzen wir bis ich eines Nachts nach einem letzten Drink auf der Toilette des Nautica Cafes voll in Tom Hanks renne. ich entschuldige mich das ich mit der Tür fast seine Nase gebrochen habe. Er sagt das macht nichts, wir wechseln noch ein paar Worte und wünschen uns gegenseitig noch einen angenehmen Urlaub. Hinterher sitzt er 2 Tische weiter. Ich lasse meine Kamera aus, auch ein Oscarpreisträger hat das Recht auf Privatsphäre.

Die Tage vergehen und ich wundere mich immer wieder wie es möglich ist auf einer so kleinen Insel doch jeden Tag was neues zu entdecken. Natürlich machen wir auch dieses Jahr die obligatorischen Ausflüge nach Paros. Die Hauptsaison geht zu Ende und es wird noch beschaulicher auf der Insel. In Zukunft wollen wir vermeiden in der Hauptsaison hierher zu kommen. Im Vergleich zu anderen Inseln ist es zwar auch dann recht ruhig hier, aber danach wird es halt noch ruhiger.

Verwundert sind wir über den Anstieg der Zahl der Swimmingpools. Offensichtlich wird hier stark aufgerüstet. Auch wird an vielen Stellen der Insel gebaut, ob nun in St George oder auch an der Strecke zu den Höhlen. Vorallem dort fällt auf das es immer größere Häuser werden. Hoffentlich bewirkt die Ansiedlung von Tom Hanks nicht das die Insel zu einer Luxusinsel verkommt. Ein Gucci Laden passt zwar nach Mykonos, aber nicht auf diese kleine Insel.

Aber auch unsere Tage neigen sich dem Ende entgegen. Die Rückreise soll diesesmal nicht über Athen sondern über Mykonos stattfinden. Nach vielen Verabschiedungen machen wir uns auf den Weg nach Parikia. Von dort gehts mit der FlyingCat in 40min nach Mykonos. Während der Fahrt laufen im Bordfernsehen die Nachrichten. Hauptthema ist das eine kleine Fähre gesunken ist - das wirkt sich auf die Stimmung an Board aber nicht aus.

In Mykonos wollen wir 2 Nächte verbringen. Die Preise hauen uns um. Tom und ich machen uns auf den Weg und klappern die Unterkünfte ab, aber keine Chance etwas zu einem vernünftigen Preis zu bekommen. Also wählen wir eine kleine Pension nahe des alten Hafens. Das nicht nur die Zimmer teuer sind sollten wir schnell erfahren. In Little Venice bestelle ich mir arglos einen Orangensaft. Ein Blick in die Karte hätte mich wohl ein Wasser wählen lassen denn der O-Saft schlägt mit 9 Euro zu buche.
Dachten wir schon Antiparos wäre voll in der Hauptsaison so ist Mykonos ein Schock. Soviele Menschen drängen sich durch die Gassen. Viele Japaner nutzen die Reise für eine Hochzeit.

Den nächsten tag verbringen wir mit einem Spaziergang durch Mykonos Altstadt und verbringen die restliche Zeit am alten Hafen. Die Luxusyachten die anlegen werden immer größer. Ein Blick ins Internet verrät das man einige von denen auch mieten kann. Schlappe 170 000Euro pro Woche kostet die größte der dort liegenden Yachten. Am nächsten Morgen sind wir früh wach und warten am Taxistand auf eine Fahrt zum Flughafen. Nach etwa 45min sind wir an der Reihe. Mittlerweile stehen immer mehr Menschen dort, einige bekommen Angst das sie ihren Flieger verpassen werden. Wir sind froh schon so früh dorthingegangen zu sein.

Ein moderner Airbus von Germanwings bringt uns gen Heimat. Wir sind wehmütig darüber die Kykladen hinter uns zu lassen und dennoch froh Mykonos entkommen zu sein.

Geschrieben 07.02.2008, Geändert 11.02.2008, 9265 x gelesen.

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