Von
HannesP
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8 Antworten
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Das Problem sind die Importe. Griechenland importiert sehr viel mehr, als es exportiert - ein strukturelles Ungleichgewicht.
In dem Moment, in dem alle Eurokonten in GR eingefroren und zwangsweise auf Neudrachme umgestellt werden, schießen die Preise für Importgüter durch die Decke.
Die Neudrachme wird hart sein wie Feta - die rasende Inflation entwertet die Währungseinheit.
Bezahlt werden muss der Import aber in Euro. Griechen werden also sehr viel mehr Drachmen, sehr viel mehr Arbeitsleistung hinlegen müssen, um Eurogüter zu kaufen. Alle Güter, die in Euro gehandelt werden, steigen in gleicher Weise im Preis, wie die Drachme weicher wird, abwertet.
In dem Moment, in dem du als Tourist zwangsweise Euro in Drachmen tauschen wirst, verliert das Geld rasant seinen Wert. Etwa an der Tankstelle wirst du mit Drachmen zahlen müssen. Öl, Benzin oder Diesel sind Importgüter, die in Dollar gehandelt werden. Dafür müssen die Griechen bei entsprechender Inflation sehr viel mehr Arbeitsleistung für Drachmen investieren, als vorher für den Europreis je Liter.
Die anziehenden Preise wirst du überall merken. Jeder Gewerbetreibende braucht Benzin oder Diesel. Die sprunghaft steigenden Drachmenpreise werden entsprechend dem weicher werdenden Drachmenkurs auf die Preise umgeschlagen. Natürlich prozentual immer etwas mehr, um Wechselkursrisiken abzupuffern.
Mit Drachmen in der Tasche machst du also auf jeden Fall Minus. Und mit Euro in der Tasche wird der individuelle Wechselskurs jedes Gewerbetreibenden dafür sorgen, dass nicht du der Gewinner bist.
Alle aus dem Eurogebiet stammenden Waren werden im Drachmenpreis im Supermarktregal deutlich teurer. Die griechischen Produkte hingegen intern realtiv günstiger.
Wenn du Feta, Oliven und Retsina magst, geht die Rechnung gut für dich aus. Brauchst du etwas, das nicht in GR erzeugt wird, pfeifen dir die Preise regelrecht um die Ohren.
Bei allen internen Inflationsrisiken im Euroraum: Preisstabilität bedeutet derzeit Euro, Inflation Drachme.
Gewinner werden alle Branchen sein, de ihre Wertschöpfung mit möglichst großem GR-Anteil haben. Verlierer hingegen alle Branchen, die für ihre Leistungen Produkte aus der Eurozone beziehen.
Der griechische Taxifahrer, der Diesel zu Weltmarktpreisen tanken und aber nur in Drachmen seinem Kunden in Rechnung stellen kann, wird das in einer Weise tun, die zumindest ihn selbst unternehmerisch nicht benachteiligt. Andernfalls ist er sofort Pleite. Auch der griechische Fischer, der seine Psari aus dem Meer fängt, muss die gestiegenen Dieselpreise über den Fischpreis weitergeben.
Die Tourismuswirtschaft erhofft sich Wettbwerbsvorteile, weil sie ihre Zimmermädchen in Drachme bezahlen, die Drachme zugleich für Euro-Payer billiger wird. Dumm nur, dass die Touristen erstmal zum Urlaubsort kommen müssen und dort vielleicht einen Mietwagen nehmen wollen, den sie betanken müssen. Was sie beim Zimmermädchen - vielleicht - sparen, zahlen sie an anderer Stelle sicher mehrfach drauf. Unter dem Strich wirds dann eben nicht billiger, sondern unsicherer und eher teurer.
Ganz abgesehen von den Finanzmärkten. Stell dir einen Investor vor, der sein Geld in griechischen Drachmen-Staatsanleihen anlegt. Das wird er nur dann tun, wenn er einen Zinssatz nebst Zitterprämie bekommt, der die Inflation ausgleicht. Die Kosten für die Kreditausfallversicherungen (Credit Default Swap CDS) werden so massiv steigen, dass der Investor zu seinem kalkulatorischen Zinsgewinn die gestiegenen CDS-Prämien addieren und dann einen absurd hohen Zinssatz verlangen muss, so dass die Inflation der Drachme weiter hochgeschraubt wird.
In einer ineffizienten Volkswirtschaft, die sich zudem nur ungenügend an Nachfrage und Strukturen des Euromarkts ausgerichtet hat, kann es keine Gewinner geben. Es helfen alle Euro-Drachmen-Rechnentricks nicht: solange in GR der Strukturwandel und die wettbewerbsfähige Ausrichtung am Markt der Eurozone weiter ausbleiben, bliebt die Zahl der Krisengewinnler überschaubar.
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