Re: Wanderung von Agia Roumeli nach Sougia

Hallo,

so ists wie Du vermutest - kurz zusammengefaßt. Es ist das eindrucksvollste was ich in Kreta gesehen habe zusammen mit der Querung der Weißen Berge vielleicht. Klippen hunderte von Meter hoch, einsame Strände, duftende Blumenhänge im Frühling und weite Kiefernwälder. Ich habs im Jahr 02 gemacht. Im Herbst ist wohl gar kein Wasser mehr zu finden, im Frühling wird das Meer erst Anfang Juni 20 Grad warm. Da kann es schon verdammt heiß werden.

Ein absolutes Hindernis ist unter Umständen die Passage nach der Tripitischlucht. Es geht nicht darum daß man hier „ein paar Spritzer Seewasser abbekommen kann" wie es in der Beschreibung heißt, bereits ein kräftiger Südwind baut einen Seegang auf, der die Querung lebensgefährlich bis unmöglich macht, die Brecher schlagen bis zu einer nicht umgehbaren Felswand. Also nur bei entsprechendem Wetter laufen, notfalls umkehren.

Wenn man extreme Probleme mit der Schwindelfreiheit hat würde ich abraten, oder vorschlagen, daß ein Begleiter zumindest eine Reepschnur dabei hat. Es gibt ein paar - nicht lange Stellen die ausgesetzt sind. Echt klettern muß man nicht. Ich bin sehr übergewichtig, habe kaputte Bandscheiben und Knie und hatte keine Probleme. Trittsicherheit ist allerdings sehr zweckmäßig. Stellenweise ist die Markierung auch lückenhaft.

Wenn man sehr gut läuft, kann man es an einem langen Frühlingstag ein einem Stück mit leichtem Gepäck machen. Ich würde aber einen ganzen und 2 halben Tage raten und die sportlichen Aktivität auf die Morgen- und Abendstunden konzentrieren. Wenn der Schatten kommt, von Ag Roumeli los, Bivak hoch über dem Meer und zweites Biwak bei der Kapelle über dem türkischen Fort (gute Zisterne unmittelbar unt er der Kirche, Quelle hinterm Pass). Matte und leichter Schlafsack oder Faserpelzdecke langen zum Schlafen. Ob man einen Kocher mitnimmt oder auf den Frühstückskaffee verzichtet ist Ansichtssache. Die meisten sehen aus als ob sie versuchen wollen Grönland zu durchqueren und 20 kg Gepäck sind gerade bei der Hitze wenig witzig. Eine robuste Unterlegplane (in jedem Baumarkt, zurechtschneiden) ist sehr sinnvoll als Schutz gegen Sand, Dornen, Dreck.

Kleidung:
Helle (wegen Hitze), lange (wegen Kratzzeug und Sonne) Hosen und Hemd oder Jacke sind ein muß. Meine Frau hat sich mangels langer Hose auch an einem scharfen Felsen die Wade wie mit einem Messer aufgeschlitzt. Nützlich sind helle Schirmmützen mit Halstuch.

Im Conrad Stein Verlag gibt es ein leichtes Büchlein über den E 4 der diese Route abdeckt.

Beste Beschreibung allgemeiner Art von ganz Kreta mit knappen aber sehr guten Beschreibungen auch aller relevanten Wanderungen: Fohrer Kreta. Reisehandbuch.
Taschenbuch - 767 Seiten (13. 2003)Verlag: Michael Müller Verlag

Wanderkarte: Am besten noch vom Harmsverlag (1:100.000). Ost-/West Westblatt: Verlag: harms-ic Verlag ISBN: 3927468169 Preis: 9.60 EUR mit schlechtem Papier, teilweise falsche Eintragungen. Die Skizzen im Fohrer sind fast nützlicher. Notfalls kann ich eine Kopie der Seiten schicken falls Du mir eine FAX-Adresse mailst.

Wasser
An einem heißen Tag sind 6 Liter zum Trinken das Minimum.Zisternen sind unbedingt wieder abzudecken, damit keine Tiere hineinfallen können. Soweit Eimer mit Strick da sind, den Eimer kopfüber hineinschmeißen und den Stick sichern. Sonst braucht man bis zu 4 Meter Schnur und einen Kochtopf mit stabilen Henkeln, man kann notfalls das Gefäß aus einer leeren zusätzlichen Plastikflasche basteln .Das brauchbarste Wasser gabs noch in der Zisterne bei der Kirche über den türkischen Fort, Anwesen, Kapelle und Haus in der Tripitischlucht sind leider mittlerweile eingezäunt – betreten verboten. Nach der Tripitischlucht Zisterne in einem zugänglichen Anwesen, sehr brackig. Beim Aufstieg (bei Wanderrichtung nach Osten) nach der letzten Bucht vor Ag. Roumeli (ca. 3 h vor dem Ort) 100 hm in einem Kiefernwald Zisterne mit extrem harzigem Wasser, der Hirt hat aber gerade die Bäume gefällt, es werden künftig nicht mehr so viel Nadeln ins Becken fallen.

Die Chancen daß selbst an guten Tagen noch jemand läuft sind vielleicht fifty-fifty. Besser also nicht allein gehen, falls doch was passiert.

Viel Spaß

Gottfried