Geschrieben am 29.01.2019 17:44:44
Von
HannesP
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2 Antworten
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Die Einfahrt über die seitliche Klappe war vor allem für Lastwagen die Hölle, denn ihnen stand zum rangieren nur die Schiffsbreite zur Verfügung.
Ich erinnere mich noch gut an das gelbe Schiff mit der roten Wasserlinie und dem orangen MK-Logo am Schornstein. Damals bin ich als Student mit einem älteren roten W123 mit blauer Innenausstattung übergesetzt. Seinerzeit war das Leben farbenfreudig. Man fuhr in den gelben Schiffsbauch und dann auf grünem Deck eine enge Wendel herab in die unteren Autodecks. Abwärts wars zwar saueng, aber es ging. Aufwärts hatten die 55 PS des 200D damals am Gewicht des vollgepackten Urlaubsautos und der steilen Wendelsteigung kräftig zu knabbern.
Hinten auf dem Deck gabs Hot Dogs und im Duty Free stangenweise Camel in gelben Camel-Taschen. Auch wenn man nicht rauchte, zuhause fand man immer dankbare Abnehmer.
Das Schiff kam mindest sechs Stunden zu spät und verlor dann wegen des geringen Reisetempos auf der Strecke weitere Zeit. Minoan fuhr in Ancona später los als die MedSky, überholte das Karageorgis-Schiff und weit vor Patras kam Minoan schon wieder entgegen, ohne das für die MedSky das Ende der Reise schon in Sicht war.
Minoan ist auch ein Hauptgrund, weshalb Karageorgis ohne Vorwarnung dichtmachte. Plötzlich war die Firmenkasse weg, als Mitarbeiter früh zur Arbeit kamen, wird erzählt. Auslöser waren die Kartelluntersuchungen der EU-Komission. Die Wettbewerbshüter durchleuchteten die Branche und stießen auf erstaunliches. In jedem Herbst faxte und tickerte Kartellführer Minoan seine Konkurrenten an. Die mussten dann ihre Preise fürs nächste Jahr vorlegen und in einem längeren Abstimmungsverfahren einigte sich das Kartell dann auf Preise fürs nächste Jahr.
Die EU-Wettbewerbshüter haben dafür hohe Strafen verhängt. Karageorgis Lines sollten glaube ich eine Million der Euro-Vorgänger-Verrechnungs-Wä hrung ECU als Strafe zahlen. Die wehrten sich nicht mal mit juristischen Mitteln dagegen und machten einfach dicht, bevor der Mann mit dem Pfandsiegel auch nur die Socken anziehen konnte. Das und die steigende Finanzmacht der als Aktiengesellschaft organisierten Konkurrenten hat der Familienreederei Karageorgis finanziell das Genick gebrochen.
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