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Hausbesuch

Von Xristo

Heute erst beginnt die Reise damit, dass ich endlich angekommen bin. Ich öffne die Tür und sehe dieses glatte Wasser. Die Sonne wirft die ersten Strahlen auf Agios Fokas, Dimitri wirft wie seit vielen Jahren seine Netze aus. Dann denke ich, dass die Zeit still steht - dennoch, gestern nach meiner Ankunft sah es erst mal anders aus. Aber der Reihe nach.
Die Fahrt nach Berlin mit dem ICE war zunächst sehr beschaulich. Ich habe das Haus ordentlich beschlossen, den Garten gewässert, die Margariten geflutet.

Der Flug war lang - mit unverhoffter Zwischenlandung in Saloniki. Das dauert mit Ausssteigen und Wiedereinsteigen. Der Flughafen ist auch recht provinziell. Das Durchschnittsalter im Flieger war wohl etwa 70 Jahre! Angelos wartete am Flughafen Ditikos (Olympic). Es ist schön in Athen begrüßt zu werden. Wir fuhren durch den irren Sonntagnachmittagsverkehr. Meine Gelassenheit schwandt dahin. Die Wohnung der Freunde in Palaea Psychiko ist eng. Das ist kein Platz für eine Familie zum Leben. 2 Zimmer und verglaste Terrasse, der Garten davor darf nicht betreten werden. Keiner hat seine Ecke. Überall ist der kleine Iason. Niedlich ist er ja, redet wie ein Buch. Deutlich, gut verständlich und da mein Griechisch auf dem Stand eines 2-jährigen ist, konnte ich mich sogar mit ihm verständigten. Ein guter Griechischlehrer. Wenn ich es dort noch einen Tag ausgehalten hätte, hätte ich einiges dazugelernt. Abends wieder traumhaft gegessen. Nach dem sich am nächsten Morgen ewig dahinziehenden gemeinsamen Aufbruch: Iason - Kindergarten, Sophia - Schule, Angelos - Büro und ich zum Flughafen Olympiaki mit Zwischenstopp in Kolonaki - (Rundgang mit Koffer) landete ich um 14:30 auf Paros.

Die Veränderungen hier sind deutlich, obwohl sich immer noch dieselben Leute im Glascafé treffen. Aber ausser einem kurzen Nicken habe ich mit niemandem gesprochen, bis mich auf dem nach Hauseweg, (ins Zimmer 26) Elias anrief: Christian! Ich fühlte mich an Samos erinnert als hinter uns Vreni aus einem Bus sprang und auch meinen Namen rief. Elias hat mir dann das Neueste erzählt. Doch davon später. Jetzt habe ich Frühstückshunger! Hier von meinem Platz auf der Galerie kann ich sehen wie Dimitri zurück zum Anleger rudert. Jetzt um 9 hat er seine Arbeit schon getan. Die Sonne scheint nun auf die Spitzen am Xenia.

Ware Erlebnisse sind die Taten, die man tut. Das ganz normale, wie zu Hause nur in anderer Umgebung. So ist das Essengehen in Paros oder sonst wo immer ein Erlebnis, oder das Spazierengehen, oder das Morgensaufwachen, oder das zum Friseurgehen! Ich Ich bin also zum Friseur "man-spricht-deutsch" gegenüber vom Hotel Dina gegangen. Nach dem ich das Geschehen am "Operationsstuhl" vom Warteplatz aus beobachtet hatte, habe ich mich mutig auf den Stuhl gesetzt. Auf die Frage: "welchen Schnitt möchte sie haben, mein Herr?" habe ich natürlich geantwortet: nicht zu kurz, mono ligo, und dann hat er erst mal die Kämme desinfiziert. Allein die Beschreibung dieses Vorganges hätte eine Seite benötigt. Ich erspare die Einzelheiten. Dann bekam ich das blaue etwas abgenutzte Tuch um den Hals gewürgt. Es wurde mit einer Nadel, die er aus seinem Kittel zupfte, befestigt. Und dann griff der Meister zur Schere. Am Geräusch ist abgenutzten Instruments (es muss noch aus der Zeit stammen, als er sein Geschäft 1952 eröffnete) konnte ich entnehmen, dass es etwas klapprig war - es klang nicht scharf. Dann griff er sich fest und bestimmt ein Büschel Haare, und säbelte es ab, und noch eins, und dann noch eins und so weiter! Nach einem furiosen Fortissimo wieder piano. Ganz leises Schnipsel. Spitz war auch die Schere , die immer wieder empfindlich meine Haut reizte. Aber alles schön langsam, Meister! Er ist schon 72, und seine Schritte, die seine Bewegungen um einen Stuhl auslösten, klangen schlurfend und waren bedächtig im Rhythmus. Dann folgte eine Zwischenphase, in der zum elektrischen Haarschneider gegriffen wurde. Danach ..... und der Zone um die Ohren. Der Griff zum Rasiermessers löste schon wieder Ängste aus. Kleinste Fümmelchen in diesen Zonen wurden ab rasiert.

Anschließend wurden mit einem olfaktorischen Desaster alle behandelten Stellen abgetupft, so dass die Haut brannte. Zu guter letzt machte sich die Schere noch über meinen Schnurrbart her! Ein üppiges wahlroßartiges Gebilde, wie ich es morgentlich wohlgefällig betrachte, fand unter seinen fachmännischen Augen keine Gnade! Ich seh nun so aus, wie alle Griechen aussehen, wenn sie aus seinem Geschäft treten: frisch, ordentlich und kirchgangfähig. "Welchen Schnitt möchten Sie gerne?" ist also rein rethorisch.
Ich roch so stark nach diesem 2000-Drachmenerlebnis, dass ich zu Hause erst mal unter die Dusche gegangen bin. Und zum Glück habe ich meinen Hut! Mir reicht es für diesen Tag! Als ob auch alle Unrast und Hektik mit abgeschnitten worden wäre, ich habe mich entspannt gefühlt. Nichts weiter getan. Habe den Tag vertrödelt, ohne zu zeichnen, ohne Fotoapparat. Aber ein interessantes Buch gelesen, von dem ich dir später erzählen werde, und geschlafen. Das letzte Schiff verdröhnt am Horizont.

Der weise Mandarin Kao-Tai, Vorsitzender der Dichtergilde von den sieben bemoosten Felswänden würde nur mit dem Kopf schütteln, wenn er sähe, wie man mit offenen Augen seine Umwelt zerstören kann. Die Griechen können es. Es mussten letzten Jahr einige Pinien am Treppenweg zum Xenia weichen, damit das Pandrossos einem Pool erhält.
Was dagegen unzerstört ist, das ist das Meer, wie lange es schon gegen diese Felsen gegenüber von Agia Irini schlägt- es richtet eigentlich nichts aus, was auffällt.

Ich habe endlich im Meer gebadet. Habe den Strand mit dem Kindergetümmel und den großen Hängebusen hinter mir gelassen und eine kleine Felsenbucht gefunden, die alles hatte, was wir immer suchen: klares Wasser, Sonnen- und Windschatten, Stufen, um ins Wasser zu gehen, rote, schwarze und gelbe Felsen. Ein heimeliges Plätzchen um alle Hüllen fallen zu lassen, zu schwimmen und sich von der Sonne trocknen zu lassen. Ich habe mal wieder etwas aquarelliert. Ich sehe es noch vor mir als sei es gestern gewesen. Ich gehe langsam zu Kirchlein Agia Irini, links in den Felsen am Wasser pusselt Nico vom Restaurant mit Messer an Fischen herum. Ich gehe um die Kirche, und lege meine Klamotten auf das Mäuerchen um mit Badehose bekleidet den Küstensaum weiter zu erkunden. Schmale Pfade zwischen Macchia umrunden den sanften Hügel, der nach Westen dann mehrfach tief eingeschnitten ist. die zweite Bucht ist ideal. Ich verbringe den ganzen Tag dort, nachdem ich meine Sachen geholt habe. Es ist ein Tag wie aus dem Bilderbuch. Als ich gegen eins aufbrechen will, fehlt meine Brieftasche! Ich bin total aufgerührt , gehe den Weg zur Kapelle hin und her, suche in allen Taschen, unter allen Steinen, in allen Ritzen und Schründen. Nichts. Ich bin wie paralysiert. Nochmal hin und her. Ich sehe ihn vor mir, meinen Rucksack auf der Mauer, kaum 10 Minuten alleingelassen. Ich habe meine Brieftasche nicht verloren, sie ist geklaut worden.

Danach hat mich meine breithüftige Havanna mit Höchstgeschwindigkeit zum Flughafen gebracht. Durch die elende Sucherei war ich zu spät dran, oder die Maschine mit Lisa und Axel war zu früh. Ich sehe das Taxi mir entgegenkommen, kehre um und rase hinterher. Ich konnte sie dann allerdings mit einer Abkürzung überholen und war vor ihnen am Hotel . Haben uns gegenseitig auf die gleichen Informationsstand gebracht, ausgiebig über Angelos, Paros und Welt geredet und einige Kolokithakia tiganites, Kolokithakia keftedes, Kalamarakia und Krassi zu uns genommen. Wie so ein gedeckter Tisch aussieht, muss sich auch nicht zeichnen. Wir haben uns gegenseitige Rücksichtnahme zugesprochen uns nicht für morgen verabredet. Man trifft sich entweder beim Frühstück oder abends im Glascafé, so wie die drei Könige von Paar aus, Alfons Joseph der dritte, dessen Namen ich nicht kenne. Jetzt ist 11:00 Uhr, wieder kommt ein Schiff, das sich seit 10 min durch einen Brummen ankündigte. In der Schwärzung der Nacht kommt eine Lichterkette mit dem Widerschein auf dem ganzen ganz glatten Wasser. Als hätte es auf dem Fuß kehrt gemacht, fährt auch eines aus, so dass das Brummen genauso wieder abschwillt ist , wie es aufgekommen ist.

Die Zeit beginnt zu gleiten. Ich habe die tolle Stelle bei ΑΓ. ΙΡΙΝΙ entdeckt. Ganz versteckt, von oben kaum einzusehen, die kleine Felsenbucht mit Stufen um ganz mühelos ins Wasser zu gelangen. Felsen pur, Wasser, Sonne, leicht bedeckt. Ich habe gebadet wie nie zuvor. ich springe von meinem Hausfelsen mit Köpper ins warme Wasser, schwimme die 20 m zur anderen Seite, klettere dort auf den Gegenfelsen. In der Sonne trocknen und das gleiche zurück. Oder weit hinausschwimmen, die Küste wird aufeinmal so gross, der in der Bucht eingeengte Blickwinkel weitet sich, das Wasser unter mir wird dunkler. Das ist Entfernung von der Realität, Einsamkeit. Bei all dem benutze ich kein Stückchen Stoff! Also das habe ich zumindest gespart, der Schrank ist sowieso viel zu voll. Die Zeit, die ich am Morgen bekam, habe ich hier wieder vertrödelt.

Ich bemerke, dass dahinten immer irgendwie Antiparos liegt mit seinen kleinen Inselausläufern. Entweder konturenscharf oder auf der Wasseroberfläche von meinem Schwimmhorizont, oder diffus durch die Tamarisken von der kleinen Taverne "bei Nico" aus gesehen. Dort habe ich heute einen FISCH gegessen, Tsipoura o.ä, mit einer Zitronen-Öl-Sausse, pur, ohne jegliches störendes Beiwerk. Das war zentral! Ich sitze dann hier unter der blauweissen Markiese und schreibe und lese in meinem Buch - dahinter ist immer Antiparos - habe mir natürlich auch einen kleinen Retsina gegönnt - da brachte der Chef eine 2. Flasche als kleine Geste des Hauses. Meinen Hinweis auf mein Aprilia-Rollerchen hat er mit grosszügiger Geste weggefegt. Zum Trost: ich habe sie nicht geleert - jetzt die absolute Krönung: 3 Schiffe gleichzeitig - Das bisschen Alkohol habe ich mir dann aus dem Leibe aus dem Leibe geschwommen. Nach einem Schläfchen auf dem Felsen im Schatten des Felsüberhangs, auf dem Weg zur Ganzkörperbräune bin ich ohne Sonnenbrand nach Hause gerollert.

Die Geschichte mit den Amphoren beginnt im September 1998, als wir nach der Enttäuschung mit geplatzten Hauskauf Erfüllung in dem Ankauf von etwas Alternativem, Grossem suchten und an der Strasse nach Naoussa die Amphoren kauften und bei Nico+Bärbel deponierten. Nun findet sie Ihre Fortsetzung ein Jahr später. Da ein Transport durch Nicos nicht geklappt hat muss ich nun aktiv werden. Zuerst einmal habe ich in der letzten Woche Elias angesprochen. Da ich ihm ein kleines Geschenk mitgebracht hatte, ein Buch über Braunschweig, hat er auch sofort seine Beziehungen spielen lassen. Elias, der Erste in der Kette. Der zweite ist der Tischler Georgios. Nach mehreren Anläufen, sich zu treffen, sind wir heute zu Georgios gefahren. Es ist besser einen Termin mit einem Tischler zu haben als mit einem Anwalt! Kirios Georgios hat sofort seine Arbeit an einem Fenster eingestellt . Mit seinem Pick-Up fuhren wir zu Nicos und Bärbel, luden die Vasen auf und kehrten zur Werkstatt zurück. Nun werden wir eine wunderschöne pariotische Kiste erhalten. Das ist nur der Anfang der Vasen-Kisten-Geschichte. Schon morgen sollen sie fertiggestellt sein und dann gehts weiter zum Spediteur, der den Weg von Paros nach Athen kennt. Der Weg wurde mit einigen Telefonaten mit Schenker in BS und Athen vorgezeichnet. Dort wird dann alles weitere arrangiert. Beim Spediteur an der Umgehungsstrasse hantierte Elias mit drei Telefonen wie ein Jongleur, ratterte seine Wortsalven wie mit einem Maschinengewehr hinaus.

Es ist sehr heiss. Im Morgengrauen lag das Wasser wie Blei. Die einzelne Mücke hat mich um 7°° geweckt. Sie hatte sich mit der Fliege von gestern verabredet. Wegen Arbeitsüberlastung von Mücke und Fliege ein für beide günstiges Arrangement. Die Hügel in Richtung Naoussa sind diesig verschleiert.

Die Geschichte mit den Amphoren geht schon heute weiter. Um 12°° hatte ich den Termin mit dem Tischler. Nach wütender Begrüssung durch die beiden skili, die mich aber, da an langen Drahtseilen gehalten nicht anfallen konnten, erreichte ich die Werkstatt. Sie war geschlossen, aber durch das Fenster konnte ich sehen: es sind zwei Kisten! Nach kurzer Wartezeit kam Georgios und strahlte ob seiner promten Auftragsabwicklung.
Nun kam die 2.Stufe: Aufladen der nun doppelt schweren Vasen-Kisten und Fahrt mit dem Pick-Up zum Prakterión, dem Spediteur, den Elias für uns aufgetan hat. Dort gab es wieder ein langes Palaver. Elias´ Eingreifen mit einer seiner Maschinengewehr-Wort-Salve brachte dann Klarheit. Schreib nur Deinen Namen, Adresse und Telefonnummer auf die Kisten und schon sind sie so gut wie weg nach Aspropyrgos bei Athen, von wo es dann nach Germania geht..
Nach der Bezahlung von 40.000 DRX dort und 30.000 DRX hier sah ich wie die beiden Kisten im LKW verladen wurden - dann waren sie aus meinen Augen verschwunden. Ich hatte irgendwie den Eindruck man denkt ich spinne. Jeder warf einen Blick auf die Anschrift und versuchte B.R.A.U.N.S.C.H.W.E.I.G zu buchstabieren. Elias brachte es nach einigen Versuchen fast richtig zustande. Wiethüchter dagegen ist unmöglich. Aber ich bin zuversichtlich. Frau Dora in Aspropyrgos wird das Weitere schon richten. Nun habe ich es also doch geschafft! Irgendwie ist es doch eine wirkliche Abreise von Paros mit allem Hackeldipack. Das Wetter wird sich ändern, der Wetterbericht sagt Nordwind voraus . Kein Meltemi sondern Boreas.

Dalaras singt hier in der kleinen Taverne, vermischt sich in meinen Ohren mit der Unterhaltung von Tavernen-Wirt Nico mit seiner Frau. Es klingt nach Streit, einzelne Wortbrocken klingen verständlich. Wir sind im Glascafé hängen geblieben. Eine Pizza von nebenan, dazu eine halbe Flasche Kavarnis sollten genug sein. Da nun Lisa+Axel an der Speisung teilnahmen, reichte natürlich eine Halbe nicht, und als Lutz und Erika (sächselnd) sich dazugesellten, wurden es ganz viele halbe Flaschen, zwischendurch registrierte ich noch Elias, dem ich sofort vom Verlauf der Kisten-Aktion erzählte. Ich glaubte nun sei alles ενταξι. Keineswegs,, da gäbe es noch ein Problem: Ich benötigte unbedingt das YΠ.ΔΙΛ⏐Σ&Io ta;S No. 105, zu bekommen im Fotoladen im Gebäude der Polizei. Sozusagen eine Art Warenbegleitschein. Also war ich auch noch am Donnerstag beschäftigt. Das Formular kann man natürlich nur mit einem Griechischenkundigen ausfüllen. Die Namen von Mutter und Vater, sowie der Ehefrau helfen einen Menschen eindeutig zu Identifizieren. Ausserdem soll kurz erklärt werden, dass die "Ware" nur zum persönlichen Gebrauch bestimmt ist. Ein Anruf bei Frau Moutsoula bei Schenker in Aspropyrgos hat dann alles geklärt, das Faxformular abgeschickt.

Nun kann ich endlich die Reise mit dem Kauf des Schiffstickets am abschliessen. Routiniert verlangte ich im Reisebüro 1.Klasse mit Kabine für das Schiff um 11:15, ich wurde korrigiert 11:30 sei die Abfahrtzeit.. Was mir garnicht zu denken gab. Erst als ich abends um 11:30 die Poseidon-Express besteigen wollte, wurde ich darauf hingewiesen, dass die von mir gebuchte Überfahrt bereits am Vormittag um 11:30 stattgefunden habe, nun ginge es nach Santorin! Und das mir altem Hasen! Zum Glück kam zu gleichen Zeit die Ariadne aus Santorin. So konnte ich doch noch rechtzeitig die Insel verlassen, zwar ohne Ticket, aber beruhigt.

Die dann auf dem Schiff gebuchte Kabine in den Tiefen des Schiffsbauches erwies sich allerdings als wahre Liegesauna, ohne Fenster mit säuselnder Klimaanlage. Ich bin nach 5 min Liegeversuch sofort wieder in meine Klamotten geschlüpft und habe mir im Salon einen Platz gesucht, mich an Deck in frischer Nachtluft abgekühlt und so eine fast schlaflose Nacht verbracht. Die Sessel liessen sich gut zu einer Sesselburg zusammenstellen, in deren Mitte ich dann auf dem Teppich einige Schlafversuche unternehmen konnte. Der erste wurde recht bald vom besorgten Stewart, der mich zu meiner Kabine gebracht hatte, unterbrochen, der mich beunruhigt fragte, ob mir nicht gut sei.. Er konnte auch beunruhigt sein, da ich ihm in Ermanglung von Kleingeld 1000 ΔΡΧ als Trinkgeld gegeben hatte, Aber dafür brachte er mich auch um meinen Schlaf. Die wenigen Minuten Entspannung reichten für eine weitere wache Stunde. Der 2.Schlafversuch wurde dann durch ein merkwürdiges Sich-Schütteln in rhythmischen Sequenzen verflacht und auch wieder beendet. Dann war an Schlaf schon nicht mehr zu denken.

Ich sah durch die Fenster bereits das vertraute Lichtgeflimmer der attischen Küste. Kap Sounion war schon passiert. Das Schiff gleitet in der Dunkelheit ruhiger dahin. Die Stimmung im Salon wird unruhiger, überall schälen sich Menschen aus den Kokons auf den Bänken, die Gruppe rauchender Männer, die die ganze Nacht nicht geschlafen, aber geredet haben, verstummt. Der Lichtsaum der Küste wird immer dichter je näher wir Piraeus kommen. Die Akropolis erscheint als dichter Fleck, eine helle Scheinwerferreihe markiert den Hafen. Die Maschinen laufen langsamer, wir sind um 5°° angekommen.

Die Stimmung im Hafen so früh, es ist noch dunkel, will mich noch nicht loslassen. Ich lasse mich noch im Kafenion gegenüber dem Anleger nieder, das schon geöffnet hat. Der Kellner steht mit frischem weissem Hemd in der Tür. Jetzt ein Frühstück, bei dem ich beobachten kann, wie sich das aufgescheuchte Gewusel der Ankunft langsam wieder beruhigt, Auto für Auto rückt ab, der letzte Lastwagen hat den Schiffsbauch verlassen. Es beginnt zu dämmern. Ich bleibe noch sitzen, bis mich der Aufsteh-Impuls treibt. Die vertraute Taxifahrt zum Flughafen, entlang der Küste bei aufgehender Sonne ist das Abschiedsgeschenk dieser Reise. Die 5 Stunden Wartezeit in der Ablughalle eher eine notwendige Entwöhnung, um die Normalität in Frankfurt, Hannover und dann in Braunschweig erträglicher zu machen.

Geschrieben 05.11.2008, Geändert 19.11.2008, 2552 x gelesen.

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Kommentare zu diesem Artikel

Kommentar von O Amorgios vom 25.11.2008 15:11:42

Tolle Erinnerungen

Gruß
Frank


Kommentar von greecebear vom 22.11.2008 23:27:17

Sehr anschauliche Berichte die du schreibts.
Bei dem Frisör war ich vor Jahren auch mal (dieses Jahr waren dort ein jüngerer, nachdem nach meinen Beobachtungen dort einige Jahre "nichts" war). Ist doch mal was Positives, gegenüber den sich jetzt auch dort ausbreitenden "Kettenläden".
Den besten Ausspruch fand ich damals "Ich stamme aus einer deutschen Mutter", habe ich irgendwie nie vergessen.