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1967 - Das erste Mal

Von Xristo

Erste Griechenlandreise im Renault R4 September-Oktober 1967
Schon als wir uns in Jöllenbeck ins Auto setzten, stritten Freund Wilhelm und ich zum erstem Mal über die Ziele unserer Reise.Angeregt durch die Vorlesungen über die Architektur der Antike wollte ich endlich, nach Griechenland, Wilhelm dagegen wollte schnell mal nach Istanbul und auf dem Rückweg über Venedig.
"Also, wenn Du unbedingt willst, dann steige ich aus!"
"Ach mach doch keinen Unsinn!"
Aber los fuhren wir dann doch.

Mit dem R4 über die Alpen, lange Pässe, Lauschen nach verdächtigen Geräuschen aus dem Motorraum, quälende Steigungen, Passhöhen, Grenzen, Geld umtauschen: Jugoslawien. Einen ganzen Tag verbrachten wir in Zagreb. Die Altstadt ist hübsch, nur etwas sozialistisch vergammelt, sehr schöne gründerzeitliche Häuser. Die abendliche Innenstadt - überquellend und brodelnd. Viele Menschen flanierten auf den Strassen. Nach ausgiebigem Einkaufsbummel kammen wir erst sehr spät wieder auf den Autoput, dieses schnurgeraden Betonband, viele Lastwagen, Karren und zahllosen Fiats. Die Straße war mässig. Hwekas Bruder hatte erzählt, dass die Studenten zum Arbeitsdienst am Bau des Autoput verpflichtet worden waren. Vielleicht kam daher die schlechte Qualität.

Belgrad erschien beeindruckend modern - wenn man ankommt. Die Marschall-Tito-Strasse eine einzigartige kalte Pracht. Die Hauptpost sah aus wie ein Regierungsgebäude. Ich war erstaunt über die vielen Leute auf den Strassen. Einmal in Belgrad gewesen sein......? Lange hielten wir uns nicht auf, sondern fuhren durch die öde platte, durch Landwirtschaft geprägte Landschaft bis ich-weiss-nicht-wo-wir-sind. Abends saßen wir in einer kleinen Hütte, das Zelt erschien uns verwöhnten Mitteleuropäern doch zu kalt. Wilhelm kippte die Dose Ravioli aufs Bett. Der morgens in Zagreb gekaufte Wein wurde probiert und für gut befunden. Es wunderte uns, wie gut die Supermärkte in diesem sozialistischen Land bestückt sind.

Am nächsten Tag war es dann in Nis Zeit für die Trennungsentscheidung. "Ich will nach Istanbul, sind doch nur 2000 km Umweg." Ich fand es saublöd, nur mal so eben nach Istanbul zu hetzen! "Ich steig am Ortsausgang aus." So trennte ich mich ziemlich sauer am Abzweig der Straße nach Istanbul Jeder hat seinen Dickkopf. "Tschüss dann, wir treffen uns in einer Woche auf dem Campingplatz in Kamena Vourla." Meine Hochstimmung verging, sobald das weisse Stück rollende Heimat um die Ecke verschwand. Ich hätte es doch gerne gesehen, wenn Wilhelm doch nicht ohne mich weitergefahren wäre. Da stand ich nun an der staubigen Piste, stundenlang, winkend. In solchen Momenten bin ich nicht gerne Fussgänger. Aber ja, es hielten doch Autos, nicht etwa schnelle, bequeme Touristenkutschen, nein Lastwagen mit und ohne Last, ich erwischte einen Lift bis Leskovac, ca. 45 km von Nis, Hauptsache in Richtung Athen. Geschwindigkeit spielte keine Rolle, die Räder drehten sich. Weiter gings dann per Uralt-LKW, einer ganz dollen Klapperkiste, an der Morave entlang bis nach Kumanova mit Zwischenhalt an einer Landstrassengaststätte, eigentlich eher eine Steinhütte. Dem Atem meiner beiden Chauffeure nach zu urteilen gabs dort scharfe Sachen. Ich saß auf der Ladefläche, traute mich nicht von meinem Gepäck weg, fühlte mich etwas unbeholfen, angestarrt von unzähligen dreckigen Kindern aus dem nahen Zigeunerlager. Frauen mit bunten verblassten Tüchern, oder Pluderhosen, herumsitzende rauchende Männer. Was hatte der dort bloss in der Hand? Mein Fotoapparat machte die Menschen sichtlich misstrauisch. Die Fahrer kamen gestärkt und duftend zurück. Ein Tritt gegen den Kühler, der Anlasser rattert und weiter gings..

Ich genoss den freien Blick in die Landschaft. Die Hütten waren aus Lehmsteinen mit Ziegeldächern. Überall Dreck, die Landschaft gefiel mir, alles andere nicht. Ich bin hungrig und müde. Ich bedauerte es etwas, nicht mit nach Istanbul gefahren zu sein. Gegen Abend hielt ich zu Fuss Einzug in Kumanova, meine erste richtig serbische Stadt, eine endlose Strasse, gesäumt von verfallenen Lehmhütten, Häuser, Werkstätten, Kinder, Esel, Fahrräder. Dann ein moderner Neubau, bereits wieder dem Verfall anheim gegeben: das Hotel ragte wie Phönix aus der Asche aus dem einfachen Lehmgebräu, Hotel "Krystal", das Juvel von Kumanova. Die beiden Östreicherinnen, die mich den ganzen Tag andauernd nicht mitgenommen hatten, mich also ständig verfolgen mussten, waren auch schon angekommen. Ich häte mich wohl rasieren müssen, vielleicht hatten sie Angst vor meinen Stoppeln! Die Nacht verbrachte ich am offenen Fenster, lag auf der Luftmatratze neben dem Bett. Die Geburtsstunde meiner Stauballergie. Schade um die 60 Dinar.

Am nächsten Tag überschritt ich die griechische Grenze. Nun war ich in Griechenland! Natürlich erreichte ich wieder keinem Campingplatz, sondern fand mich bei Einbruch der Dunkelheit irgendwo an der Autobahn, vollkommen durchgeschwitzt vom Laufen und Zeltaufbauen. Die Zikaden sägten. Nachmittags sah ich zum ersten mal vom Auto aus (Unimog) das Mittelmehr . Ich verfluche zum x-ten Male den Mangel eines eigenen Wagens. Die Landschaft war sehr interessant. Ich konnte überhaupt nichts anderes tun, als an der Straße stehen und warten. Auf der Strecke von Tito Veles hatte ichan diesem Tage den richtigen Balkan erlebt: kahle Hügel, wild zerklüftet das Tal der Vadar. Ich hätte gerne einiges aufgenommen. Die Strasse ging andauernd durch Tunnel. Auffallend der starke Wechsel des Landschaftscharakters. Die Vadar wird mal eingeengt, mal hat sie freien Lauf.Wenn ich allein bin, gerate ich ans Grübeln. Ich freute mich auf Dienstag, wenn Wilhelm mich von der schweren Last des Alleinseins befreien würde, ein Alleinsein, dass ich aber dennoch genoss. Am nächsten Tag hoffte ich in der Nähe von Larissa oder Volos zu campen. Gott schicke mir einen richtigen Zeltplatz!

Die Lastwagen lärmten auf der nahen Autobahn unausweichlich. Die parallel dazu ratternde Eisenbahn Saloniki-Athen ist vor lauter Autolärm kaum noch zu hören. Am nächste Morgen würde ich das Feld, in dem ich campierte, mal genauer ansehen. Ich glaubte es wäre Tabak.
Am Morgen nach der kalten Nacht kam der Bauer, um das Feld (es war Tabak) unterzupflügen. Dabei fuhr er meinen Esbit-Kaffewasserkocher platt. Morgens ohne Kaffee? Nein. Gehungert kann werden, aber unkaffeegetrunken kann ich nicht losziehen. Ich stand wieder an der Strasße mit meiner Zentnerlast. Da hielt ein Reisebus mit einer Reisegruppe, die mich freundlich aufnahm. Die Fahrt ging vorbei am Olymp durch Thessalien nach Larissa. Das Meer war sehr verlockend, aber ich konnte ja nicht anhalten. In Larissa kurze Rast. Die Uhr musste vorgestellt werden. Ich bin hoffentlich heute abend an unserem Treffpunkt.
Habe endlich den verabredeten Zeltplatz in Kamena Vourla besetzt. Die Fahrt mit dem Bus war sehr beruhigend, die Reisegruppe hat mich gut versorgt. Sie war unterwegs zu den radioaktiven Bädern bei Kamena Vourla. Ich war sehr froh über das Ende der Tramperei. Ich badete zum ersten Mal im Mittelmeer und konnte sogar schnorcheln. Bei dem sehr gleichförmigen Meeresboden war das jedoch nicht sehr attraktiv. Ich fand leere Dosen und alte Schuhe, allerdings erlegte ich auch einen Fisch. Nicht sehr gross, aber ausreichend, um 3 Leuten Appetit zu machen. Das Braten der Beute am Strand war romantischer als das Essen.

Auch den nächsten Tag verlebte ich in seeligem Nichtstun. Es war ziemlich heiss, ich lag einfach so herum und begann auf Wilhelm zu warten. Hoffentlich ist er so klug und findet mein Reposium. Vom Baden am Morgen hatte ich etwas Sonnenbrand. Besuch bei Dimitri Hodrodimo, dem Zeltplatzbesitzer. In seinem Haus in Kamena Vourla wohnten viele alte schwarzgewandete Damen, die das radioaktive Heilbad besuchten.
Der Himmel bedeckte sich. Ich ging mit Peter, dem Schweizer, zum Fischerboot, das am Strand verankert war. Die Fischer waren gerade damit beschäftigt, das Schleppnetz einzuholen. Nachdem sie einige 10 Fischlein an Bord hatten, sichteten Sie einen ganzen Schwarm, da konnten sie auf einmal schnell arbeiten: das Netz an Land festgemacht, das andere Ende mit dem Kaiki um den Schwarm herumziehen war eins. Die Freude über den guten Fang leuchtete in ihren Gesichtern. Wir waren auch nicht leer ausgegangen. Mittags gab's Fisch, Brot und Wein, eine sehr christliche Malzeit. Und natürlich Ouzo, Ouzo trinkt man vor dem Essen, dann Wein, und nach dem Essen "türkischen" Kaffee.

Tage des kreativen Nichtstun, Stunden, Minuten, was weiss ich? Wozu hatte ich eigentlich eine Uhr? Sieh zum Himmel, horche auf die Stimme des Magens, fühle die Trockenheit des Gaumens. Wenn ich hungrig bin, esse ich; wenn ich durstig bin, trinke ich; wenn ich müde bin; schlafe ich. Die Zeit verschläft zwischen Sonnenauf- und -Untergang. Unwichtig. Aber Nachts! Ich wachte auf und fror. Zählte die Stunden, die mich von der Sonne trennten. Nun ist wurde sie mir doch wichtig. Ich brauchte doch eine Uhr, um das Warten zu messen. Fröstelnd schlief ich ein, wachte plötzlich schwitzend auf! Schälte mich aus den vielen Häuten und musste die Sonne auch schon wieder fliehen. Erbarmen! Es wurde Zeit zu schwimmen. Das Wasser ist glasklar und blau und grün. Frisch und kalt und glitzernd. Ich sprang hinein und hätte bleiben mögen. Doch schmerzende Kälte trieb mich hinaus in den heissen Sand. Eigentlich hätte es zischen müssen an dem schmalen Band zwischen Wasser und Sand. Ich horchte und hörte es zischen!


Am verabredeten Tag wartete ich den ganzen Nachmittag auf Wilhelm. Stand immer wieder an der Landstraße und schaute gen Norden. Abends um 18 Uhr kam er plötzlich angerauscht, aber aus der anderen Richtung, aus Süden. Er war schon in Athen gewesen und hatte sich dort vergnügt.
Kamena Vourla - Athen. Piraeus bei sengender Sonne, Plaka, Akropolis. Die Akropolis voller Touristen. Mich hatte es nicht gestört. Ich war endlich endlich dagewesen.
Von der Jugendherberge am Leophoros Alexandros zum Baden am schönen weissen Strand von Vouliagmeni und dann allein weiter nach Kap Sunion gefahren. Während der schönen, kurvenreichen Fahrt entlang der Küste zeigte sich mir Griechenland, wie ich es mir vorgestellt hatte. Sehr schön zum baden, wenig Schatten. Spannend die Annäherung an den Poseidon Tempel. Er verschwindet aus dem Blickfeld, nach der Kurve taucht er erneut vergrössert wieder auf. Die Lage auf dem Kap ist einmalig. Dar Tempel beherrscht die ganze Gegend. Sehr weiss in der Sonne, dazu der blaue Himmel, das Meer. In der Ferne ein paar Inseln. Ägäis! Und sonst nichts.

Athen - Korinth. Wir übernachten in der Nähe des Isthmus, dieser ungeheuren Schlucht mit etwas Wasser in der Tiefe. Hinauf nach Akro Korinth, ein Trümmerhaufen, es ist sehr heiss, die Agora liegt verwüstet da. Es folgen Mykene und das Theater von Epidavros, welches mir am besten gefiel, die idyllische Lage, der Schatten, das Wasser, die Akustik - Atmosphäre. Danach fuhren wir eine wilde Fahrt, teilweise auf Schotterstraßen, durch Argolis nach Galatas on wo wir nach Poros übersetzten, zu meiner ersten griechischen Insel. Durch die Stadt führen nur Treppen und meterenge Wege. Viele Katzen. Wir übernachteten am Festland im Freien an einer Friedhofsmauer.

Ein langer Gammeltag. Der Zufall hatte uns auf die kleine Mini-Insel Lazareta zwischen Poros und dem Festland verschlagen einem lauschigen Plätzchen von ca. 100 x 80 m. Zwei Jungs setzten uns mit einem Boot über die schmale Meerenge Wir waren auf sie als Fährleute angewiesen. Wenn wir pfiffen, kamen sie und holten uns über. Die Nacht im Zelt unter einer Pinie und auf Ameisen etwas unbequem geschlafen. Das Kastron auf dem kleinen Nachbarinselchen aus der Türkenzeit besichtigt (Insel Bourtzi. Die Festung wurde angeblich erst 1827 gebaut). Tags zuvor ritten wir auf Mulis zu den nahen Zitronenplantagen. Folgten einer Einladung zum Essen von zwei Athenern. Der Empfang war überwältigend, die Gastfreundschaft fast peinlich. Sonst den ganzen Tag ohne besondere Vorkommnisse verbracht. Abends zum Haus zweier Hamburgerinnen, die uns fast griechisch empfingen. Danach gings in eine Taverne.
Mit dem Bot zum Monastiraki Panagia Zoodochou Pigis, das ganz weiss in den Bergen gegenüber unserer kleinen Wohninsel liegt. Die Kirche stammt aus dem 18.Jahrhundert.

Am nächsten Tag ganz früh der Aufbruch, durch Argolis über Tripolis nach Olympia. Hinter Tripolis bogen wir ab, um abseits der Hauptstrasse durch das Gebirge zu fahren. Durchsteuigen das kleine Dorf Paria, das völlig unberührt an den Berg gebaut ist. Die Straße war stellenweise kaum als solche anzusprechen.
Noch bei schönem Wetter das Trümmerfeld Olympia besichtigt. Die Säulentrommeln der mächtigen Säulen des Zeustempels liegen wie geschnittene Salamischeiben am Boden. Man kann die Dimensionen des Tempels nur noch erahnen. Die Werkstatt des Phidias ist nur rudimentär vorhanden. Klingt nach mehr .Von Patras an regnete es in Strömen. Mit dem Schlafen unter freiem Himmel ist es aus. Die Küstenstrasse war trotz der Regengüsse sehr schön. Wie muss sie erst in der Sonne wirken? Schon abends waren wir dann wieder in Athen. Die Peleponnes in einer Woche erschlagen! Eigentlich schade. Aber ich musst Wilhelm Zugeständnisse machen, damit er noch über Delphi fahren würde.

Athen sehr früh verlassen. Über Eleusis und Theben nach Delphi. Sehr schöne Lage. Die ganze Trümmerstätte wirkte ganz anders als in meiner Vorstellung, das räumliche Gefühl hatte Prof. Hecht in seinen ansosten so anschaulichen Vorlesungen nicht vermittelt. Der Blick über den Tholon in die Landschaft, das klare Licht. Es ist schon noch ein heiliger Ort.. Von Delphi über Schotterstrassen. durch die Berge nach Lamia und von dort durch die thessalische Ebene nach Meteora. Die mächtigsten Felsen, die ich je sah, die unvermutet aus der Ebene hervorragten. Vergeblich versuchten wir in einem der auf den Spitzen liegenden Klöster unterzukommen. Bei Nacht eine tolle Sache. Wie wird es erst am Morgen wirken?

Die Klöster in den Morgenstunden noch einmal bestiegen. Es ist eine eigenartige Situation: man erreicht sie von der Rückseite auf einer Strasse und denkt, nur noch ein paar Schritte gehen zu müssen - plötzlich klafft vor uns eine tiefe Schlucht.. Das Frauenkloster lag zu weit entfernt. Ausserdem wollten wir noch bis an die Grenze zu Montenegro. Die Strecke führte über Greneva (??) nach Kozani, dann über einen hohen Pass (1.360 m) nach Thessaloniki. Die Passstrase war sehr kurvenreich. Man kommt ohne Brücken aus, musste daher grosse Umwege fahren. Abends noch durch die Ebene der Vadar zur Grenze auf einen Campingplatz.
Skopje. Sehr viel neu gebaut aber bereits wieder im Verfallsstadium. Verwohnt, die Fassaden bereits wieder von Rissen durchzogen. (wegen der Erdbeben?). Werkstatt gesucht, da Stossdämpfer kaputt. Von Skopje nur noch schlechte Straßen. Etwa 140 km mit Tempo 30. Viele Ochsenkarren, mehrere Hochzeitszüge mit Wagen voller Leute und eigentümlicher Musik. Unwahrscheinlich viele Kinder, die sich an den Wagen hängten. Um 20:00 endlich in Pec, der Zeltplatz ist geschlossen, also übernachten wir im besten Hotel am Platz. Aber mitgenommenen die Eier werden trotzdem gekocht!

Weiter über den Cabor Pass nach Titograd. Sehr gute Strasse "hinten herum". Dann in Richtung Petrovac an die Adria, die Küstenstrasse bis Dubrovnik. Auf dem Wege Sv. Stefano besichtigt, eine kleine alte Stadt auf einem Felsen unmittelbar vor der Küste, die von Amerikanern zu einem Hotel umgebaut wurde. Plötzlich wurde es ganz warm. Das Meer verlockte. Dubrovnik ist eine alte venezianische Stadt, von einer Stadtmauer umgeben, macht einen sehr starken und festen Eindruck.

Dubrovnik bei Tageslicht. Wir umrunden die Stadt auf der Krone der Stadtmauer, mit Blick auf die Adria und in die Schlafzimmer der dicht gedrängten Bebauung. Die Stadt wirkt sehr homogen, einheitlicher Baustil, einheitliche Baumaterialien für Strassen und Hausmauern. Abends füllte sich die breite Hauptflaniergasse, Die Mädchen gingen in Reihen untergehakt auf der einen Seite auf der anderen die Jungs. Für Keuschheit sorgten die strengen Blicke der Eltern und Grosseltern, die sich gemächlich dazwischen bewegten. Grosses Austernessen. Nie wieder! Schmecktt wie eingedicktes Meerwasser. Beim Baden dachte ich an den Oktober in Bielefeld. Abends statt Beethoven Chansons auf der Kirchtreppe.

Nach dem Verlassen von Dubrovnik fuhren wir auf der kurvenreichen, traumhaften Küstenstrasse bis 20 km vor Sibenik. Diese Strasse ist für mich die schönste. Unterwegs frühstückten wir am Strand mit den Füssen im Wasser. Viel gebadet. Split, Diokletianspalast und Trogir. Beide Städte haben Ähnlichkeit mit Dubrovnik, bloss verfallener, man lebt in Trümmern. Im Unterschied zu Delphi und Olympia. In Griechenland wird der Verfall Touristenattraktion.
Weiter über Rieka und Pula nach Rovingni, einer sehr schönen, sehr italienisch wirkenden Stadt. Gefällt mir besser als Zadar und Sibenik.

Venedig, Sonne, unvergleichlich weich und hart, hell und dunkel, warm und kalt. Blaustes Meer, Sand, Steine, Wein. Ein Hund döste im Schatten. Er tat nichts anderes als dösen und uns ab und an begehrlich beim Essen zuzuschauen. Brot, Käse und Wein. Mehr brauchte ich nicht. Ich erlebe Frühling und Sommer. Die Natur drängte dem Licht entgegen, entfaltete sich. Ich war seit langem nicht mehr soviel gelaufen. Über Brücken und durch enge Gassen, die völlig ausgefüllt scheinen von Stimmen und Gewusel. Menschengetön als raumfüllende Materie. Dies ist war mich die erste ganz und gar andere Stadt. Wo Strassen zu sein hätten, ist Wasser! Das war für's Auge ungewohnt. Aber die Gebäude wirkten sehr vergammelt. Kaum Häuser, die renoviert wurden. Das Lagunenwasser zieht im Mauerwerk nach oben, lässt den Putz absprengen und verfärbt die Ziegel weisslich. Mein Geld war völlig alle, lebte auf Pump. Während die Freunde auf Murano speisen, laufe ich hungernd über die Insel.

Geschrieben 01.12.2013, Geändert 01.12.2013, 2665 x gelesen.

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Kommentare zu diesem Artikel

Kommentar von limni vom 19.01.2023 10:18:39

👍👍👍


Kommentar von rainerolymp vom 09.12.2013 13:16:34

Hallo Xristo,
schön zu lesen. Kamena Vourla war auch mein erster besuchter Ort in Griechenland.
Nach meiner Reise per Anhalter landete ich 1977 eher zufällig dort. Ich brauchte 3 1/2 Tage von Kassel bis dort hin. Längste Wartezeit an der Autobahnauffahrt Stuttgart 4 Stunden, da dort ca. 10 Tramper
standen. In Griechenland ging das trampen dann relativ gut.

Gruß

Rainer


Kommentar von Schalimara vom 03.12.2013 10:38:34

Das nenne ich mal ein echtes Abenteuer - toller Bericht über alte Zeiten. ;-)
1967......da gab es für uns Kinder den ersten Campingurlaub mit den Eltern am Ossiacher See - damals Luxus pur ;-))


Kommentar von Xristo vom 02.12.2013 10:53:18

Hallo Richi, Der Unruhegeist war tatsächlich in Istanbul gewesen.
Natürlich haben wir von der Diktatur etwas mitbekommen. Wir haben natürlich im Freundeskreis diskutiert, ob man überhaupt fahren kann. Ich hatte allerdings vor Ort damals nicht viel mitbekommen. Die vielen Schriften an den Wänden (Zito i 21 Apriliou!) und viel sichtbare Staatsmacht. Das überraschte nach Durchqueren Jugoslawiens nicht wirklich. Wir hatten auch den Eindruck, dass zu der Zeit, ein halbes Jahr nach dem Putsch, die Diktatur bei der Bevölkerung außer in Athen noch nicht wirklich angekommen war, "Ti na kanoume?" Erst durch unsere zunehmende Politisierung 1968 habe ich dann einiges wahrgenommen und bin nicht gefahren.
Xristo


Kommentar von Richi vom 02.12.2013 09:06:56

Schöner Bericht, Xristo!

War Wilhelm denn in Instanbul gewesen? Oder hat er sich direkt nach Athen verdrückt?

Und, habt ihr als Reisende von der gerade beginnenden Militärdiktatur etwas mit bekommen?