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Erinnerungen an das griechisch-orthodoxe Osterfest

Von nikis

Angeregt vom gestrigen Kommentar und anlässlich des heutigen Osterfestes in Griechenland schreibe ich hier weitere Erinnerungen.
Wir schreiben das Jahr 1972. Dienstagmorgen in aller Frühe war ich mit dem Hellas-Express in Dortmund gestartet, ihr wisst schon, der Zug mit den grünen D-Zug Waggons und den roten Skai-bezogenen Ausziehsitzen, die bei Schulklassen wegen ihrer Ausziehfunktion gern zu Lodderwiesen umfunktioniert wurden. Am Abend erreichte ich München, wo noch genug Zeit war, um mich von meinem Vetter zu einem Abschiedsessen mit Nürnberger und Mass beim Franziskaner einladen zu lassen.
Um 20:20 Uhr setzte der Zug seine Fahrt fort, diesmal im Liegewagen, denn meine Schulklasse aus Berlin war inzwischen dazugestoßen. Nach einem fröhlichen Hallo setzten wir die Fahrt bei feuchtfröhlicher Stimmung gemeinsam fort. Die Verköstigung im Liegewagen wurde von dem Nachtwagenbetreuer Helfried Sila aus Graz hervorragend begleitet.Nach Österreich in der Nacht und einem ganzen Tag durch die Einöde Jugoslawiens (-darüber ein anderes Mal) am Mittwoch erreichten wir den Grenzübergang Idomeni/Gevgelia am frühen Donnerstagmorgen. Während der aufwändigen Grenzkontrolle erhielt überraschend jeder(!) Einreisende ein kleines Päckchen mit einem kleinen Osterbrot und zwei griechischen (roten) Ostereiern -stehen für die Wunden Christi- der Ethniki Trapeza tis Ellados zur Begrüßung. In der Nacht erreichten wir mit 16(!) stündiger Verspätung die Hauptstadt Athen mit ihrem Zentralbahnhof, der nicht größer war als die an der Ruhr-Sieg-Strecke. Mit dem Bus ging es dann zum Hotel unterhalb des Lykavittos. Der Karfreitag stand in Athen ganz im Zeichen von Prozessionen. Beeindruckend war das geschäftige Treiben in der Plaka am Sonnabend. Vor den Schlachtereien hingen die getöteten Schafe, einige lagen noch lebend davor und weinten Hammeltränen. Wiederum ein anderes Mal begegneten uns Männer mit einem lebenden Lamm auf dem Rücken, dass sie zum Verzehr nach Hause trugen. Das Bild erinnerte an Bilder, wie wir sie von verschiedenen Steinfriesen aus dem alten Griechenland kennen. In der Nacht war die ganze Stadt in fröhlicher Stimmung, gleichzeitig aber andächtig. Die meisten Menschen zog es zum Lykavittos. Dort oben zelebrierte der Erzbischof in Aghias Georgios den Ostergottesdienst. Um 24:00 Uhr schallte es dann laut aus dem Inneren heraus "Christos anesti", und die Antwort "alithos anesti".Gleichzeitig wurde das Osterlicht an die Umstehenden immer weitergereicht.
Dann erstrahlte ein riesiges Feuerwerk über Athen bis hinunter nach Piräus. Die Augen der Menschen leuchteten und mit dem Osterlicht in der Hand zogen die Menschen die Serpentinen vom Lykavittos hinab. In Taxi, Bus und Privatautos, überall sah man die Menschen mit dem Osterlicht. (Unvorstellbar, ich mit einer brennenden Kerze in einem Bus der Märkischen Verkehrsgesellschaft) Hier und da musste auch noch einmal das Feuerzeug nachhelfen, was der Freude keinen Abbruch tat. Daheim ging es dann darum, die österliche Freude ausgiebig auszukosten. Das war in der Nacht zum 29.April 1972.
Den Ostermontag erlebte ich beim Baden in Vouliagmeni mit anschließendem Restlammessen in einer der damals zwei Tavernen unterhalb des Poseidontempels in Kap Sounion bei einem wunderschönen Sonnenuntergang. Am 1. Mai zog es die Athener dann traditionell (sonst am 2. Ostertag) auf die umliegenden Inseln. So lernte ich auch Ägina mit dem Aphaia-Heiligtum kennen und aß meinen ersten Fisch seit meiner Kindheit....mit viel Zitrone. Ein Jahr später habe ich die Prozession vom Lykavittos aus der Ferne betrachtet, und es war wiederum ein Erlebnis.....für Augen und Herz.


Geschrieben 17.04.2010, Geändert 22.04.2010, 4204 x gelesen.

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