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Kleiner Reisebericht KRETA Mai 2004
Geschrieben am 23.05.2004 13:28:57
Von Christina 927 x gelesen 31 Antworten |
Während zwei Urlaubswochen kann man wirklich viel erleben. Iraklion am Freitag Abend der Ankunft, pralles Leben, laute Mopeds ohne Ende, die Jugend ist auf der Straße. Ein Bummel durch den Hafen, die Festung steht noch. Das neue Hotel Mégaron, das erst im November letzten Jahres eröffnet worden ist (und Jahrzehnte lang dem Verfall preisgegeben war, weil der ehemalige Besitzer es verzockt und sich anschließend vom Dach gestürzt hatte), präsentiert sich als Luxusnobelschuppen. Von außen angestrahlt, wirklich bildhübsch mit einem Preis für das Doppelzimmer von schlappen 255 - für EINE Nacht. Die Suiten sollen, wie mir meine Bekannte berichtet, die dort um die Ecke ein Geschäft betreibt, ganz edel eingerichtet sein. Wer sich also einmal etwas leisten will, nur hin, man gönnt sich ja sonst nichts. Es sei noch gesagt, dass uns bei dem Besuch im Foyer außer der Empfangsfrau absolut niemand begegnete, und die Fenster der Zimmer sahen von außen auch recht dunkel aus. Georgioúpoli habe ich am nächsten Tag mit einem superbequemen, klimatisierten Überlandbus der neuen Busflotte erreicht, die zum größten Teil aus EU-Geldern gezahlt worden ist. Ich finde, die Investition hat sich gelohnt. GEO, um die Jahreszeit noch recht wenig von Touristen frequentiert. Eine Zimmervermieterin, die ein wenig deutsch spricht, und bei der wir vor ein paar Jahren einige Tage verbracht hatten, sitzt in ihrem kleinen Frühstückslokal. Auf meine Frage nach dem Befinden der Familie erzählt sie glücklich, dass es ihnen jetzt wirklich gut ginge. Ihr Sohn, der im Jugendalter an Krebs erkrankt war, sei wieder gesund. Auch ihrem Mann mit den Beipässen ginge es gut. Die Familie habe sich finanziell wieder erholt nach all den Kosten, die die Krankenhausbehandlungen verschlungen hatten. Sie faltet die Hände und schickt ein Stoßgebet gen Himmel: Danke an.......nein nicht den Theós (Gott), sondern an den Tourismus, der es möglich gemacht habe, dass es ihnen jetzt so gut geht. Noch öfter wiederholt sie diese Dankesformel. Am nächsten Tag dann wieder mit dem Überlandbus ein Besuch in Chaniá. Da es Sonntag ist, ist die Markthalle leider geschlossen. Statt dessen wohnen wir zufälligerweise einer Zeremonie zur Erinnerung an den 2. WK bei, die alljährlich vor der Kirche des Metropoliten abgehalten wird. Es haben sich aufgestellt: Eine Blaskapelle in blauen Uniformen und eine Soldatentruppe in grünen Tarnanzügen mit MGs. Plötzlich fahren Bonzenautos vor, deren Nummernschilder lediglich von einem Stern geziert. Müssen wichtige Leute sein. Die Oberen steigen aus und gehen recht zügig z.T. von Leibwächtern flankiert - in Richtung Kirche. Die Blaskapelle stimmt ein zackiges Lied an, aber nur kurz, während die Grünen mal kurz stramm stehen müssen. Dann dürfen sich alle wieder lockern. Als alle Oberen angekommen sind, ertönt lang anhaltendes Glockengeläut und der Gottesdienst beginnt. Wie immer bei der Vorstellung dessen, was zu jener Zeit alles an Greueltaten verübt worden ist, bin ich sehr ergriffen. Was kann ich tun? Ich zünde eine Kerze an, und verweile ein wenig in der Kirche, lausche dem Metropoliten und den Gesängen. Wieder zurück in Georgioúpoli beschließen wir, noch einen kleinen Abstecher nach Argirópolis zu machen. Das mittlerweile gemietete Auto lassen wir weit unterhalb des Ortes stehen, und spazieren einen wunderschön grünen Eselspfad am Bachbett hinauf zu den Kaskaden. Meine beiden Mitreisenden kennen den Ort schon gut, und so lasse ich mich gerne durch diese grüne Oase führen. Das kleine Kapellchen mit dem darin befindlichen Wasserfluss, die uralten Bäume, die kühle Frische, die von diesem Ort ausgeht. Dazwischen ganz romantisch gelegene, kleine Lokale. In den heißen Sommermonaten muss dieser so wasserreiche Platz eine Labsal sein. Das Mosaik im Hauptort schauen wir uns ebenfalls an, schlendern durch das Dorf mit den vielen alten Häusern. Eine Frau pflückt Blumen für uns und schenkt sie uns spontan. Wieder eine dieser Gesten, die die Liebenswürdigkeit und den Charme dieser Menschen hier auf Kreta ausmachen. Am nächsten Tag ist eine sehr frühe Abreise in den Süden geplant. Nach Chóra Sfakíon über die Askifou soll es gehen. In der Ebene weht ein wirklich sehr, sehr kalter Wind, so dass wir hier ganz schnell wieder verschwinden. Der nächste Tag beschert uns einen gemütlichen Ausflug entlang der Südküste über Frangokástello, Plakiás, durch die Kourtaliótiko-Schlucht (mein persönlicher Favorit auf dieser Piste) bis kurz vor Spíli den Abzweig nehmen und über eine gut befahrbare Strecke Richtung Karínes in die Berge hinauf nach Patsós. Einfache Gerichte gibts in der kleinen Taverne am Platz, gegenüber könnte man sich auch noch den einen oder anderen Raki in einem urigen, alten Kafenion zu Gemüte führen. Als Zugabe gibts von der Chefin des Hauses einen Teller in Hühnerbrühe gekochten Reis, der meinen noch vom loutrischen öligen Hahn aus dem Ofen ramponierten Magen wieder auf Vordermann bringt. In der Nähe schauen wir uns die Agios Adónis Schlucht an. Von einer Aussichtsplattform hat man einen fantastischen Ausblick auf das üppige Grün alter Bäume im mit Wasser gut gefüllten Flussbett. In einer kleine Kapelle im Fels kann man die obligatorischen Kerzen anzünden und Abreißkalender für 3 Euro das Stück kaufen. Mit dem Auto gelangen wir auf einer vom warmen Nachmittagslicht beschienenen Abfahrt über die gleiche Strecke wieder zur Hauptstraße Richtung Süden in die Region, wo ich mich so heimisch fühle. Doch einen kleinen Schlenker gönnen wir uns noch. Über Mélambes führt unsere Route Richtung Agia Galíni mit Wahnsinnsausblicken über die Messará, den Psilorítis bis hinein ins Amáribecken, wo ich noch nie war und das mich so reizt. Ein kurzer Fototermin in Mélambes wird dir, Lisi, sicherlich als der Ort in Erinnerung bleiben, wo dich beim Öffnen eines Müllcontainers plötzlich 1000 tote Fischaugen angeblickt haben. Zum Gruseln! Die Villa Kunterbunt in Sívas hat unsere Zimmer hergerichtet, einfach schön, wieder hier zu sein. Die Familie hat zwar Trauer, kümmert sich jedoch weiterhin liebevoll um ihre Gäste. Zur Begrüßung gibt es von Georgia selbst gebackenen Kuchen. Von all den wundervollen Orten der Umgebung suchen wir uns Kalamáki aus, weil der Wunsch besteht, endlich die Kamele und ihre Besitzer kennen zu lernen. Gleich werden wir von Michaela ins Haus zu einem Frappé eingeladen, wo wir uns stundenlang festquatschen. Irgendwann kommt Hans mit dazu. Die vielen Hunde, die sich teilweise hierher geflüchtet haben und sich von den Stürmen ihres jungen Lebens auf Kreta erholen können, beschnuppern uns. Die Kamele sind natürlich der Knaller. Sie lieben die mitgebrachten Möhrchen, sind aber ansonsten eher anspruchslos in ihrer Nahrung. Einer der drei sieht zum Piepen aus. Er hat die Lippen ein wenig geöffnet und so geschürzt, so dass es scheint, als ob er gleich zu Pfeifen anfängt. Man kann auch ganz leicht auf den Rücken eines Kamels klettern, sie sind so zahm, lassen sich gerne anfassen und haben ganz sanfte große Augen. Für Kinder, die hier Urlaub machen, sicherlich ein Paradies. Auch Erwachsene staunen nicht schlecht, wenn man im Wohnraum am großen Tisch sitzt und plötzlich ein Kamel am Fenster vorbeispaziert. Danke nochmals an Michaela und Hans für euere Gastfreundschaft. Lisi und Willi sind schon wieder abgefahren, auf zu neuen Abenteuern, ich bleibe in Sivas und treffe in der Villa sehr schnell offene, lustige Leute, mit denen sich spontan eine sehr vergnügliche Paréa ergibt. Wie überall im Süden, wo wir waren, ist auch in Kalamáki noch nicht viel los. Die Gasthäuser sind fast alle geöffnet, das Essen wie eh und je ein wahrer Genuss. Es fällt schwer, irgendwelche Tavernen besonders herauszuheben, denn ich habe mich im Laufe der Zeit schon durch alle hindurchgegessen. Diesmal waren es insbesondere die beiden letzten, denen wir huldigten. Frischer Fisch stand auf dem Programm, an einem Tag auch eine umwerfende Bohnengemüseplatte. Natürlich war uns auch die weltberühmte Pizzeria in Kamilári einen Besuch Wert, wo man bei romantischem Kerzenlicht Riesenpizzas serviert bekommt. Ein kleiner Abstecher nach Kouses, wo man bei traumhafter Aussicht auf den Psilo und fast die gesamte Ebene auch wieder lecker speisen kann. Z.B. einen ganz frischen Táramosalata (Fischrogenpaste). Mmmmmh. Auf dem Samstagsmarkt in Mires fiel ich gleich über meinen Lieblingskräuterstand her, wo ich meine Vorräte von Bergtee, Kamille und Diktamos wieder auffrischen konnte. Die Spätorangen aus Chaniá schmeckten zuckersüß. 2 Kilo würden mit nach Deutschland reisen. Kretische Bananen, die kleineren dicklichen, die es nur an einem Stand hier gibt. Die Tage in der Messara vergingen wie im Flug. Außer Essen, Trinken und guter Laune waren auch Besuche in der Umgebung angesagt. In Pitsídia im alten Kafeníon von Kostas, das nun zusehends dem Verfall preisgegeben ist. Die Oberlichter der Eingangstür sind eingedrückt, so dass Blätter und Saharasand leicht den Weg ins Innere finden. Das Schild über dem Eingang ist abgeschraubt und steht in einer Ecke. Die Farbe an den Wänden ist schon sehr stark abgeblättert. Im Kühlschrank befindet sich eine kleine Bibliothek deutschsprachiger Bücher. Einzig als Poststation scheint das Kafeníon noch zu funktionieren. Unzählige Stromrechnungen liegen gebündelt auf der Bank. Insbesondere Abends wanderte ich gerne durch die archaische Landschaft, gleich hinter der Villa Kunterbunt, geprägt von alten knorrigen Olivenbäumen und warmem, friedlichen Licht. Schiere Glückseligkeit! Auch hier wieder die Tiere, mit denen man lebt. Ein noch übriggebliebener Esel, der gerne zu mir herkommt und gleich zu grasen anfängt, wenn er Gesellschaft hat. Oder Lucky, der von Georgia im Babyalter gerettete Hund, der sich über Besuch und Streicheleinheiten jedes Mal ein Bein ausfreut. Unsere Katzen im Hotel, die unser üppiges Frühstück begleiten. Am letzten Urlaubstag hat es Blé (den Namen hat sie von ihren wasserblauen Augen) ganz übel erwischt. Als Mama, die 4 Kätzchen zu stillen hat, hat sie einen unbändigen Appetit auf alles. Sie scheint vergiftet zu sein. Es geht ihr zusehends schlechter. Helmut, Anne und Georgia kümmern sich rührend um sie. Sie soll Olivenöl eingeflößt bekommen. Es funktioniert mit Hilfe eines Aschenbechers. Die Katze ist nun vollkommen struppig, als ob sie im Öl gebadet hätte. Bald zeigt das Öl seine Wirkung. Wir atmen erstmalig auf. Blé ist von Krämpfen geschüttelt, liegt, steht auf, schwankt, die Vorderpfoten zucken, sie kann sich nicht putzen, will auch nicht trinken, die Augen geschlossen. Wir machen uns große Sorgen, doch ich denke, Blé wird es schaffen, denn sie ist die Stärkste hier im "Rudel". Im Laufe der nächsten Stunden bessert sich ihr Zustand langsam. Dem Angebot ihrer absoluten Lieblingsspeise, Honigmelone, kann sie nicht widerstehen. Ihre Augen kann sie schon wieder etwas mehr öffnen, schaut auch wieder wacher in die Welt. Sie scheint über den Berg. Bald stattet sie auch ihren Jungen wieder einen kurzen Besuch ab. Den ganzen Abend über bedarf sie der Nähe und Wärme von uns Menschen, mag nur auf den Schoß klettern und dort liegen. So haben wir alle einmal das Vergnügen, eine völlig zerrupfte und ölige Katze ausgiebig streicheln zu dürfen. Am nächsten Tag erfahre ich, dass sie eine Schlange gefressen hat, vielleicht war es ja eine Giftschlange. Einen größeren Ausflug haben wir in der letzten Woche mit dem Auto noch unternommen. Endlich ins Amáriland. Am Psilorítis entlang nach Réthimnon und zurück am Kédros vorbei, durch Gerakári mit seinen Kirschbäumen, deren Äste sich bereits unter der Last der reifen Früchte bogen. Atemberaubende Sicht auf das vom späten Nachmittagslicht beschienene Ida-Gebirge. Mit einer abschließenden Abkürzung zur Hauptstraße in der Nähe von Orne, die uns einer der Mitreisenden dringend empfahl. Niemals sollte man mit einem normalen Auto diese Abkürzung nehmen! Es geht über Stock und Stein, schlimmer als die Piste nach Préveli. Immer wieder müssen wir aussteigen, damit das Auto nicht aufsetzt. Durch 2 Bachbetten und von Hunden verfolgt. Nicht wissend, ob wir auch wirklich auf dem richtigen Weg sind. Trotzdem viel Spaß bei diesem letzten Teilstück unseres Ausflugs. Seitdem ist das Wort Abkürzung als geflügelter Ausdruck in unseren Sprachschatz eingegangen. Der kürzeste Weg ist nicht immer der schnellste. Einen genaueren Bericht über die Fahrt gibt es an anderer Stelle. Ich muss noch mindestens einmal hin, vielleicht mal mit dem Moped. Und bei Kouroútes den Psilo bergan steigen, zu Fuß. Diese himmlische Ruhe. Und in Gerakári Kirschen essen. Durch die Geisterdörfer am Wegesrand streifen, Kontakt mit den Menschen hier suchen. Leider ist die Zeit viel zu schnell vorbeigegangen. An meinem letzten Tag hat unser Zimmerwirt Namenstag. Die Ziege brutzelt bereits auf dem Grill, goldgelb vom häufigen Übergießen. Es duftet schon von weitem. Auch die Katzen suchen bereits günstige Ausgangspositionen. Leider muss ich schon am Nachmittag los und verpasse das Festessen. (Um ein Haar hätte ich auch den Flieger verpasst, diesmal war es ganz knapp). Wir verabschieden uns, trennen uns in alle Himmelsrichtungen. Vielleicht treffen wir uns wieder, in Sivas, in der Villa.......... Christina |
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