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Dort, wo arbeiten gemeint ist, wenn man von Arbeit spricht...

Von noname

Es gibt zum einen die Arbeiter des Sommerparadieses und zum anderen die Arbeiter des ganzen Jahres.

Die glücklichen Leute, die irgendwo in einem Amt, bei der Post oder der Regierung oder sonst einem ganzjährigem Werk untergekommen sind, können sich alle 10 Finger abschlecken. Denen geht es durchschnittlich gut.

Aber da hat es die netten gastfreundichen Sommer-Paradies-Arbeiter. Es gibt keinen Kollektivvertrag, alles wird per Handschlag ausgehandelt. Um eine offizielle Anmeldung beim Arbeitsamt muss man betteln und kämpfen. Versicherungen kennen die nicht. Also im Sommer heisst es schuften von Mai bis Oktober ohne freien Tag. Im Höchstfall hat es einen freien Tag, wenn man einen netten Chef hat, aber in der Hochsaison ist der gestrichen. Ersatzlos gestrichen.

Die Büros und Geschäfte sperren so um 9 morgens auf bis ca. 14 Uhr, dann gehts weiter ab 16.30 bis Open End meistens. Überstunden wissen die nicht, wie man das schreibt, und bezahlt bekommt man die auch nicht. Krank werden darf man nicht, denn dann wird gleich ein Ersatz eingestellt und man ist den Job los. Alle Jahre zu Saisonbeginn beginnt der Kampf um den Arbeitsplatz. Es regiert die Mundpropaganda. Keiner schaut auf Zeugnisse oder Qualifikation. Es kann ein Schlosser ruhig Kellner sein, wenn er nur 12 Stunden und mehr am Tag das Tablett schwingt. Und wenn ihn wer an seinen Chef empfohlen hat.

Und wenn man Glück hat, dann ist man angemeldet, und darf am Saisonende zum OAED (Arbeitsamt) gehen und um Stempelgeld ansuchen. Das muss man sich monatlich abholen gehen. Es ist aber so wenig, dass man meist schon 1/3 davon verbraucht hat, um in das sehr weit entfernte Büro des OAED zu gelangen. Da man aber vom OAED-Geld nicht leben kann, maximal 2 Wochen, muss man im Winter auch was arbeiten, und das schwarz damit einem das OAED Geld nicht gestrichen wird, und unversichert. Das geht alle 2 Jahre gut, wenn es Oliven hat.

Dreckige, grausige und sehr harte Arbeit. Es dauert ein Jahr bis man seine Hände wieder herzeigen kann. Aber dann kommt der 2. Winter, wo es keine Oliven hat? Dann muss man kreativ werden. Am Bau arbeiten, Malerei, Schmiede, jedenfalls auch keine leichten Arbeiten und sehr hart. Orangenpflücken hört sich nur toll an, die haben gewaltige Dornen! Und immer dran denken, nicht erwischen lassen, sonst zahlt der OAED das wenige auch nicht, und man ist dann auch gar nicht versichert. Arztbesuche sind horrend teuer, also man ist irgendwie ausgeliefert.

So viel zum Paradies Griechenland, wo alle meinen, die Griechen habens so schön. Und, viele Familien können nur aus Landverkauf oder Vermietung leben, nicht aber von deren Arbeitsplatz.

Geschrieben 14.10.2000, Geändert 14.10.2000, 2335 x gelesen.

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