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Es wird geheiratet

Von Gast

Die Trauung

Die Trauung
Von Gast

In Griechenland wurde die zivile Trauung erst Anfang der achtziger Jahre eingeführt. Davor war nur eine kirchliche Heirat möglich. Heute hat ein griechisches Paar die Qual der Wahl: entweder standesamtlich oder kirchlich oder beides. Die kirchliche Trauung steht in der Gunst der Paare immer noch ganz vorn. Wenn dann einer von beiden auch noch Ausländer ist bzw. nicht dem griechisch-orthodoxen Glauben angehört, gibt es sogar etwas zu lachen.

Wir heirateten in der Kirche Agia Filothéi, in der eine Woche später auch der damalige Ministerpräsident Papandreou seine "Mimi" ehelichen sollte. Eine kirchliche Trauung ist immer ein besonderes Ereignis, und Verwandte und Bekannte nehmen auch die längste Anreise in Kauf, um dabei zu sein. Das Brautpaar betritt zuerst die Kirche und bleibt vor dem Altar stehen. Alle Hochzeitsgäste gruppieren sich um das Paar herum, in nächster Nähe natürlich der Trauzeuge. Stühle gibt es nicht.

Dann beginnt der Pope mit der Zeremonie, d.h. in einem endlosen Singsang wird die "Hochzeitsliturgie" vorgetragen. Es handelt sich hierbei um Texte aus dem Evangelium. Irgendwann kommt der Pope an die Stelle, wo geschrieben steht, daß die Frau dem Manne gehorchen soll, und eine griechische Braut tritt ihrem zukünftigen Ehemann dabei kräftig auf den Fuß, um keinen Zweifel aufkommen zu lassen, wer wem zu gehorchen hat. Leider habe ich seinerzeit von dem ganzen Vortrag kein Wort verstanden, weshalb ich diese Stelle verpaßte - zum Spott der weiblichen Hochzeitsgäste.

Anschließend holt der Pope ein großes, schweres Buch hervor - das Evangelium. Dieses hält er zuerst der Braut vor das Gesicht. Ich wußte nicht, was das nun wieder zu bedeuten hatte und guckte ratlos in die Menge. Der Pope merkte schnell, daß er es hier mit einer "Ungläubigen" zu tun hatte und hielt das Evangelium meinem Mann entgegen, der es auch prompt "küßte".

Es wird jedem ein Schluck Wein gereicht, und dann setzt der Trauzeuge dem Brautpaar die "Stefania" auf den Kopf. Es handelt sich hierbei um zwei Kränze, die durch ein Band miteinander verbunden sind. Die Ringe werden angesteckt, und der Pope nimmt das Brautpaar, verbunden durch die "Stefania", an die Hand und marschiert dreimal um den Altar herum. Dabei werfen die Gäste fleißig mit Reis und Blumen.

Danach verlassen zuerst Brautpaar, Trauzeuge und die Elterns des Brautpaares die Kirche und stellen sich draußen auf. Alle Hochzeitsgäste kommen vorbei und drücken jedem einen dicken Schmatzer rechts und links auf die Wange, verbunden mit dem lieben Wunsch "na siessete" (ihr sollt leben). Furchtbar anstrengend und unglaublich schön!

Geschrieben 20.09.2000, Geändert 20.09.2000, 1580 x gelesen.

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