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Limnos - eine Insel für die Seele

Von trampabout

September 2001. Wir befinden uns auf Limnos, einer relativ unbekannten Insel in der nordöstlichen Ägäis. Aber doch die achtgrößte Insel Griechenlands.

Fläche: 478 QuadratkilometerKüstenlinie: ca.260 kmHöchste Erhebung: 470 mEinwohner: 17.500 + ca.10.000 Soldaten

Etliche von denen, die schon auf dieser Insel waren oder sich intensiver mit ihr beschäftigt haben, werden sagen: Limnos muss man nicht gesehen haben. Den anderen werden wir sicherlich nicht raten, hierher zu reisen. Denn wir möchten eigentlich, dass die Insel mit allen ihren Gegensätzen und Widersprüchen, so bleibt wie sie ist!

Und genauer betrachtet ist hier auch nicht viel "los". Organisierter Tourismus und geplante Infrastruktur sind auf dieser Insel noch recht unausgefüllte Schlagworte. Mit ersten Ansätzen, in Form von drei abgeschlossenen Hotelkomplexen, hat man offensichtlich nicht die erforderlichen Touristenkategorien anlocken können.

Man muss schon ein ausgesprochener Griechenland-Narr sein, um gerade Limnos als Urlaubsziel anzupeilen. Aber dieser ist auf diesem Eiland gut aufgehoben. Limnos ist eine Insel für die Seele und für den Seelenfrieden! Ganz bestimmt aber, ist es Liebe auf den zweiten Blick!

Nähert man sich der Insel auf dem Seewege, dann fallen uns zuerst einmal die kahlen und bizarren Felsformationen auf. Dahinter bestimmen sanfte Hügellinien das erste Bild. Alles übermalt mit einem warmen ockerfarbenen Ton. Die Farbe der ausgetrocknete Maccia sowie der sonnenverbrannten Weideflächen und Stoppelfelder, der Sandbuchten und Sanddünen. Wir erleben die Vision des Lichtes, im Zusammenspiel von Landschaft, Meer und Himmel, die wir nur in Griechenland finden. Bei Sonnenuntergang erscheint selbst das Meer für Augenblicke ockerfarben.

Das Hügelland weist nur vereinzelt grüne Farbtupfer auf, Oliven –, Feigen – und Mandelbäume, kleine Weingärten. Nur in den fruchtbaren Tälern gibt es ausgedehnte Landwirtschaft und so sogar so etwas wie einen kleinen Wald von Steineichen. Die Inselbewohner leben vom Feldbau, vom Limnos-Wein, von der Viehhaltung (Schafe, Ziegen und Kühe), von der Käseherstellung (Melichloro), von der Bienenzucht (Thymian-Honig) und natürlich vom Fischfang. Vielleicht auch nicht unerheblich vom Militär.

Wie soll man Limnos anschaulich charakterisieren? Die Gegensätze und die Extreme machen es schwer! Ist es das Licht, die Farbe, die von der Sonne ausgebrannte und karstige Landschaft, der Sand, die Stimmung, der Geruch, der Geschmack, der ewige Verfall, die Einsamkeit, die Melancholie, die Unbekümmertheit der Menschen, was uns so fasziniert? Die Insel ist ganz anders als andere griechische Inseln und oft genug fühlt man sich in die 80-iger Jahre zurückversetzt. Es ist einfach gesagt, ein Stück Griechenland pur!

Obwohl recht viel gebaut und renoviert wird – mehr pragmatisch, wie schön – das architektonische Bild der Insel stellt sich doch recht morbid dar. Auch wenn man z.B. in Myrina prachtvolle neuklassizistische Herrenhäuser und in Kontias traditionelle Kapitänshäuser - oft in wunderschönen Gärten - bewundern kann, es gibt viel alte und verfallene Bausubstanz. Schlicht gebaut aus Felsstein mit vierseitigem Ziegel- oder Steindach. Alt, älter und daneben eine Ruine. Viele eingefallene Bauernhöfe, die bestenfalls noch als Unterschlupf für Schafe und Ziegen dienen. Ruinen von zahlreichen Windmühlen auf den Hügeln erinnern immer wieder daran, dass hier immer schon Weizen angebaut wurde.

Im September treffen wir kaum noch auf mitteleuropäische Touristen. Wir befinden uns unter Griechen und fühlen uns auch gleich untergetaucht und angenommen. Leben und leben lassen! Die Menschen sind noch unverdorben und damit aufrichtig und gastfreundlich. Eine Verständigung auf Englisch ist fast überall möglich. Relativ viele Rückwanderer kommen aus dem südlichen Afrika, aus Ägypten und auch aus den USA.

Die zahlreichen, weitläufigen, sandigen und flachen Strände, sowie die einsamen, durch pittoreske Felsen eingerahmten Buchten bieten Einsamkeit und reine Natur. Kaum organisiertes Strandleben! Vielleicht ein paar Schilfschirme, die immer da stehen. Hier kann man den Wellen zuschauen, die Seele baumeln lassen und auf den dunkelroten Sonnenuntergang warten.

Die Landschaft ist zwar recht karg, aber trotzdem vielseitig und auch für den Wanderer zu erschließen. Vom Bergsteigen im wilden Fels, über die Erforschung der "Sahara von Limnos", bis zu den Strandwanderungen und den Spaziergängen an den Weingärten entlang gibt es viele Möglichkeiten. Die Landstrassen, die zu den 31 Gemeinden und Dörfern führen, sind offensichtlich noch nicht mit EU-Mitteln gebaut worden. Schmal und kurvig und über weite Strecken nur Split, Sand und Waschbrett. Ein Besuch der Dörfer ist meist lohnenswert. Es sind Orte, die alle ihren eigenen Charakter und ihre eigene Geschichte haben und in denen die Zeit oft stehen geblieben ist.

Sehr gegensätzlich ist auch die Verkehrsanbindung der Insel. Auf der einen Seite ein moderner Flugplatz für Großraumflugzeuge, ohne nennenswerten Flugverkehr und auf der anderen Seite ein Fährhafen, der schon längst eine Nummer zu klein ist.

Der ärmliche Eindruck, der uns bei den Fahrten durch die Gegend manchmal überfällt, ist bestimmt nicht gerechtfertigt. Zwar war auch diese Insel nach dem ersten und auch noch einmal nach dem zweiten Weltkrieg durch Auswanderung entvölkert worden, aber man sieht hier heute so viele junge Menschen, wie selten auf einer Insel. Ein gutes Zeichen für die Revitalisierung durch Rückwanderung.

Das Leben spielt sich in erster Linie in der quirligen Hauptstadt Myrina ab. Eine idyllische Hafenstadt in einer kleinen Bucht mit dem Fährhafen und einem hübschen venezianischen Fischerhafen. Überragt von einer gewaltigen, byzantinischen Festung, sowie auf der gegenüberliegenden Hafenseite, von der weißen Kirche Agios Nikolaos. Hier gibt es eine enge, superlange und dicht bevölkerte Einkaufsgasse mit genug Läden für mehrere Shopping-Tours. Die zahlreichen Tavernen, Kafenions und Ouzerien an den Hafenmolen bieten alles das, was zum leiblichen Wohlergehen gehört. Das reizvolle Ambiente und die immer interessante Schaubühne sind im Preis inbegriffen. Doch Essen und Trinken ist durchaus preiswert.

Mit ein wenig Geduld findet man auch im September in den größeren Dörfern noch urige Tavernen und Kaffeehäuser. Man befindet sich halt dort untertags oft nur noch in Gesellschaft von Wirtin oder Wirt.

Zum Militär auch noch ein Wort. Limnos nahe an der türkischen Grenze und am Ausgang der Dardanellen hat für Griechenland und sicher auch für die NATO eine gewisse strategische Bedeutung. Deshalb gibt es hier eine recht große Militärbasis. Der Tourist, der die Augen offen hat, wird immer wieder die Präsenz von Militär feststellen können. Aber man muss vielleicht lernen, darüber hinweg zu schauen. Wir haben keinen gesperrten Strand gesehen und der Abschreckungseffekt war für uns doch minimal. Limnos ist im Ganzen bestimmt kein Truppenübungsplatz und kein Fort!

Das ist das was wir über das unbekannte Limnos sagen möchten. In der Quintessenz: Man mag Limnos oder man mag es nicht. Derjenige der es mag, wird bestimmt wieder kommen!

Geschrieben 10.10.2001, Geändert 10.10.2001, 1892 x gelesen.

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