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Das besondere Licht von Thessaloniki

Von awo

In seinem Essay "Die Hauptstadt der Flüchtlinge" von 1982 machte sich Jorgos Ioannou (1927-1985) auch Gedanken über das besondere Licht von Thessaloniki. Der Autor ist in Griechenland ein angesehener Intellektueller und Autor.

Der Sonnenaufgang hinter dem Berg Chortiáti ist seiner Meinung nach eher gewöhnlich.

Der Sonnenuntergang hingegen sei bemerkenswert. Er findet über dem Mündungsgebiet der Flüsse in den Thermäischen Golf hinter dem Berg Kissavos statt, wobei die genaue Position von der Jahreszeit abhängig ist. Die Höhenzüge, hinter denen die Sonne untergeht, sind verhältnismäßig weit entfernt, und davor erstrecken sich große Mengen Wasser, Meereswasser und Flusswasser, das sich in den Golf ergießt. Immer steige Dampf aus dem Wasser auf und erzeuge eine auffallende Färbung des Horizonts.

Der leichte Wasserdunst, der die Stadt auch sonst einhüllt, führt laut Ioannou zu einer Unschärfe, die gut sei für das Auge und gut für die Seele. Es sei kein schwerer und dichter Nebel wie in anderen Städten, er wirke niemals deprimierend und destruktiv. Der immer vorhandene leichte Dunst gebe der Stadt vielmehr etwas Mythisches. Thessaloniki unterscheide sich in dieser Hinsicht grundsätzlich von Athen, wo Ioannou nach seinem Wegzug aus Thessalonki lebte.

Das besondere Licht von Thessaloniki habe neben anderen Faktoren Einfluss auf den Charakter der Menschen, ihre Wahrnehmung und ihre Art zu denken. Es vermindere den Kontrast zwischen den Menschen und zwischen den Menschen und den Dingen. Alles sei mit einer Patina bedeckt, die einen Eindruck von Zeitlosigkeit bewirke und vieles verberge. Die Menschen seien weniger wahrnehmbar, wenn sie durch die Straßen wandeln. Dies verstärke ihre Wendung nach innen. Im Unterschied zu den Athenern seien die Thessaloniker "entfernt" und "unzugänglich".

Ioannou meint schließlich noch, dass die Frauen in Thessaloniki besser aussehen, weil die Luftfeuchtigkeit ihre Haut vor dem Austrocknen bewahre und mehr Elastizität verleihe. Dafür könne man ihm zwar Oberflächlichkeit vorwerfen, aber er selbst sei von der Richtigkeit dieser These überzeugt.

Geschrieben 04.07.2010, Geändert 07.07.2010, 1964 x gelesen.

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