Re: Lufthansa

Ich denke, es ist auch keine Schande, wenn man genauer hinschaut. Die Lufthansa war nach dem Flugverbot der Alliierten eine Staatsgründung des Bundes und Nordrhein-Westfalens. Seit 1966 wurden Staatsanteile schrittweise verkauft. 1966 wurden die erste Aktien-Tranche zum Preis von 1000 D-Mark angeboten und kletterte am ersten Tag des Börsengangs auf fast 3000 Euro – pro Stück. Schubweise wurden danach immer neue staatliche Aktienanteile verkauft. 1997 brachte der Bund seine letzten 37 Prozent an die Börse.

Der Staat hat also durchaus gut Kasse mit der Wertschöpfung gemacht, die Piloten, Flugbegleiter und Bodenpersonal über Generationen erwirtschaftet haben. Bezahlt haben das letztlich die Aktionäre – darunter zahlreiche Privatanleger.

Was du kritisierst ist, dass sich die Lufthansa seither marktgerecht verhält. Der Bundesgesetzgeber schafft Steuerrecht, nicht nur Privatfirmen nutzen die gesetzten Freiräume zur Gestaltung.

Ein Beispiel: Im deutschen Bundesland Brandenburg regierte die SPD zehn Jahre lang gemeinsam mit der Linken, ehemals PDS. Die stellte auch den Finanzminister. Die PDS gehört zu den lautstärksten Befürwortern von Vermögenssteuern (Reichensteuer) und dem Abbau von Steuerschlupflöchern.

Der Genosse Finanzminister der SED-Nachfolgepartei zeigte umgehend, worauf seine postkommunistischen Tugenden gründeten. Die größte Gruppe der Landesbediensteten sind Lehrer. Dort hatte auch die Linke ihr größtes Wählerpotential – ehemalige DDR-Lehrer mit festem Blick auf ihre Pensionsansprüche beim kapitalistischen Klassenfeind.

Was tat also der Genosse Finanzminister? Er brachte die vom Brandenburger Steuerzahler erwirtschafteten Gelder des Pensionsfonds raus aus Deutschland, weg vom Zugriff der Steuerbehörden und legte das Geld in Steueroasen wie beispielsweise Zypern im warmen Mittelmeer oder Cayman Islands in der Karibik an. Von Staats wegen mit linker Gesinnung Geld machen mit Steuervermeidung - wegen der Rendite und dem anrückenden Heer roter Rentner.

www.berlin.de/aktuelles/berlin/2997223-9 58092-vorwuerfe-gegen-markov-wegen-brand enburg.html

www.cdu-fraktion-brandenburg.de/lokal_1_ 2_727_Brandenburgischer-Versorgungsfonds -in-Steueroasen.html

Es ist eben wie immer. Die Moralritter kommen hoch zu Roß und heben die Morallatte für die anderen gern so hoch wie möglich. Von dort lässt es sich gut herabschauen. Und auch das ist wie immer: ein genauerer Blick lässt dieses Kartenhaus der Hochmoral zusammensacken wie krümelige Spekulatius vom Vorjahr. Niemand hält der Lufthansa vor, ihren Gestaltungsspielraum rechtlich überspannt zu haben. Bleibt eben nur die fragwürdige Moralkeule.

Ganz ehrlich: ich habe schon lange keine Freude mehr daran, der Schleimspur der Entrüstung moralisierender Ideologen zu folgen. Weshalb auch? Die ist mir zu rutschig.