Von
HannesP
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Der Strukturwandel auf der Adria hat ähnliche Qualität wie tektonische Verschiebungen. Scheinbar tut sich ganze Jahre nur wenig, dann kommts auf einmal mit Macht. Die Investitionswellen liegen bei Zyklen um die acht Jahre.
Die Erfahrung der vergangenen Jahre zeigt deutlich, dass der Einsatz angejahrter Schiffe auf Strecken, deren wirtschaftliche Rahmenbedingungen sich wesentlich geändert haben, keine Lösung ist. Eher wird es Neubauten geben, die ganz auf das neue Streckenprofil optimiert sind. Angesichts der weltweiten Krisenauswirkungen vor allem auch im Cargosektor dürfte der Neubau heute relativ günstiger sein als noch zu Boomzeiten wie etwa 1999/2000 oder 2008.
- neue Schiffe können auf neue Anforderungen beim Mix Garagenkilometer/Kabinenzahl reagieren - neue Motoren sind in der Regel verbrauchsgünstiger. Zumal dann, wenn die Wettbewerbsbedingungen es zulassen, den Antrieb eher bei 25 als bei 30+ Seemeilen/Stunde zu optimieren. Bei täglich 80.000 Euro Treibstoffkosten bringen schon prozentual geringe Einsparungen handfeste Wettbewerbsvorteile. - In europäischen küstennahen Gewässern wird der Druck immer grösser, vom wenig umweltfreundlichen Schweröl auf emissionsärmeren Marinediesel zu wechseln. Das dürfte für die Adria und auch den griechischen Inselverkehr zutreffen.
Es gibt millionenschwere EU-Förderprogramme für Reedereien, die ihre alten Pötte verkaufen und neue umweltfreundliche Schiffe anschaffen. Ganz abgesehen davon, dass der Wartungsaufwand bei neuen Schiffen deutlich günstiger zu Buche schlägt.
Für Schiffe vom Schlag der 1979 (?) gebauten Kriti I gibt es keine Zukunft. Ganz abgesehen davon, dass diese Generation eindeutig auf die 30-Jahre-Grenze zugeht.
Probleme mit Überkapaitäten haben alle drei grossen Reedereien auf der Adria. Schließlich haben sie seit Ende der 90er Jahre kräftig daran gearbeitet, Überkapazitäten aufzubauen, um die Rivalen in die Knie zu zwingen. Heiliger Sankt Florian, verschon mein Haus, zünd andre an ... Und nun steht die ganze Branche in Flammen.
Mir hat ein Aufsichtsratsmitglied von Anek mal ganz gelassen erzählt, Schiffe haben Propeller, um zu den Märken zu fahren, auf denen sie Geld verdienen können. Genau das scheint gerade zu passieren. Sie werden als Neubauten zurückkehren, sobald in der Adria die Nachfrage wieder steigt. Und wahrscheinlich sitzen längst etliche marineerfahrene BWLer zusammen, um neue Geschäftskonzepte zu basteln, die den Markt neu aufmischen, wie seinerzeit Superfast. Keine Sorge.
Hotelschiffe - da haben Fähren eh keine Chance. Schau dir einfach an, wieviel Hotelkapazität ein Kreuzfahrer auf 200 Längenmetern unterbringt und wieviel Kabinen eine Adriafähre am gleichen Liegeplatz anbieten kann. Ich glaube, das ist kein ernstzunehmender Markt für ehemalige Adriafähren.
Es muss einfach Tonnage von den schrumpfenden Märkten verschwinden. Genau das passiert gerade. Der Markt wird es wie immer regeln.
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