Von
mesedes
545 x gelesen
7 Antworten
|
K hat geschrieben:
"Ich war immer freischaffend, frei. Mir ging nichts über die Freiheit, selbst entscheiden zu können. Ich lebe im Haus meiner Eltern und habe ein Auto geerbt. Mein Vater bekommt Rente, 280 Euro weniger, aber es reicht, um ordentlich einkaufen zu können: Gutes Essen. Miete zahlt hier im Dorf kaum einer. Alles Eigentum. Aber die Grundsteuer ist neu! Die Stromkosten wurden erhöht, das Benzin ist mit 1, 78 Euro sehr teuer. So lasse ich mein Motorrad öfter stehen oder fahre einfach weniger. Handykosten werden gedrosselt.
Ich arbeite nun als Landwirt. Ich habe ein großes Grundstück und arbeite biologisch, ökologisch. Das wird vom Staat anerkannt.
Zuvor war ich mal Maurer, mal baute ich Kamine, dies und das, Handwerker. Diese Jobs gibts nicht mehr.
Früher ging ich jeden Abend in die Taverne, jetzt bleib ich auch mal zu Hause. In den Bars oder Tavernen reicht mir nun ein Getränk. Trinken kann ich auch zu Hause und: Wie gesagt, gegessen wird zu Hause.
Ab und zu habe ich noch nen Job, verdiene hundert oder zweihundert Euro. Ja, eigentlich bin ich arbeitslos aber wie gesagt, ich habe einen neuen Beruf: Landwirt.
Jetzt bin ich über diesen Beruf versichert und zahle Steuern. Damit habe ich auch später Anrecht auf Arbeitslosengeld oder auf eine kleine Rente.
Fällt die Ernte ins Wasser, wird das von der EU ausgeglichen. Ich brauche kaum modische Klamotten. Ich bin Single, lebe zu Hause wie schon gesagt. Kinder oder eine Frau? Wie? Was? Warum? Wozu?
Viele meiner Freunde sind arbeitslos. Sie kommen zurück ins Dorf. Wir gehen fischen. Oder wir machen Musik. Verhungern werden wir nicht. Irgendwann landet das Handy im Meer, zu teuer. Immer mehr Leute fahren Fahrrad. Es ist leiser geworden, kaum Verkehr. Die Mopeds sind so gut wie verschwunden. Die auf Kredit gekauften Karossen besitzen nun die Banken. 60 Leute unseres Dorfes wählen Rechts, die Morgenröte, das sind 10%.
Ich kann mit den Händen alles aber es gibt keine Aufträge mehr. Ich bleibe hier im Dorf, ich will nicht auswandern. Einige sind schon weg, nach Deutschland. Alle Kinder lernen Deutsch und Englisch, privat. Es gibt keine Perspektive aber jetzt und hier und heute lebe ich trotzdem gerne und ganz gut.
Mich interessieren die Kräuter und neue Tomatensorten. Als nächstes kommen Hühner dazu. Im Januar war Rekordernte, wir haben 300 Liter Olivenöl. Der Großhandels-Literpreis ist aber auf 2,30 Euro gesunken. Das wirft nichts ab. Bestes Öl. Für uns.
Wir leben am Meer. Immer wieder kommen ein paar Touristen. Reisen? Ich war auch einmal auf Kreta. Hier ist immer etwas los. Jetzt ist Weinernte.
Ich bin Grieche. Keiner aber wirklich auch überhaupt gar keiner wird mich in die Knie zwingen!"
|