Geschrieben am 25.03.2021 23:25:47
Von
mesedes
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Hellas und die Hellenen
"Was wurde ich schon ein Israeli, Spanier, Italiener, Türke oder Österreicher genannt. Bevor ich meinen Namen nenne. Den Vornamen. Ich mag das. Es ehrt mich auch ein bisschen. Gestern bezeichnete mich jemand als poc (person of color). Das ging mir doch zu weit. Vom rötlichen Bart abgesehen bin ich hell mediterran. Als Kind blond und im Alter vermutlich weißer Kranz. Meine Augenfarbe findet sich vermutlich auf der ganzen Welt, die Augenform wohl mehrheitlich zwischen dem Iran und Portugal. Also, wo komm’ ich her? Aus dem Münchener Stadtrand aber mein Einzugsgebiet ist deutlich größer. Wurzeln, Verästelungen, Horizonte. Das verliert sich nach oben wie nach unten. Nach vorne in die Zukunft wie nach hinten in die Vergangenheit. So wie bei allen Menschen ist meine genetische Ausstattung kein Wesensmerkmal, keine Charaktereigenschaft. Ich bin weder gut noch schlecht deswegen. Die Strahlungsintensität des Gefühles und die Qualität der Gedanken formen Handlungen. Handlungen formen Lebenswege. Leben formen Geschichte. Geschichte macht Gemeinschaft. Hellas feiert 200 Jahre Freiheit. Die Freiheit, mehr Fehler zu machen, als gut ist. Nur sich selbst verpflichtet. Hellas ist tópos und idéa. Und verliert sich nach oben und nach unten. Nach vorne und nach hinten. Mannigfaltig in Ausformung und Gestalt. Groß in geistiger Ausdehnung und tief im Gefühl. Und so schwachsinnig und kleinlich, kurzsichtig und korrupt, dass man es am liebsten in der Ägäis versenken möchte. Doch selbst wenn man es täte, käme eines Tages wieder ein Gott daher, die Insel aus dem Meer zu heben. Eine Insel der Willkommenen. Und Schurken."
Aristoteles Chaitidis
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