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Gast
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"Milchmädchenrechnung" ist wohl die passende Bezeichnung.
Die Saison auf den Kykladen dauert rund vier Monate, von Mitte Mai bis Mitte September, die eigentliche Hauptsaison aber nur wenige Wochen im August.
Außerhalb der Hauptsaison liegt die durchschnittliche Auslastung der Zimmer deutlich unter 100% - je nach Insel zwischen 50% und 70% - bedingt durch das Überangebot (die Kapazitäten orientieren sich an der HS), aber auch durch erhebliche "Ausfälle" bei jenen Vermietern, die Reservierungen per Telefon oder E-Mail akzeptieren (Gäste kommen verspätet oder gar nicht, haben gleich mehrfach reserviert, reisen vorzeitig wieder ab, reservierte Zimmer müssen freigehalten werden usw.).
Wenn ich für Richis Rechenbeispiel großzügige 70% Auslastung in der Nebensaison ansetze, sieht das Ergebnis gleich ganz anders aus:
(3 Monate x 25€ x 70% + 1 Monat x 50€ x 100%) x 30 Tage x 5 Zimmer = 15.375 € Jahreseinnahmen
Dem stehen aber erhebliche Ausgaben gegenüber, selbst wenn ich die Steuern vernachlässige:
- Errichtungskosten (Grund und Häuser fallen nicht vom Himmel) - Renovierungskosten (Zimmer und Häuser müssen jährlich gestrichen werden etc.) - laufende Investitionen (Kühlschränke, die mittlerweile auch bei 25€-Zimmern als selbstverständlich betrachtet werden, haben in der Region eine Lebensdauer von ein bis max. drei Jahren, Matratzen ebenso) - evtl. "wertsteigernde" Investitionen (Klimaanlagen, Fernseher, Neubauten) - Strom und Wasser (die Verschwendung an Strom und Wasser ist teilweise haarsträubend, und die Bettwäsche wäscht sich auch nicht von selbst ...) - Kranken- und Rentenversicherung bzw. entsprechende Rücklagen - uswusf.
Ganz egal auf welcher Insel ich bin, bei der Ankunft einer Fähre bietet sich immer das gleiche Schauspiel: Die Mehrzahl der Touristen (besonders der deutschen/deutschsprachigen Urlauber) meint grundsätzlich über den Zimmerpreis verhandeln zu müssen (ohne das Zimmer überhaupt gesehen zu haben), und es fällt eigentlich immer der selbe Satz: "Auf der Insel XYZ waren die Preise viel niedriger". Irgendwo in der Ägäis muss es anscheinend eine Insel geben, wo die Zimmer umsonst sind ...
Gruß
Skylopnichtis
PS/@Richi: Dass der Preis für eine Ware oder Dienstleistung irgendwo "absolut üblich" ist, bedeutet noch lange nicht, dass er angemessen oder gerecht ist.
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