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Ta pánta reí - Griechenland im Wandel

Von Gast

Was bereits vor 2.500 Irakleitos (Heraklit) so treffend formulierte (ta pánta reí - alles ändert sich), läßt sich an Griechenland besonders gut nachvollziehen.

Vor 80 Jahren: Griechenland ist immer noch ein von der jahrhundertelangen osmanischen Herrschaft gebeuteltes, unterentwickeltes Land, überfordert mit den Flüchtlingsströmen aus den ehemals griechischen Gebieten in der Westtürkei. Eine Generation später dann der Einmarsch der faschistischen Truppen (Italiener, Deutsche), begleitet von furchtbaren Greueltaten an der griechischen Zivilbevölkerung. Verzweifelter Widerstand der Partisanen und schließlich, nach Abzug der Besatzer, entsetzlicher Brudermord - fast fünf Jahre Bürgerkrieg.

In den Jahren danach unglaubliche Armut; viele Griechen müssen auswandern oder später als Gastarbeiter in fremden Ländern ihr Glück versuchen. 1967 wieder Unruhen und Aufstände - Militärputsch der Obristen. Deren Macht kam 1974 zu Fall, und endlich war Griechenland wieder eine Demokratie.

Im Jahre 1980 war ich zum ersten Mal in Griechenland (ausgerechnet auf Kreta) - und hatte keine Ahnung. Keine Ahnung von den tiefverwurzelten Traditionen der Griechen, keine Ahnung von ihrem Stolz und der eigenartigen, liebenswerten Mentalität (besonders der Kreter). Seitdem habe ich dieses beeindruckende Land mehr als dreißigmal besucht, ich habe dazugelernt, und inzwischen ist Ellada meine zweite Heimat geworden (ich hoffe, irgendwann wird es einmal meine erste sein).

Geändert hatte sich vor 20 Jahren, bis in die neunziger Jahre hinein, immer noch nicht viel in Griechenland. Armut auf dem Land, Korruption und wenig Perspektive in den Großstädten. Aufgrund der hohen Besteuerung waren sogenannte "Luxusgüter" (Autos, Elektrogeräte) - in Mitteleuropa schon längst eine Selbstverständlichkeit - für den Großteil der griechischen Bevölkerung unerschwinglich.

Was haben wir nicht alles im PKW nach Griechenland transportiert (damals ging die Fahrt noch durch das ehemalige Jugoslawien): Stereoanlagen, Fernseher, Staubsauger, Super-8-Filmkameras, ein Eßservice von Villeroy & Boch, sogar Parfum und Niveau-Creme, bis endlich alle Familienmitglieder versorgt waren. Allein den Wunsch nach einem Geschirrspüler konnten wir nicht erfüllen - unser Auto hätte den Transport nicht überlebt.

Aber - wie wahr, wie wahr, alles aendert sich. In Griechenland hat sich mittlerweile ein bescheidener Wohlstand bemerkbar gemacht (wahrscheinlich auch die Folge des EU-Beitritts). Dies trifft gleichermaßen zu für die Stadtbewohner wie für die Bevölkerung auf dem Lande.

Für die meisten Griechen ist es kein Problem mehr, sich ein Auto oder einenFernseher zuzulegen. Auch eine kleine Auslandsreise kann sich der eine oder andere leisten - wenn er denn überhaupt sein schönes Land verlassen will!

Geschrieben 13.09.2000, Geändert 13.09.2000, 2594 x gelesen.

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