Re: Wieder Fahrplan-Puzzle bei Anek

Ja, mit der Geschichte geht Grimaldi doch schon lange hausieren. Hat er bisher irgendein konkretes Angebot vorgelegt? Nein. Er baut seine Autobahn der Meere auf diesen Strecken mit Minoan oder dem, was davon übrig ist.

Wenn du irgendetwas haben willst: wäre es dann eine gute Taktik, das laut rauszuposaunen und offenbar keinen Cent dafür locker zu machen? Übernahmen werden in der Regel still und verschwiegen nach Börsenschluss am Wochenende vereinbart und dann am Montag dem verdutzten Markt bekanntgegeben.

Wenn Grimaldi rumposaunt führt das doch vor allem zu einem Effekt: Spekulanten kaufen Attica-Aktien, warten auf ein Übernahmeangebot oberhalb des Börsenkurses in der Hoffnung, die Differenz als Gewinn einstreichen zu können.

Ich denke, es geht um anderes. Grimaldi weiss genau, dass er niemals das Gesamtpaket Attica bekommt. Wenn er jetzt lauthals seine Kaufabsichten kundtut, dann führt das vor allem zu einem Effekt: diejenigen, die große Teile von Attica tatsächlich kaufen wollen, müssen dafür mehr auf den Tisch legen. Wenn Wettbewerber auf diese Weise finanzielle Probleme bekommen, profitiert wer? Grimaldi.

Weshalb hat Grimaldi wenig Chancen, Attica als Ganzes zu schlucken? Der Grund heißt Margrethe Vestager. Bei einer solchen Übernahme würde die EU-Wettbewerbshüterin mit großer Wahrscheinlichkeit prüfen, ob der Wettbewerb nach einer Übernahme auf den Teilmärkten der einzelnen Adriastrecken noch gewährleistet ist. Wenn Anek strauchelt und Attica zum italienischen Häppchen wird, gibt es auf wichtigen Teilmärkten keinen Wettbewerb mehr. Damit würde die Übernahme aus wettbewerbsrechtlichen Gründen entweder komplett untersagt oder unter Auflagen nur auf jenen Strecken möglich sein, auf denen Wettbewerb gewährleistet ist.

Ich kann mir eher vorstellen, dass der Ball in einer innergriechischen Lösung etwa an Seajets gehen könnte. Das ist die derzeit am schnellsten wachsende Reederei. Bisher sind sie im Fährgeschäft nur innergriechisch unterwegs. Sollten sie noch Adriaverbindungen nach Italien dazubekommen, wäre das wettbewerbsrechtlich eher nicht bedenklich.

Zum Vergleich:
Attica Holdings hat einen Börsenwert von rund 223 Millionen Euro
Anek hat einen Börsenwert von rund 16,6 Millionen Euro (bei 341 Millionen Euro Schulden)