Von
nc-middelro
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Danke. Danke. Danke. Das habe ich gebraucht. Man kann von der Linken, Gysi im besonderen, halten, was man will. Aber er hat als einziger die Spätfolgen erkannt. Mir wird immer klarer, daß die Politik ein totes Pferd reitet.
Wir dürfen annehmen, daß mittlerweile Ernüchterung bei der Politik eingekehrt ist, jedoch fehlt es am konsequenten Handeln. Das Menschen verzweifelt sind, weil sie mangels Einkommen nicht mal das Existenzminumum zur Verfügung haben.
Ich glaube, daß Griechenland zeigt, daß es ein Fehler war, so wie Gysi es prophezeit hat, Europa über eine Währung einen zu wollen. Damals wie heute haben wir ein gespaltenes Verhältnis zu Banken oder auch Versicherungen. Jede Menge Kohle, die eigentlich von ihren Kunden stammen, aber denen sie nur einen (Bruch-)Teil zurückgeben.
Meine Meinung, mehr denn je, ist, einen Schuldenschnitt zu machen, damit das Land wieder atmen kann. Dann kann die Regierung ja zeigen, was sie drauf hat. Allerdings gebe ich zu bedenken, daß die Linken Europa grundsätzlich umgestalten wollen und damit auch nicht alleine dastehen. Doch dürfte das im Moment eher zweitrangig sein. Da wir in Deutschland ohnehin die größte Last tragen (egal ob Bürgschaft oder Pleite), können wir in unserer vergleichsweise komfortablen Situation den Menschen dort helfen.
Ich glaube auch, daß die Bevölkerung mittlerweile in der Realität angekommen ist und um ihre wirtschaftliche Stärken und Schwächen weiß. Aber um verlorenes Terrain wiederzugewinnen, braucht nicht nur Geld, sondern auch Schutz. Ich kann immer noch nicht nachvollziehen, warum es billiger sein soll, Waren durch die EU zu kutschieren, wenn das gleiche Gut vor Ort produziert werden kann.
Die Landwirtschaft, neben dem Tourismus, als Haupteinnahmequelle, muß wieder auf die Beine kommen. Vielleicht sollte hier auch steuernd eingegriffen werden, daß bestimmte Güter des täglichen Lebens geschützt werden bzw. Importgrenzen für landwirtschaftliche Erzeugnisse eingeführt werden. Diese Erzeugnisse könnten ja auch für die Erzeugung alternativer Energien/Biokraftstoffe eingesetzt werden.
Das Europa längst nicht mehr eine Gmeinschaft gleichberechtigter Partner ist, wird auch deutlich, wenn Großbritannien als eines der wichtigen Partnerländer, ernsthaft überlegt, aus dem Euro auszutreten. Sie haben, wie andere in der EU-Zone auch, keinen Euro eingeführt, weil sie ihre Währung als einen Teil ihrer Identität sehen. Und ich denke, ein Volksentscheid in Deutschland über den Euro wäre auch kein Selbstgänger gewesen. Und mittlerweile ist die Freude auch nicht ungeteilt und nicht wenige würden sich freuen, wenn wir wieder die DM einführen.
Ich hoffe (nicht vergeblich), daß sich die Politiker darauf besinnen, daß es in erster Linie das Volk trifft, wenn noch mehr gespart werden soll. Was bei uns mit Schäuble und seinem unbändigen Sparwillen funktioniert hat, muß in Griechenland nicht richtig sein. Dafür hat das Land nicht die wirtschaftliche Kraft, das zu bewältigen. Und es sollte auch keine leere Worthülse sein, daß Partner sich im Falle eines Falles helfen...auch wenn es für alle schmerzhaft sein sollte.
Aber: Wenn nicht endlich von griechischer Seite damit aufgehört wird, seinen Gegenüber zu beschimpfen (Stichwort: Terrorismus) oder mit Kriegsverbrechen (Stichwort: Reparationsforderungen) zum Entgegenkommen zu zwingen, dann fürchte ich, wird sich diese Seite auf Mechanismen und Verträge zurückziehen. Und was das bedeuten kann, ist schon ausführliche beschrieben.
Insofern ist mir nicht klar, ob das Verhalten auf mangelnde Etikette und Erfahrung oder die reine Verzweiflung ist. Das Varoufakis jetzt das Handtuch geschmissen hat, kommt nicht von ungefähr. Nur das hätte viel früher passieren müssen, dann wäre man am Verhandlungstisch noch im Gespräch. Solange aber nur halbseidene Andeutungen für mögliche Lösungen präsentiert werden, wird kein neues Geld fließen. Da nützt das Referendum auch nichts.
Was das angeht, schaue ich schon ein wenig neidisch darauf. Das könnten wir in einigen Fragen in Deutschland auch gebrauchen. Das halte ich aber auch nicht für eine Schwäche der Regierung, sondern für eine Stärke. Politik soll doch für die Menschen gemacht werden und ist nicht Selbstzweck. In Deutschland werden, wenn überhaupt nur noch große Versprechungen gemacht, die nach den Wahlen Makulatur sind. Daher wissen die Regierungen bei uns schon, warum sie ein solches Mittel nicht wollen.
Alles in allem steht Europa am Scheideweg, ob es so weitermachen will oder sich modernisieren mauß. Auch das die gemeinsame Währung keine Zwangsjacke sein darf, aus der es kein Entrinnen gibt, ist für mich schon ein Konstruktionsfehler. Das hat nämlich auch eine mögliche Lösung verhindert. Wie so viele Mechanismen, die uns bisher unbekannt waren. Aber auch das ist wieder ein positive Erkenntnis dieser Krise. Informiert zu werden, was aber bei der Flut manchmal auch wieder schwierig ist, Fakt von Meinung zu unterscheiden.
Für die Griechen, hoffe ich, kommt eine tragfähige Lösung zustande, daß sie in den nächsten Jahren ohne die permanenten Existenzängste leben können. Und das sie nach und nach wieder Arbeit finden, die ja Geld in die Staatskasse bringt. Am Ende sollte ein Stück Lebensqualität zurückkommen.
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