Re: Griechisch lernen - schwer?

Hallo Andrea,

ich bemühe mich auch schon seit Jahren, des griechischen wenigstens im Ansatz mächtig zu werden.

Auch ich habe mal wie viele andere begonnen, das über einen VHS- Kurs zu machen. Das hat mich allerdings nicht recht weitergebracht. Die Pausen in den Ferien etc. haben fast immer dazu geführt, daß man in den Büchern in der Regel nicht da wieder anfängt, wo man aufgehört hat, sondern wieder zurück im Text muß. Weil einfach zu viel vergessen wurde.

An diesen Kursen nehmen zusätzlich Mitmenschen teil, die glauben, mit einer wöchentlichen Teilnahme von jeweils 1 ½ Stunden und das in einem VHS- Semester mit 10 bis 12 Unterrichtseinheiten Griechisch sprechen zu können, ohne im trauten Heim zusätzlich etwas dafür tun zu müssen. Das Ergebnis ist nicht nur für sie frustrierend, sondern auch für die anderen durch deren Frust verstörte Kursteilnehmer. Ein Ergebnis davon ist u.a übrigens auch, daß nach zwei bis drei Durchgängen Kurse mangels Masse nicht mehr entsprechend des eigenen Wissensstandes von der VHS angeboten werden. Das wiederum hat zur Folge, daß Griechischlehrer mit ihrer Methodik und Didaktik ebenso immer in der Mitte von „Kalimera“ oder welchem Lehrbuch auch immer stehen bleiben.

Dann fängt man woanders an, das e.g. Spiel wiederholt sich und man steht nach Jahren genau so blöde da wie am Anfang. Blöde insofern auch, da die meisten verwendeten Lehrbücher sich inhaltlich fast nur auf Touristengriechisch beziehen. ... wo kommst du her ... , ... wie geht es dir? ... , .. mir geht es gut ... , ... ich möchte eine großes Eis und einen Frappé ... etc. blah blah ... Und dann steht man in Hellas einem echten Griechen gegenüber und hat keine Ahnung, wovon der spricht. Und wenn man dann noch „ermutigend“ angesprochen wird, man würde doch seit Jahren Griechisch sprechen, bleibt einem zur halbwegs funktionierenden Ehrenrettung nur das Bestellen eines weiteren Bieres oder Ouzos übrig.

Meine nächste „Lernstufe“ war der fast schon massenhafte Kauf von Sprachkursen mit MC bzw. CD. Anfangs war das immer noch ganz lustig und einfach, man konnte ja schon ein wenig. Was mich dann aber jedes Mal völlig umgehauen hat, war das mit Kapitel 2 oder 3 beginnende typische Schnellsprechen auf den Tonträgern. Da wusste ich dann zwar, was im Text stand, den hatte ich ja vor mir liegen, konnte dem aber trotzdem beim Hören nicht oft schon nicht mehr folgen. In diesen Phasen habe ich alle menschlichen Höhen und Tiefen erlebt. Von abgrundtiefem Frust, völliger Verzweifelung, Wut, Haß und Enttäuschung. Und habe jede Menge grundsätzlicher Selbstzweifel an meinen Fähigkeiten gehabt. In meiner Wut habe ich reichlich aggressive an Pons, Langenscheidt und Co. gerichtete Briefe phantasiert und mir vorgestellt, wie es einem dieser Schnellsprecher wohl ergehen würde, hätte er einen Kopfhörer auf und müßte sich über Stunden Dieter Bohlen und Dieter- Thomas Heck im Duett anhören.

Gemeinsam mit einer kleinen „Restgruppe“ eines eingeschlafenen VHS- Kurses habe ich nun einmal in der Woche Unterricht bei einer sehr guten Griechischlehrerin, bekomme wöchentlich reichlich Hausaufgaben auf und bespreche mir meine Tonträger zum Lernen selbst, die ich dann mit ins Auto nehme. Und bemühe mich täglich, leider nicht immer mit Erfolg, meinen inneren Schweinehund zu überwinden und mich mindestens 30- 40 Minuten täglich mit dieser Sprache zu beschäftigen. Täte ich das nicht, könnte ich eigentlich gleich ganz aufhören.

Mittlerweile bin ich nicht sprachbegabter Mensch tatsächlich in der Lage, mich langsam aber sicher in diese Sprache einzufinden und sie ansatzweise zu verstehen. Und ich bemühe mich, mein Lenkrad im Auto nicht noch weiter zu verbeißen, auch wenn ich zum x-ten Mal mir den mit der Wiederholtaste aufgespielten viel zu schnell gesprochenen Text anhören muß.

Daher mein Tipp : Sich eine kleine feine Lerngruppe außerhalb der VHS suchen bzw. sich zu einer zusammenschließen. Kreativ eigene Lernmethoden entwickeln, ich habe mir z.B. mal eine zeitlang die auf einen kleinen Zettel geschriebenen aktuellen Vokabeln auf die Rückseite meines Händiehs geklebt. Gut ist es natürlich, über das Internet griechische Sender zu hören bzw. TV zu sehen und bei einem Aufenthalt in Hellas alles versuchen zu lesen, was einem unter die Augen kommt. In meinem Wörterbuch habe ich am Rand des hinteren Buchdeckels einen Streifen geklebt, auf dem das Alphabet steht. Weil ich es immer noch nicht kann und mich über das lange Suchen im Lexikon nie wieder ärgern möchte. Was mich aber ganz entscheidend nach vorn gebracht hat, ist der Erwerb eines kleinen Übersetzers von Hexaglot. Traveller south. Da gibt es reichlich Eintragungen und man kann sie schnell und bequem abrufen. Er enthält im Gegensatz zu den Vorgängern auch Betonungszeichen und ist der einzige, den es auf dem Markt gibt. Wahrlich ein großes Fortschritt.

Lange Rede kurzer Sinn, alles was Frust macht beim Lernen beseitigen, alles was Lust macht installieren oder ausüben ! Und nun nix wie ran an das eigene große Lernprogramm J !!!

Viel Spaß,

Zorbas