Geschrieben am 14.06.2013 10:15:22
Von
HannesP
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Dieser Wirbel um den Tod des griechischen Staatsrundfunks der sein Geld offenbar nicht Wert und das Gegenteil unabhängigen Journalismus war - ich fasse es kaum.
Wir haben das doch in Deutschland alles schon erlebt, ohne dass die Meinungsvielfalt gelitten hat. Nach der deutschen Einigung wurden ausnahmslos alle ehemaligen DDR-Sender geschlossen, die Redaktionen aufgelöst und ganze Studiokomplexe wie der in der (Ost-)Berliner Nalepastrasse geräumt.
Da Rundfunk Ländersache ist, entstanden nach dem Tod des zentralisierten DDR-SED-Rundfunks Landesrundfunkanstalten. Dort konnte sich jeder aus dem alten DDR-Rundfunkapparat bewerben und vor allem im Technikbereich waren die Übernahmechancen hoch. Dass es nicht jeder SED-Kommentator oder Stasi-Journalist wieder ans Mikrofon geschafft hat, ist zumindest mir persönlich sehr angenehm. Heute gibt es die drei Mehrländerrundfunkanstalten MDR, RBB und NDR, die mit zahlreichen TV- und Hörfunkprogrammen sowie im Internet aus und über ihre Regionen berichten.
Ein Großteil des Programms wird von freien Journalisten beliefert, die ihre Beiträge im Wettbewerb mit anderen Kollegen anbieten. In diesem Wettbewerb gewinnt - zumindest beim Hörfunk - selten das unattraktivste Thema. Kontrolliert werden die Landesrundfunkanstalten vom Rundfunkrat, dem Vertreter von Parteien, Kirchen, Gewerkschaften und anderen Lobbygruppen angehören. Ein direkter Zugriff einzelner Lobbyisten auf das Programm wird immer wieder versucht, hinterlässt aber nur in sehr wenigen Ausnahmefällen unmittelbar Spuren in der redaktionellen Programmgestaltung.
Im Fall des DDR-Staatsrundfunks war die Schließung die einzige Möglichkeit, Altlasten über Bord zu werfen und nicht SED-linientreue Journalisten in die Redaktionen zu holen. Das Procedere der ERT-Schließung finde ich alles andere als glücklich, weil anders als bei der Schließung des DDR-Rundfunks eben kein tragfähiges gesellschaftlich akzeptiertes Alternativkonzept bereitsteht, dass die Fehler der abgewickelten Altlast ERT nicht wiederholt. Aber dass der verkrustete und verfilzte Laden reif für die Verschrottung und die Zeit reif für neue Alternativen ist, bezweifelt doch auch in Griechenland wohl nur eine Minderheit der Rundfunkgebührenzahler.
Im Ende der Altlast ERT liegt vor allem auch die Chance für einen Neuanfang.
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