Re: Katharevousa die zweite

Deine Ansicht zur Katharevousa ist zwar interessant und sozial engagiert, berücksichtigt aber nur einen kleinen Teil der griechischen Sprachgeschichte. Bereits in der Spätantike war es üblich, offizielle Texte in klassischem Attisch zu schreiben, das damals niemand mehr sprach. Ebenso verfuhr man im byzantinischen Reich. Außerdem ergab sich mit der schriftlichen Festlegung des neuen Testaments die Notwendigkeit, eine von allen Griechisch sprechenden einigermaßen verstandene Sprache zu schaffen. Diese benannte man als "Koine", d.h. "Die Allgemeine". Sie unterschied sich jedoch erheblich von den lokalen Dialekten.
Somit hat in der griechischen Sprache die Aufspaltung in eine "Amts- oder Hochsprache" von meist erheblich archaisierendem Charakter und eine "Volks- oder Alltagssprache" mit verschiedenen Dialekten eine reichlich lange Tradition.
Die Katharevousa war übrigens keineswegs ein reines Kunstprodukt wie etwa Esperanto. Uneinheitliche Vorstufen dazu wurden von den Mönchen in den Untergrundschulen während der Türkenherrschaft gelehrt. Die offizielle verallgemeinerung allerdings wurde durch Linguisten geleistet. Von denen war Korais einer der bekannteren und m.E. der maßgeblicheste (Ein Grieche, der in Frankreich lebte, kein "Fremder").