Re: Neuigkeiten - Minoan/Grimaldi

Spannende Zeiten. Doch worum geht es?

Cruise Europa und Cruise Olympia boten bisher auf der Adria-Strecke gemeinsam Platz für insgesamt 5700 Passagiere, 1800 PKW - und wichtig für LKW - 6000 Spurmeter in der Garage. Von Patras aus pflügten sie im besten Fall mit maximal 28,5 Knoten nach Igoumenitsa und Ancona sowie in Gegenrichtung. Kam es zu Verspätungen, so schaukelten sich diese zu langen Delays auf.

In diesem Jahr verändert Grimaldi sein Angebot auf der Strecke offenbar strukturell.

Die Fähren Florencia und Corfu bedienen die kürzere Linie von Igoumenitsa nach Ancona und in Gegenrichtung mit einer gemächlichen Maximalgeschwindigkeit von 24 Knoten. Sie bieten gemeinsam Platz für insgesamt 1900 Passagiere, 800 PKW sowie 5115 Spurmeter.

Europa Palace (ex Superfast VI) sowie Zeus Palace (ex Prometheus) zeigen der Konkurrenz auf der längeren direkten Verbindung Patras-Ancona, was eine Harke ist. Die Europa Palace schafft 32, die Zeus Palace 31,5 Knoten. Es geht also deshalb und wegen der Direktverbindung deutlich flotter voran. Beide können auf dieser Strecke gemeinsam insgesamt 2595 Passagiere sowie 2000 PKW laden und bieten 3908 Spurmeter.

Was verschiebt sich in der Struktur auf dieser Strecke im Angebot von Grimaldi/Minoan Lines?

Die maximale Passagierzahl schrumpft von 5700 auf 4495. Die angebotenen PKW-Plätze steigen von 1800 auf insgesamt 2800 und die LKW-Spurmeter von 6000 auf 9023.

Grimaldi/Minoan Lines greifen Anek/Superfast also mit einer klar profilierten Doppelstrategie an. Sie reagieren auf die in der Coronakrise stark gesunkenen Passagierzahlen, erhöhen das Angebot für Autofahrer sowie LKW-Speditionen um jeweils etwa ein Drittel. Zudem wird die Direktverbindung (Grimaldi: Autobahn der Meere) zwischen Patras und Ancona deutlich schneller, Speditionen sparen Zeit und auch Arbeitszeit ihrer Fahrer bei der Überfahrt.

Der Angriff besteht also aus mehr Speed und zudem deutlich mehr Kapazität. Damit sind sie auf eine möglicherweise in der zweiten Jahreshälfte anziehende Konjunktur gut vorbereitet. Da die Nachfrage aber kaum um 30 Prozent anspringen wird, werden wir mehr schlecht ausgelastete Fähren sehen. Entweder bei Anek/Superfast, weil das Angebot von Grimaldi/Minoan für die Hauptkunden attraktiver ist. Oder bei Grimaldi/Minoan selbst, weil die Nachfrage weit hinter der steigenden Kapazität zurückbleibt.

Damit wäre die jahrelange Phase des Einschrumpfens der angebotenen Streckenkapazität auf die stark gesunkene Nachfrage beendet. Eine Trendwende im Wettbewerb. Das erinnert mich an den Verdrängungswettbewerb mit immer größeren und schnelleren Schiffen, der Mitte der 1990er Jahre einsetzte und etwa bis zur Finanzkrise dauerte.

Spannende Zeiten