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Kleiner Reisebericht KRETA Mai 2004

Geschrieben am 23.05.2004 13:28:57

Von
Christina
Christina

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31 Antworten

Während zwei Urlaubswochen kann man wirklich viel erleben.

Iraklion am Freitag Abend der Ankunft, pralles Leben, laute Mopeds ohne Ende, die Jugend ist auf der Straße. Ein Bummel durch den Hafen, die Festung steht noch. Das neue Hotel „Mégaron“, das erst im November letzten Jahres eröffnet worden ist (und Jahrzehnte lang dem Verfall preisgegeben war, weil der ehemalige Besitzer es verzockt und sich anschließend vom Dach gestürzt hatte), präsentiert sich als Luxusnobelschuppen. Von außen angestrahlt, wirklich bildhübsch mit einem Preis für das Doppelzimmer von schlappen 255 € - für EINE Nacht. Die Suiten sollen, wie mir meine Bekannte berichtet, die dort um die Ecke ein Geschäft betreibt, ganz edel eingerichtet sein. Wer sich also einmal etwas leisten will, nur hin, man gönnt sich ja sonst nichts. Es sei noch gesagt, dass uns bei dem Besuch im Foyer außer der Empfangsfrau absolut niemand begegnete, und die Fenster der Zimmer sahen von außen auch recht dunkel aus.

Georgioúpoli habe ich am nächsten Tag mit einem superbequemen, klimatisierten Überlandbus der neuen Busflotte erreicht, die zum größten Teil aus EU-Geldern gezahlt worden ist. Ich finde, die Investition hat sich gelohnt. GEO, um die Jahreszeit noch recht wenig von Touristen frequentiert. Eine Zimmervermieterin, die ein wenig deutsch spricht, und bei der wir vor ein paar Jahren einige Tage verbracht hatten, sitzt in ihrem kleinen Frühstückslokal. Auf meine Frage nach dem Befinden der Familie erzählt sie glücklich, dass es ihnen jetzt wirklich gut ginge. Ihr Sohn, der im Jugendalter an Krebs erkrankt war, sei wieder gesund. Auch ihrem Mann mit den Beipässen ginge es gut. Die Familie habe sich finanziell wieder erholt nach all den Kosten, die die Krankenhausbehandlungen verschlungen hatten. Sie faltet die Hände und schickt ein Stoßgebet gen Himmel: Danke an.......nein nicht den „Theós“ (Gott), sondern an den Tourismus, der es möglich gemacht habe, dass es ihnen jetzt so gut geht. Noch öfter wiederholt sie diese Dankesformel.

Am nächsten Tag dann – wieder mit dem Überlandbus – ein Besuch in Chaniá. Da es Sonntag ist, ist die Markthalle leider geschlossen. Statt dessen wohnen wir zufälligerweise einer Zeremonie zur Erinnerung an den 2. WK bei, die alljährlich vor der Kirche des Metropoliten abgehalten wird. Es haben sich aufgestellt: Eine Blaskapelle in blauen Uniformen und eine Soldatentruppe in grünen Tarnanzügen mit MGs. Plötzlich fahren Bonzenautos vor, deren Nummernschilder lediglich von einem Stern geziert. Müssen wichtige Leute sein. Die Oberen steigen aus und gehen recht zügig – z.T. von Leibwächtern flankiert - in Richtung Kirche. Die Blaskapelle stimmt ein zackiges Lied an, aber nur kurz, während die „Grünen“ mal kurz stramm stehen müssen. Dann dürfen sich alle wieder lockern. Als alle Oberen angekommen sind, ertönt lang anhaltendes Glockengeläut und der Gottesdienst beginnt. Wie immer bei der Vorstellung dessen, was zu jener Zeit alles an Greueltaten verübt worden ist, bin ich sehr ergriffen. Was kann ich tun? Ich zünde eine Kerze an, und verweile ein wenig in der Kirche, lausche dem Metropoliten und den Gesängen.
Langsam wieder Eintauchen in die Realität der sonntagnachmittäglichen Altstadt von Chaniá. Ich erstehe ein neues Portemonnaie in der Ledergasse. Die malerischen Gässchen laden zum Verweilen ein, und so gönnen wir uns ein leckeres Essen in einer Seitengasse. Das von außen so unscheinbar wirkende archäologische Museum von Chaniá in der Chalidón Straße ist – wie wir finden – einen Besuch Wert. Mich haben am meisten die Glasarbeiten und die Fußbodenmosaike fasziniert, sowie der Ausdruck der kleinen Statuen der Klageweiber. Eine weitergehende Beschreibung der Exponate kann man im MM unter „Museen“ nachlesen.

Wieder zurück in Georgioúpoli beschließen wir, noch einen kleinen Abstecher nach Argirópolis zu machen. Das mittlerweile gemietete Auto lassen wir weit unterhalb des Ortes stehen, und spazieren einen wunderschön grünen Eselspfad am Bachbett hinauf zu den Kaskaden. Meine beiden Mitreisenden kennen den Ort schon gut, und so lasse ich mich gerne durch diese grüne Oase führen. Das kleine Kapellchen mit dem darin befindlichen Wasserfluss, die uralten Bäume, die kühle Frische, die von diesem Ort ausgeht. Dazwischen ganz romantisch gelegene, kleine Lokale. In den heißen Sommermonaten muss dieser so wasserreiche Platz eine Labsal sein. Das Mosaik im Hauptort schauen wir uns ebenfalls an, schlendern durch das Dorf mit den vielen alten Häusern. Eine Frau pflückt Blumen für uns und schenkt sie uns spontan. Wieder eine dieser Gesten, die die Liebenswürdigkeit und den Charme dieser Menschen hier auf Kreta ausmachen.

Am nächsten Tag ist eine sehr frühe Abreise in den Süden geplant. Nach Chóra Sfakíon über die Askifou soll es gehen. In der Ebene weht ein wirklich sehr, sehr kalter Wind, so dass wir hier ganz schnell wieder verschwinden.
Wir wollen unser Lager im Stavrís-Hotel aufschlagen. Nach kurzem Eincheck geht’s gleich auf unsere geplante Wandertour. Erst einmal nach Anópolis. Von der Teerstraße dorthin zweigt schon bald rechts ein Saumpfad ab. Es geht stetig bergan und es verspricht, ein sonniger Tag zu werden. Bald schon erreichen wir das Flussbett, das von der Ilíngas-Schlucht abzweigt. Wunderbar schattig. Nur selten begegnen uns andere Wanderer. Ziegen schauen um die Ecke auf der Suche nach Leckerlies. Einige tote und schon zerlegte Tiere säumen unseren Weg. Immer weiter geht es bergan, später wieder in der prallen Sonne. Das ist definiv nichts für mich. Trotz Hut habe ich das Gefühl, dass mein Gehirn langsam weich gekocht wird, obwohl es sooo heiß noch gar nicht ist. Und bergan bin ich auch schon einmal besser zu Fuß gewesen. Endlich ist in der prallen Mittagssonne Anópolis erreicht. Wir fallen zur Abkühlung und Erfrischung gleich in die erste Taverne auf der rechten Seite ein, gegenüber dem Abstieg nach Loutró. Nachdem wir uns ein wenig erholt haben, genießen wir in der Rückschau doch die vielen fantastischen Ausblicke, die uns beim Aufstieg begleitet haben, die üppige Pflanzenwelt, unser Picknick im noch schattigen Flussbett, das Wissen darum, den inneren Schweinehund überwunden und den Aufstieg bis zum Ende gebracht zu haben.
Der Abstieg zu unserem Ziel, der Bucht von Loutró, gestaltet sich als ein Geröllpfad. Da wir schon etwas ermüdet sind, ist viel Konzentration erforderlich, um immer wieder sicheren Tritt zu finden. Bin sehr froh, meine Wanderschuhe angezogen zu haben und beschließe, mir für solche Touren künftig einen Stock mitzunehmen. Wir werden mit traumhaften Ausblicken auf das tiefblaue Meer und die wunderschöne Bucht von Loutró entschädigt. Und das über längere Zeit hinweg, da der Weg nach unten sich in die Länge zieht.
Trotz der Strapazen stellen wir in einem schattigen und bequemen Lokal am Hafen einmal mehr fest, dass sich die Mühe wirklich gelohnt hat. Recht schnell hat man sich erholt.
Unser Schiff hat eine Stunde Verspätung. Die Rückfahrt nach Sfakiá entlang der felsigen Küste bietet wunderbare Blicke auf die bizarre Bergwelt Südkretas mit ihren Steilküsten im Abendlicht. Wir scheinen noch einen Zwischenstopp einzulegen. Nehmen Kurs auf Ilíngas-Beach. Weiter oberhalb stehen Reisebusse, die meisten Touristen machen sich auf den Weg nach draußen, was aber gar nicht so einfach ist. Erst hier erkennen wir, was der aufgefrischte Wind für einen Wellengang erzeugt. Die Rampe zum Aussteigen klatscht mit den Wellen immer wieder auf den Kiesstrand, einen Anleger gibt es nicht. Gleich mit der nächsten Welle hebt sich das Schiff wieder, um erneut auf den Kies zu prallen. Bei kleineren Wellen drängen die Männer, die hier arbeiten, kleinere Touristengruppen von Bord – bis zur nächsten größeren Welle. Hilfe steht auch am Strand, damit man diesen bei dem ungewohnten Abgang nicht gleich küsst. Die Arbeit geht sehr ruhig und konzentriert vonstatten, habe trotz der scheppernden Rampe und dem schwankenden Boden keine Sekunde lang Angst – die Schiffleute hier sind einfach zu souverän. Der Fährenlenker vollbringt mit steinerner Miene ein Wunderwerk, das Schiff in gleicher Entfernung zum Strand zu halten. Man gibt auch uns zu verstehen, dass wir das Schiff verlassen sollen. Es fährt nämlich gar nicht nach Chóra Sfakíon, sondern gleich wieder zurück. Bei unserer Rückkehr in den Ort sehen wir auch, dass ein Anlegen gar nicht möglich gewesen wäre, da der See für den Anleger viel zu sehr aufgepeitscht ist. Am Abend erzählt mir ein Hotelmitbewohner recht verhalten, dass er seinen ersten Urlaub auf Kreta verbringt. Schon beim Landeanflug ein paar Tage zuvor hat er sein erstes Abenteuer bestanden. Die Maschine sei bis kurz vor Iraklion gekommen. Ein dunkler Himmel mit Massen von Sahara-Sand zwang die Maschine vorerst zur Umkehr und Landung in Athen. Und nun diese merkwürdige Schiffsgeschichte. Er habe eigentlich nur ein paar Tage in Ruhe durch die Berge wandern wollen. Herzlich willkommen auf Kreta!

Der nächste Tag beschert uns einen gemütlichen Ausflug entlang der Südküste über Frangokástello, Plakiás, durch die Kourtaliótiko-Schlucht (mein persönlicher Favorit auf dieser Piste) bis kurz vor Spíli den Abzweig nehmen und über eine gut befahrbare Strecke Richtung Karínes in die Berge hinauf nach Patsós. Einfache Gerichte gibt’s in der kleinen Taverne am Platz, gegenüber könnte man sich auch noch den einen oder anderen Raki in einem urigen, alten Kafenion zu Gemüte führen. Als Zugabe gibt’s von der Chefin des Hauses einen Teller in Hühnerbrühe gekochten Reis, der meinen noch vom loutrischen öligen Hahn aus dem Ofen ramponierten Magen wieder auf Vordermann bringt. In der Nähe schauen wir uns die Agios Adónis Schlucht an. Von einer Aussichtsplattform hat man einen fantastischen Ausblick auf das üppige Grün alter Bäume im mit Wasser gut gefüllten Flussbett. In einer kleine Kapelle im Fels kann man die obligatorischen Kerzen anzünden und Abreißkalender für 3 Euro das Stück kaufen.
Unser Spaziergang durch die Schlucht ist atemberaubend schön. Immer steiler und höher ragen die rötlichbraun gemusterten Felswände aus der Baumlandschaft empor. In einer Art Höhle schießt das Wasser aus dem Fels und ergießt sich als Wasserfall in ein kleineres Becken, das wiederum in ein größeres mündet. Als rauschender Bach geht’s über dicke Wackersteine bergab. Viele Vögel haben hier ihre Nester in den Felshöhlen gebaut, wo ein Mensch so schnell nicht hinkommt. Nach einer ¾ Stunde kehren wir wieder um und schauen uns am Ausgang noch einen angelegten Grillplatz an. Unsere Erfrischung gibt’s am Schluchtausgang im schattigen, gemütlichen Lokal „To Farángi“ (Die Schlucht).

Mit dem Auto gelangen wir auf einer vom warmen Nachmittagslicht beschienenen Abfahrt über die gleiche Strecke wieder zur Hauptstraße Richtung Süden in die Region, wo ich mich so heimisch fühle. Doch einen kleinen Schlenker gönnen wir uns noch. Über Mélambes führt unsere Route Richtung Agia Galíni mit Wahnsinnsausblicken über die Messará, den Psilorítis bis hinein ins Amáribecken, wo ich noch nie war und das mich so reizt. Ein kurzer Fototermin in Mélambes wird dir, Lisi, sicherlich als der Ort in Erinnerung bleiben, wo dich beim Öffnen eines Müllcontainers plötzlich 1000 tote Fischaugen angeblickt haben. Zum Gruseln!

Die „Villa Kunterbunt“ in Sívas hat unsere Zimmer hergerichtet, einfach schön, wieder hier zu sein. Die Familie hat zwar Trauer, kümmert sich jedoch weiterhin liebevoll um ihre Gäste. Zur Begrüßung gibt es von Georgia selbst gebackenen Kuchen.

Von all den wundervollen Orten der Umgebung suchen wir uns Kalamáki aus, weil der Wunsch besteht, endlich die Kamele und ihre Besitzer kennen zu lernen. Gleich werden wir von Michaela ins Haus zu einem Frappé eingeladen, wo wir uns stundenlang festquatschen. Irgendwann kommt Hans mit dazu. Die vielen Hunde, die sich teilweise hierher geflüchtet haben und sich von den Stürmen ihres jungen Lebens auf Kreta erholen können, beschnuppern uns. Die Kamele sind natürlich der Knaller. Sie lieben die mitgebrachten Möhrchen, sind aber ansonsten eher anspruchslos in ihrer Nahrung. Einer der drei sieht zum Piepen aus. Er hat die Lippen ein wenig geöffnet und so geschürzt, so dass es scheint, als ob er gleich zu Pfeifen anfängt. Man kann auch ganz leicht auf den Rücken eines Kamels klettern, sie sind so zahm, lassen sich gerne anfassen und haben ganz sanfte große Augen. Für Kinder, die hier Urlaub machen, sicherlich ein Paradies. Auch Erwachsene staunen nicht schlecht, wenn man im Wohnraum am großen Tisch sitzt und plötzlich ein Kamel am Fenster vorbeispaziert. Danke nochmals an Michaela und Hans für euere Gastfreundschaft.

Lisi und Willi sind schon wieder abgefahren, auf zu neuen Abenteuern, ich bleibe in Sivas und treffe in der Villa sehr schnell offene, lustige Leute, mit denen sich spontan eine sehr vergnügliche Paréa ergibt.

Wie überall im Süden, wo wir waren, ist auch in Kalamáki noch nicht viel los. Die Gasthäuser sind fast alle geöffnet, das Essen wie eh und je ein wahrer Genuss. Es fällt schwer, irgendwelche Tavernen besonders herauszuheben, denn ich habe mich im Laufe der Zeit schon durch alle hindurchgegessen. Diesmal waren es insbesondere die beiden letzten, denen wir huldigten. Frischer Fisch stand auf dem Programm, an einem Tag auch eine umwerfende Bohnengemüseplatte.
Eines Abends verleibten wir uns jeder eine Dorade ein, weißes Fleisch, ein göttlicher Genuss. Statt der Olivenöl-Zitronensauce reicht mir der Saft einer frischen Zitrone vollkommen aus. Den üblichen Bauernsalat und ein Briam in die Mitte, frisches, zartes Weißbrot, als kleinere Beilagen zum Fisch noch Fritten und Maroulisalat. Dazu ein weißer Hauswein. Dann schwiegen wir und gaben uns dem Genuss hin.
Zum Nachtisch bekommen wir auf Kosten des Hauses noch eine Früchteplatte, Raki, einen Becher Wein und ein Speiseeis.
Erwähnen möchte ich noch unbedingt die Speisekarte. Beim ersten Besuch des Lokals haben wir die ersten 10 Minuten einfach nur Tränen gelacht. Zunächst einmal stach uns der „Gurgelnsalat“ ins Auge und dass man hier „Rottepinte“ (Rote Beete) bekommen konnte. Eine „Suppe Kamm mit Tomatensause“ haben wir nicht probiert. Uns gefiel die „Fete aus dem Backofen“. Hinterher gab es noch „Spiritus“ zur Verdauung. Meine kretischen Freunde mögen es mir verzeihen, dass ich an dieser Stelle schmunzeln muss. Ich denke dabei allerdings an meine vergeblichen Versuche, mich auf griechisch verständlich zu machen, und nur durch eine falsche Betonung den Sinn eines Wortes vollkommen entstellt habe, was zu mehr als erheitertem Gelächter meines kretischen Gegenübers führte. Die Taverne mit der lustigen Karte ist sehr empfehlenswert, das Essen einfach köstlich.

Natürlich war uns auch die weltberühmte Pizzeria in Kamilári einen Besuch Wert, wo man bei romantischem Kerzenlicht Riesenpizzas serviert bekommt.
Ebenso wie die Restaurants in Sivas. Die Mezédes hatten es uns besonders angetan. Bei Wafis gibt es z.B. „Saganáki Garídes“, etwas Warmes aus frischen Tomaten und Feta mit Krabben, kräftig gewürzt. Kann sein, dass auch noch Knoblauch mit im Spiel war. Meine Paréa konnte ich von diesem Gericht ebenso begeistern. Oder das Auberginenpüree mit viel Dill. Die Portion Schwertfisch (ein Riesenlappen, den ich nicht aufessen konnte) kostete wie eh und je 4,50 €. Adónis, der Besitzer, in dessen Gesellschaft ich an einem Abend auch dieses Krabbengericht entdeckt hatte, sagte, dass sein Lokal deshalb auch so gut ginge, weil er keinen Unterschied zwischen Griechen und Ausländern bei der Preisgestaltung mache. Das sei unfair!

Ein kleiner Abstecher nach Kouses, wo man bei traumhafter Aussicht auf den Psilo und fast die gesamte Ebene auch wieder lecker speisen kann. Z.B. einen ganz frischen Táramosalata (Fischrogenpaste). Mmmmmh.

Auf dem Samstagsmarkt in Mires fiel ich gleich über meinen Lieblingskräuterstand her, wo ich meine Vorräte von Bergtee, Kamille und Diktamos wieder auffrischen konnte. Die Spätorangen aus Chaniá schmeckten zuckersüß. 2 Kilo würden mit nach Deutschland reisen. Kretische Bananen, die kleineren dicklichen, die es nur an einem Stand hier gibt.

Die Tage in der Messara vergingen wie im Flug. Außer Essen, Trinken und guter Laune waren auch Besuche in der Umgebung angesagt. In Pitsídia im alten Kafeníon von Kostas, das nun zusehends dem Verfall preisgegeben ist. Die Oberlichter der Eingangstür sind eingedrückt, so dass Blätter und Saharasand leicht den Weg ins Innere finden. Das Schild über dem Eingang ist abgeschraubt und steht in einer Ecke. Die Farbe an den Wänden ist schon sehr stark abgeblättert. Im Kühlschrank befindet sich eine kleine Bibliothek deutschsprachiger Bücher. Einzig als Poststation scheint das Kafeníon noch zu funktionieren. Unzählige Stromrechnungen liegen gebündelt auf der Bank.
Mehrere Ausflüge nach Mátala, wo man im Coffee Shop so prima bei lauschiger Musik und einem kühlen Getränk abhängen und Touristen gucken kann. Für einen Besuch im angrenzenden Bookshop muss ich immer viel Zeit einkalkulieren. Dieses Jahr habe ich auf Empfehlung das Buch „Die kretische Kochkunst“ erstanden, das alte kretische Rezepte beinhaltet. Liest sich verführerisch.
„Speed“ heißt die noch junge Snackbar auf der pitsidianisch-matalesischen Rennpiste. Ein schattiges Plätzchen, ein Lautenspieler klimpert und übt auf seinem Instrument, die Zeit steht still. Später kommt ein Bekannter aus Mátala vorbei, Begrüßung und Getränke, wie immer.
In Kamilári besuchte ich Evanthía aus der Pension Pelekános, die ich schon so lange kenne. Ein sehr entspannter Nachmittag nahm seinen Verlauf. Das früher von Silvia aus Österreich geführte Lokal auf der Plateía, gegenüber der Kirche, das seit längerem verwaist war, ist wieder eröffnet. Es wird jetzt von Vangélis betrieben, dem Zweitältestens aus der Taverna-Mílonas-Familie. Liebevoll eingerichtet beherbergt es jetzt ein Snackbar.

Insbesondere Abends wanderte ich gerne durch die archaische Landschaft, gleich hinter der Villa Kunterbunt, geprägt von alten knorrigen Olivenbäumen und warmem, friedlichen Licht. Schiere Glückseligkeit! Auch hier wieder die Tiere, mit denen man lebt. Ein noch übriggebliebener Esel, der gerne zu mir herkommt und gleich zu grasen anfängt, wenn er Gesellschaft hat. Oder Lucky, der von Georgia im Babyalter gerettete Hund, der sich über Besuch und Streicheleinheiten jedes Mal ein Bein ausfreut. „Unsere“ Katzen im Hotel, die unser üppiges Frühstück begleiten.

Am letzten Urlaubstag hat es Blé (den Namen hat sie von ihren wasserblauen Augen) ganz übel erwischt. Als Mama, die 4 Kätzchen zu stillen hat, hat sie einen unbändigen Appetit auf alles. Sie scheint vergiftet zu sein. Es geht ihr zusehends schlechter. Helmut, Anne und Georgia kümmern sich rührend um sie. Sie soll Olivenöl eingeflößt bekommen. Es funktioniert mit Hilfe eines Aschenbechers. Die Katze ist nun vollkommen struppig, als ob sie im Öl gebadet hätte. Bald zeigt das Öl seine Wirkung. Wir atmen erstmalig auf. Blé ist von Krämpfen geschüttelt, liegt, steht auf, schwankt, die Vorderpfoten zucken, sie kann sich nicht putzen, will auch nicht trinken, die Augen geschlossen. Wir machen uns große Sorgen, doch ich denke, Blé wird es schaffen, denn sie ist die Stärkste hier im "Rudel". Im Laufe der nächsten Stunden bessert sich ihr Zustand langsam. Dem Angebot ihrer absoluten Lieblingsspeise, Honigmelone, kann sie nicht widerstehen. Ihre Augen kann sie schon wieder etwas mehr öffnen, schaut auch wieder wacher in die Welt. Sie scheint über den Berg. Bald stattet sie auch ihren Jungen wieder einen kurzen Besuch ab. Den ganzen Abend über bedarf sie der Nähe und Wärme von uns Menschen, mag nur auf den Schoß klettern und dort liegen. So haben wir alle einmal das Vergnügen, eine völlig zerrupfte und ölige Katze ausgiebig streicheln zu dürfen. Am nächsten Tag erfahre ich, dass sie eine Schlange gefressen hat, vielleicht war es ja eine Giftschlange.

Einen größeren Ausflug haben wir in der letzten Woche mit dem Auto noch unternommen. Endlich ins Amáriland. Am Psilorítis entlang nach Réthimnon und zurück am Kédros vorbei, durch Gerakári mit seinen Kirschbäumen, deren Äste sich bereits unter der Last der reifen Früchte bogen. Atemberaubende Sicht auf das vom späten Nachmittagslicht beschienene Ida-Gebirge. Mit einer abschließenden Abkürzung zur Hauptstraße in der Nähe von Orne, die uns einer der Mitreisenden dringend empfahl. Niemals sollte man mit einem normalen Auto diese „Abkürzung“ nehmen! Es geht über Stock und Stein, schlimmer als die Piste nach Préveli. Immer wieder müssen wir aussteigen, damit das Auto nicht aufsetzt. Durch 2 Bachbetten und von Hunden verfolgt. Nicht wissend, ob wir auch wirklich auf dem richtigen Weg sind. Trotzdem viel Spaß bei diesem letzten Teilstück unseres Ausflugs. Seitdem ist das Wort „Abkürzung“ als geflügelter Ausdruck in unseren Sprachschatz eingegangen. Der kürzeste Weg ist nicht immer der schnellste. Einen genaueren Bericht über die Fahrt gibt es an anderer Stelle. Ich muss noch mindestens einmal hin, vielleicht mal mit dem Moped. Und bei Kouroútes den Psilo bergan steigen, zu Fuß. Diese himmlische Ruhe. Und in Gerakári Kirschen essen. Durch die Geisterdörfer am Wegesrand streifen, Kontakt mit den Menschen hier suchen.

Leider ist die Zeit viel zu schnell vorbeigegangen. An meinem letzten Tag hat unser Zimmerwirt Namenstag. Die Ziege brutzelt bereits auf dem Grill, goldgelb vom häufigen Übergießen. Es duftet schon von weitem. Auch die Katzen suchen bereits günstige Ausgangspositionen. Leider muss ich schon am Nachmittag los und verpasse das Festessen. (Um ein Haar hätte ich auch den Flieger verpasst, diesmal war es ganz knapp). Wir verabschieden uns, trennen uns in alle Himmelsrichtungen. Vielleicht treffen wir uns wieder, in Sivas, in der Villa..........

Christina
Mai 2004

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Thema Autor Datum
Kleiner Reisebericht KRETA Mai 2004 Christina 23.05.2004 13:28
Re: Kleiner Reisebericht KRETA Mai 2004 Christa 23.05.2004 14:03
Re: Kleiner Reisebericht KRETA Mai 2004 orea 23.05.2004 14:38
Re: Kleiner Reisebericht KRETA Mai 2004 Christina 23.05.2004 19:23
Re: Kleiner Reisebericht KRETA Mai 2004 Christina 23.05.2004 19:19
Re: Kleiner Reisebericht KRETA Mai 2004 Katerina 23.05.2004 18:33
Re: Kleiner Reisebericht KRETA Mai 2004 Christina 23.05.2004 19:28
Re: Kleiner Reisebericht KRETA Mai 2004 Katerina 24.05.2004 08:59
Re: Kleiner Reisebericht KRETA Mai 2004 Christina 24.05.2004 18:42
Re: Kleiner Reisebericht KRETA Mai 2004 Katerina 24.05.2004 18:59
Re: Kleiner Reisebericht KRETA Mai 2004 Steffy 24.05.2004 19:36
Re: Kleiner Reisebericht KRETA Mai 2004 kewa 25.05.2004 07:48
Re: Kleiner Reisebericht KRETA Mai 2004 Tommi 25.05.2004 08:15
Re: Kleiner Reisebericht KRETA Mai 2004 Christina 25.05.2004 18:04
Re: Kleiner Reisebericht KRETA Mai 2004 Tommi 25.05.2004 22:29
Re: Kleiner Reisebericht KRETA Mai 2004 Christina 26.05.2004 17:27
Re: Kleiner Reisebericht KRETA Mai 2004 Christina 25.05.2004 18:00
Re: Kleiner Reisebericht KRETA Mai 2004 kewa 26.05.2004 07:32
Re: Kleiner Reisebericht KRETA Mai 2004 Marianne aus K. 25.05.2004 10:21
Re: Kleiner Reisebericht KRETA Mai 2004 Christina 25.05.2004 17:58
Re: Kleiner Reisebericht KRETA Mai 2004 Anne Leinen 25.05.2004 13:30
Re: Kleiner Reisebericht KRETA Mai 2004 Christina 25.05.2004 18:08
Re: Kleiner Reisebericht KRETA Mai 2004 Baerbelchen 25.05.2004 20:42
Re: Kleiner Reisebericht KRETA Mai 2004 Christina 26.05.2004 17:23
Re: Kleiner Reisebericht KRETA Mai 2004 ThomasH 26.05.2004 16:09
Re: Kleiner Reisebericht KRETA Mai 2004 Christina 26.05.2004 17:18
Re: Kleiner Reisebericht KRETA Mai 2004 ThomasH 27.05.2004 07:51
Re: Kleiner Reisebericht KRETA Mai 2004 Christina 27.05.2004 18:15
Re: Kleiner Reisebericht KRETA Mai 2004 ThomasH 30.05.2004 17:56
Re: Kleiner Reisebericht KRETA Mai 2004 Marianne aus K. 30.05.2004 19:09
Re: Kleiner Reisebericht KRETA Mai 2004 ThomasH 31.05.2004 10:12
Re: Kleiner Reisebericht KRETA Mai 2004 Christina 30.05.2004 20:34

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