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Die Taxifahrer von Athen

Von Gast

Gleich vorweg gesagt: Taxifahrer in Athen zu sein ist ein hartes Brot. Aber überall gibt es Grenzen. Wenn man bangen muß, im Dunkeln oder bei strömendem Regen oder bei 35° im Schatten kein Taxi zu bekommen, weil man sich nicht an die "Spielregeln" hält, hat der Spaß ein Ende.

Als potentieller Benutzer eines Athener Taxis sollte man sich dringend folgende essentiellen Verhaltensmaßnahmen einprägen:

Will man in Athen ein Taxi benutzen, muß man sich unbedingt in der Richtung des gewünschten Fahrtziels aufstellen. Wartet man an der Straße nach Kifisia, und man möchte doch zum Flughafen, wird man garantiert seinen Flug verpassen. Kein Taxifahrer wird jemals seinen Wagen wenden, um von der eingeschlagenen Richtung abzuweichen, ob es sich nun um ein altes Mütterchen handelt, eine Schwangere im 8. Monat oder um 2 liebenswerte Touristen.

Viele Taxifahrer sind dennoch sehr zuvorkommend; obwohl bereits zwei Kunden schwitzend in den abgewetzten Polstern hängen, nehmen sie gern noch zwei oder drei Wartende mit (so sie denn in die gleiche Richtung wollen). Es ist dabei selbstverständlich, daß jeder Fahrgast den kompletten Fahrpreis zahlt. Rauchen ist in den meisten Taxis strengstens untersagt (kommt mir sehr entgegen).

Abends ist man oft schneller im Hotel, wenn man die endlosen Boulevards von Athen zu Fuß durchwandert (wir befinden uns schließlich im Geburtsland des Marathonlaufs). Die Taxis sind hoffnungslos überfüllt und irgendwann wollen die Fahrer ja auch einmal Feierabend machen (es sei ihnen gegönnt).

Im letzten Jahr brach in Athen - nach einem heißen, schwülen Tag - die Sintflut über uns herein. Mein Mann und ich befanden uns im Stadtteil Pankrati (d.h. in der Innenstadt) und sollten abends um sieben am Flughafen sein (keine kurze Strecke). Plötzlich fing es an zu schütten, als ob Zeus persönlich alle Schleusen des Himmels geöffnet hätte. Unglücklicherweise lief das Wasser nicht ab, sondern kam aus den Abflußrohren wieder hoch. Auf den Straßen stand knöchelhoch das schmutzige Wasser. Mein Mann und ich hatten unsere Hosen hochgekrempelt, die Sandalen waren sowieso verloren.

Verzweifelt hielten wir nach einem Taxi Ausschau, das uns zum Flughafen bringen könnte. Aber entweder wir standen in einer für den Fahrer falschen Richtung, oder man wollte wegen des Wetters die Fahrten einstellen und sich nach Hause begeben (keine schlechte Idee, wenn sich als Alternative nur der Transport von zwei tropfenden "Schweinchen" anbietet). Ich sah unseren Flieger bereits ohne uns in den blauen Himmel entschwinden.

Aber siehe da - dóxa to Theó - endlich erbarmte sich doch noch ein lieber Mensch sprich Taxifahrer, und wir konnten schließlich bis auf die Haut durchnäßt und mit quietschenden Sandalen unser Flugzeug besteigen.

Geschrieben 13.09.2000, Geändert 13.09.2000, 1167 x gelesen.

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