Ruhe, Ruhe, Ruhe - Tilos

Tilos ist eine kleine, dünn besiedelte Insel für Individualisten und Naturliebhaber. Überall trifft man auf freundliche, hilfs- und gesprächsbereite Menschen. Während einer Unterhaltung mit einem Alten im Dorf fragten wir nach der Bezeichnung eines bestimmten Baumes, und sogleich wurden weitere Personen hinzugezogen, die irgendwo auf einem Balkon sassen, im Garten hackten oder gerade mit dem Fahrrad vorbeikamen. Nach langer Debatte konnte leider niemand Auskunft geben. Man einigte sich darauf, dass jener Baum "dentro" (Baum) heisst.

Nachtleben sucht man auf Tilos vergebens. Man kann sich aber zum Beispiel abends in eine Taverne begeben und - am schönsten mit einer Flasche Wein - dem Plätschern der Wellen lauschen. Was für eine Idylle! Auch ein Tavli-Spiel für den Abend ist keine schlechte Idee.

Diese Ruhe - sogar am Tag. Wo sind die sonst überall verbreiteten Heere nervig knatternder Mofas? Ich habe nicht weiter gesucht. Verständlich muss auch sein, dass nicht immer alles vorrätig ist, was auf der Speisekarte steht (es sei denn, man kommt im August). Die Produkte der Insel sind jedenfalls immer zu haben: wunderbare Ziegen- und Lammgerichte.

Die Strände von Tilos sind herrlich und menschenleer, das Wasser glasklar. Der Strand von Livadia allerdings ist sehr steinig, empfindliche Naturen müssen hier Badeschuhe tragen. Obwohl die Insel seit kurzem im Besitz eines eigenen modernen Fährschiffes ist, das mit hoher Geschwindigkeit zwischen Rhodos, Tilos, Symi und - ich glaube - auch Nyssiros, pendelt, hält sich die Zahl der Touristen in Grenzen. Länger als ein paar Tage halten es die meisten hier wohl sowieso nicht aus.

Tilos ist übrigens ein beliebtes Urlaubsziel des ehemaligen EU-Kommissions- und luxemburgischen Ministerpräsidenten, Jacques Santer, der sogar zum Ehrenbürger der Insel ernannt wurde. Ist für die meisten sicherlich nicht von Interesse, aber auf Tilos erzählte man uns dies stolz und ausführlich, nachdem man gehört hatte, dass wir in Luxemburg wohnen.