Von
nameno
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4 Antworten
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----- " Wir hatten 5 volle Tage für Naxos und ich würde mal behaupten ich habe alles gesehen bzw. abgefahren " ------
Also, für einen, der sich Naxos über einige Jahrzehnte hinweg "erarbeitet" hat, ist sowas natürlich ein ziemlicher Schlag!
In der Reisebranche gilt der Spruch, " man sieht nur, was man weiß ". Und wer nicht bereit ist, wer sich nicht die Zeit nimmt, Land und Leute zu erkunden, wer nicht neugierig auf unbekanntes, ungewohntes ist, der "macht" das halt in 5 Tagen, verschwendet sein Geld und bleibt dumm.
Er hat sich nicht in den Ruinen von Apano Kastro in die Vergangenheit geträumt. Er hat nicht auf den letzten Metern unterhalb vom Appalirou gebangt, wie komme ich jetzt ganz nach oben. Er hat nicht vom Fanari die Gänsegeier unterhalb seiner Standebene vom und zum Koronos segeln gesehen.
Island-hopping bedeutete im Ursprung auch nicht, binnen 14 Tagen mittels verkapselter Speed-Fähren möglichst viele Inseln zu machen. Islandhopper waren die zwei Jungs, denen der Opa gesagt hat, geht den Sommer nach Griechenland, die habe morgens beim Frühstück mit dem laptop die nächsten Abenteuer geplant. Islandhopper waren die Gaukler, die sich in einer verlassenen Taverne auf einem Kap in Chora einquartiert hatten, tagsüber tauschten sie ihre Künste am Strand aus; jeder brachte dem anderen bei was er selbst gut konnte; abends machten sie Musik auf dem Damm zur Portara. Ich hab einem Tavernenwirt - selbst Musiker - mal gesagt, die mußt du mal engagieren; nö, das kann ich nicht, dann sitzen die Gäste zu lange.
Natürlich hat sich Naxos in den letzten 10 - 15 Jahren verändert! Mehr "Umsatz", mehr "Wertschöpfung". Ich kann es den Griechen nicht verdenken, daß sie den Standards der westlichen Tourismusindustrie hinterher hecheln, halte es aber für falsch. Als vor Jahren der schwedische Pauschaltourismus versuchte, Naxos unter seine Fittiche zu nehmen, schrieben sie den Wirten Briefe mit dem Tenor: du gibst uns Rabatte, wir schicken dir unsere Kunden. Die Briefe haben die Griechen ins Fenster gehängt.
Als der Bus noch kurz hinter Maragas wendete, waren die restlichen 15 Strandkilometer nach Süden wirklich ein Paradies. Aber im Paradies wird, glaub ich, kein Geld verdient.
Gibt es eigentlich noch diese wahnsinnigen Graffitis/Murals auf Alyko?
Was ich in all diesen Jahren gelernt habe ist, daß es sehr unterschiedliche Arten gibt Urlaub zu machen; und jede hat wohl ihre Berechtigung. Wie der erste Kanzler sagte: die einen mehr, die anderen weniger. Aber, wer hier im Forum nach Urlaubstipps fragt, oder gar versucht sich seinen Urlaub planen zu lassen, sollte sich darüber im Klaren sein, daß diese Tipps sehr, sehr subjektiv ausfallen werden.
In diesem Sinne kalo taxidi 2022, vielleicht auch ohne Bewegungskontrolle.
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