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Reisebuchautor Dirk Schönrock im Interview

Von Doreen

Dirk Schönrock: Jahrgang 1968. Studierte Politikwissenschaft, Geschichte und öffentliches Recht an der Universität Mannheim. Staatsexamen, danach Promotion im Fach Politikwissenschaft mit einer Arbeit zur Koalitionsbildung (1997). Seit einigen Jahren als freier Journalist und Griechenland Reisebuchautor für den Michael Müller Verlag und DuMont Reisebuchverlag tätig.

Reiseführer: Amorgos & Kleine Ostkykladen, Naxos (zus. mit E. Fohrer), Nördliche Sporaden (eingestellt), Paros - Antiparos (zus. mit E. Fohrer), Santoríni (zus. mit E. Fohrer), Skiathos / Skopelos / Skyros / Alonnisos, Peloponnes, DuMont direkt Samos.

In-Greece: Dirk, deine erste Reise nach Griechenland. Wann und wo war das?

Dirk Schönrock: Ende März 1988 mit dem Rucksack nach Kreta.

In-Greece: Seit 1997 schreibst du Reiseführer. Wie kam es eigentlich dazu?

Dirk Schönrock: Ich habe immer mal wieder als Student auf Reisen ausführliche Leserbriefe an den Michael Müller Verlag geschrieben und auch mit der Redaktion wegen Tipps und Verbesserungen telefoniert. Schließlich habe ich einen Auftrag vom Verlag bekommen, für einen anderen Autor - der in jenem Jahr zu wenig Zeit für eigene Recherche hatte - einige Inseln für die nächste Auflage nach zu recherchieren. Daraus ist dann die Idee für ein eigenes Buch entstanden, da ich vor Ort genügend Material für ein Buch zusammengetragen habe. Der Verleger hat zugestimmt und ich bin nochmals zu Recherchezwecken auf die Inseln gefahren. Seither gab es im jedem Jahr mindestens ein neues Buch.

In-Greece: Wie lange arbeitest du an einem neuen Reiseführer?

Dirk Schönrock: Das ist sehr schwer zu sagen. Vor Ort ist es abhängig von der Größe des Gebiets und der Art des zu produzierenden Buchs, drei bis vier Wochen im Durchschnitt. Ein Wanderführer dauert länger. Zu Hause am Computer nochmals etwa zwei bis drei Monate aber nicht kontinuierlich, da ich auch noch anderweitig journalistisch arbeite. Reiseführer ist nur ein Teil meiner Tätigkeit, etwa 20-25 %. Leider kann man von Reisebüchern alleine nicht leben. Ich bin ansonsten technischer Fachjournalist mit Schwerpunkt Kunststoff- und Verpackungstechnik. Das beansprucht den größten Teil meiner Zeit.

In-Greece: Und wie muss man sich die Arbeit vorstellen? Wie sieht dein Arbeitstag aus?

Dirk Schönrock: Ich denke, die Frage bezieht sich auf die Arbeit in Griechenland. Gegen acht Uhr aufstehen, kein Frühstück, sondern unterwegs irgendwo einen Kaffee - wie es der Landessitte entspricht. Vormittags sind meistens die Hotelrezeptionen besetzt, also Hotelrecherche. Gegen Mittag in die Tavernen und während der Siestapause an die Strände, um diese zu checken. Oft sind meistens am Spätnachmittag nochmals die Hotelrezeptionen besetzt. Zwischendurch natürlich immer nach guten Fotomotiven Ausschau halten und die Kamera bereit halten. Am frühen Abend einen Blick in die eher touristischen Tavernen werfen. Dann zurück ins Zimmer, kurze Pause und duschen. Gegen 23 Uhr die bei den Einheimischen beliebten Tavernen checken, da Griechen immer erst spät essen gehen. Nach Mitternacht wirft man in größeren Orten noch einen Blick auf das Nachtleben, Musik-Bars und Diskos. Was ist in, wohin gehen Touristen, wohin Einheimische? Das kann gelegentlich spät werden. Viel Zeit verbringt man auch immer durch langwierige Fährüberfahrten oder mit Fahrten zu den Orten auf den Inseln oder in den Recherchegebieten. 100 km pro Tag auf einem Mofa kommen da schnell zusammen. Als "Gegenleistung" für den (positiven) "Stress" sieht man praktisch jeden Winkel des Recherchegebiets und lernt unzählige Leute kennen - Griechen und andere Reisende.

In-Greece: Nutzt du das Internet beruflich?

Dirk Schönrock: Ja, sehr intensiv.

In-Greece: Und privat? Auf welchen Seiten findet man dich?

Dirk Schönrock: Privat eher weniger. Aber Privat und Beruf ist bei Journalisten nicht immer so klar zu trennen.

In-Greece: Mit wem und wie reist du?

Dirk Schönrock: Meistens alleine. Das Reisen mit einem in gewisser Weise workaholic veranlagten Autoren ist auch sicherlich kein Vergnügen. Das zeigt schon die Auflistung des Arbeitstages. Freie Nachmittage am Strand sind selten, vielleicht einen in drei Wochen ....

In-Greece: Bleibt trotzdem noch Zeit fuer "Privatreisen"?

Dirk Schönrock: In den letzten Jahren eher nein. Die Recherchereisen nehmen viel Zeit in Anspruch und sind nicht gerade billig. Den Rest des Jahres verbringe ich hinter meinem Schreibtisch.

In-Greece: Welchen Reiseführer findet man bei dir im Gepaeck?

Dirk Schönrock: Grundsätzlich immer die Titel der beiden Verlage, für die ich schreibe: Michael Müller Verlag und DuMont Reiseverlag. Wenn ich ein neues Buch produziere, schaue ich mir natürlich auch die wichtigen sonstigen Konkurrenztitel an. Aber wirklich nur zu Hause kurz anschauen, denn vor Ort braucht man einen praktischen Führer, da sind die Michael Müller-Bücher unschlagbar.

In-Greece: Und auf welche wichtigen Dinge kannst du ausserdem im Reisegepäck nicht verzichten?

Dirk Schönrock: Ich lebe in Elláda sehr spartanisch und reise noch immer (obwohl es ja mittlerweile out ist) mit Rucksack. Mehr als ein paar Klamotten zum Wechseln und die üblichen Autorenutensilien (Schreibzeug, gute Fotoausrüstung, Kompass, Höhenmesser, Wanderstock) schleppe ich nicht mit. Keinen Weltempfänger, Laptop oder ähnliches ...

In-Greece: Was war dein ungewöhnlichstes Reiseerlebnis?

Dirk Schönrock: Eine Überfahrt von Schinoúsa nach Koufoníssi mit einem Fischerkaíki bei Windstärke acht. Wegen des Sturms fuhr keine Fähre aber es waren einige Griechen von Koufoníssi auf Schinoúsa, die abends wieder nach Hause wollten. Also riefen Sie einen wagemutigen Fischer an, der trotz Sturm mit seinem Boot kam, um die Freunde zu holen. Ich war in Zeitdruck und musste auch dringend nach Koufoníssi. Also fuhr ich mit und kam lebend - wenn auch total durchnässt - auf Koufoníssi an.

In-Greece: Das hört sich nach Stress an. Und wie sieht dein Traumurlaub aus?

Dirk Schönrock: Nach einer gewissen Anzahl von Büchern sieht man praktisch alles mit dem "besonderen Autorenblick". Stressfrei "Urlaub" machen und total abschalten geht in Elláda eigentlich nicht mehr. Insofern vielleicht in einem anderen Land. Andererseits kann ich auch nicht ohne wenigstens ein bißchen "Arbeitsstress" sein. Nach einigen Tagen wäre es mir sicherlich langweilig.

In-Greece: Hast du ein Reiseziel ausser Griechenland, welches du unbedingt noch besuchen möchtest?

Dirk Schönrock: Südsee, Karibik, Asien, Australien ... aber es gibt keine konkreten Pläne. 2002 ist wieder eine größere Griechenland-Reise für Buchrecherchen fällig.

In-Greece: Wohin geht deine nächste Reise?

Dirk Schönrock: Nach Elláda natürlich. Festland, Kykladen, Ostägäis.

In-Greece: Griechenland und seine Inselwelt ist gross. Werden wir bald Neues von dir lesen?

Dirk Schönrock: Ja, durchaus. Im Hochsommer erscheint von mir ein DuMont Reisetaschenbuch über den Peloponnes. Klassische Rundreise mit Schwerpunkt auf den Küstenorten aber natürlich auch mit Arkadien und den Bergregionen. Nächstes Jahr erscheint dann ebenfalls bei DuMont ein Wanderführer von mir. Außerdem wird es 2003 auch einen neuen Titel von mir im Michael Müller Verlag geben.

In-Greece: Hast du noch einen Wunschtitel, den du gern schreiben möchtest?

Dirk Schönrock: Kreta würde mich sehr interessieren, eventuell auch als Wanderführer. Aber über Kreta gibt es zentnerweise Reiseliteratur. Natürlich auch noch weitere Kykladeninseln oder bestimmte Regionen des Peloponnes als Einzeltitel. Aber solche Ideen scheitern sicherlich an der mangelnden Wirtschaftlichkeit dieser Projekte.

In-Greece: Wo ist dein Lieblingsplatz in Griechenland?

Dirk Schönrock: Náxos.

In-Greece: Warum gerade Náxos?

Dirk Schönrock: Náxos hat für mich die optimale Griechenland-Mischung: herrliche Strände, schöne und teils gut erhaltene Wanderwege, die höchsten Berge der Kykladen, Sehenswürdigkeiten aus der Antike, mittelalterlich-venezianische Kastelle, Dutzende Kirchen und Kapellen, versteckt liegende Klöster, typische Phryganalandschaft, empfehlenswerte Tavernen, gute aber insgesamt nicht überladene touristische Infrastruktur und modernes Nachtleben für den, der das haben will. Außerdem liegen die Preise auf Náxos noch im einem angemessenen Rahmen und die Insel ist gut mit Fähren und Schnellbooten erreichbar.

In-Greece: Verrätst du uns noch einen Geheimtipp?

Dirk Schönrock: Im Winter nach Griechenland reisen, wenn keine Touristen dort sind. Das kann sehr schön sein (wie in den Wintern 1999/2000 und 2000/2001) aber auch bitter kalt wie in diesem Jahr. Bei 20 Grad an Weihnachten auf der Platía sitzen kann genauso möglich sein wie bei 2 Grad und 8 Bft. Nordwind frieren. Letzteres habe ich heuer erlebt aber die Winterstimmung ist wirklich ein Erlebnis. Im Winter gibt es keinen Stress, die Griechen haben Zeit, alle sind freundlich und gut gelaunt. Aber das Wetter muss mitspielen ...

In-Greece: Dirk, vielen Dank für das Interview!

Kontakt

Anfragen und Feedback könnt ihr per E-Mail an Dirk Schönrock senden.

E-Mail: dirk.schoenrock@in-greece.de

Geschrieben 29.04.2002, Geändert 29.04.2002, 3329 x gelesen.

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