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Auf den Spuren des Holocaust in Thessaloniki

Von awo

Das Holocaust-Denkmal erinnert an die weitgehende Ausrottung der Juden von Thessaloniki während der deutschen Besatzungszeit. Das Denkmal wurde erst vor wenigen Jahren am "Platz der Freiheit" (Platía Eleftherías) errichtet. Dieser Platz liegt mit Blick auf das Meer 3 Häuserblocks westlich vom Aristoteles-Platz direkt vor dem Ladadika-Viertel.

Das Holocaust-Denkmal greift die Gestalt des siebenarmigen Leuchters ("Menora") auf, eines der wichtigsten religiösen Symbole des Judentums, das auch bei der Staatsgründung Israels in das Staatswappen aufgenommen worden ist. Bei näherem Hinsehen erkennt man sich windende Menschengestalten, die in lodernde Flammen übergehen.

1942 waren alle männlichen Juden gezwungen worden, sich auf diesem Platz einzufinden und für die Zwangsarbeitslager registrieren zu lassen. Die Ausrottung begann dann ab März 1943 entsprechend der Befehle von Adolf Eichmann, ausgeführt von seinen Gefolgsleuten Max Mertens, Dieter Wislizeny und und Alois Brunner.

Viele der Juden von Thessaloniki waren Nachkommen derer, die sich nach der Vertreibung aus Kastilien und Aragon 1492 hier angesiedelt hatten. Diese sephardischen Juden sprachen nicht griechisch, sondern eine Abart des Spanischen. Vor 1912 war Thessaloniki eine kosmopolitische Stadt. Die größte Bevölkerungsgruppe waren die Juden, dann folgten die Griechen und danach die Türken.

Anfang der 40er Jahre des 20.Jahrhunderts waren die Juden mit ihrer Anzahl von 50.000 noch immer die größte Minderheit, obwohl die Stadt zwischenzeitlich weniger kosmopolitisch und stärker griechisch geworden war. Die Juden wurden 1943 mit der Eisenbahn in völlig überfüllten Viehwaggons in die Todeslager Auschwitz, Birkenau und Treblinka deportiert. Weniger als 2000 überlebten und kehrten nach Kriegsende zurück.

Die deutschen Besatzer gaben sich alle Mühe, die Spuren jüdischen Lebens aus dem Stadtbild zu tilgen. Dutzende von Bibliotheken. religiösen und weltlichen Erbstücken und die 40 Synagogen der Stadt wurden fast restlos zerstört. Nur die Monastiriot-Synagoge, die als Lager des Roten Kreuzes diente, konnte der Zerstörung entgehen. Sie liegt am nördlichen Ende der Syngrou Straße.

Die wenigen Überlebenden sahen sich nach ihrer Rückkehr mit einem weiteren Verbrechen konfrontiert. Opportunisten hatten sich ihr Eigentum angeeignet. So manches Grundstück in der Innenstadt, darunter gerade auch die an der Wasserfront, war vor dem großen Feuer 1917 jüdisches Eigentum gewesen.

Die Aristoteles-Universität wurde "unter mysteriösen Umständen" auf dem Gelände des jüdischen Friedhofes errichtet, der 400.000 Gräber umfasste. Die Grabsteine wurden als Pflastersteine umfunktioniert, und zwar sowohl für öffentliche als auch für private Flächen. Anfangs erteilten dafür noch die deutschen Behördern eine "Erlaubnis", jedoch gab es in den ersten Nachkriegsjahren weiterhin diese Zweckentfremdungen.

Was die jüdische Geschichte von Thessaloniki betrifft, ist ein Besuch des jüdischen Museums zu empfehlen. Es liegt in der Agiou Mina Str. 13, nicht weit vom Holocaust-Denkmal entfernt. Internet-Seite des Museums mit weiteren Informationen: www.jmth.gr

Geschrieben 31.12.2011, Geändert 31.12.2011, 3785 x gelesen.

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Kommentare zu diesem Artikel

Kommentar von kokkinos vrachos vom 06.07.2015 11:23:25

Schreiben des Zug der Erinnerung e.V. und der Jüdischen Gemeinde von Thessaloniki

Die Verantwortung der Deutschen Bahn, den jüdischen Opfern von Thessaloniki 89 Millionen Euro zurückzuerstatten

In einem gemeinsamen Schreiben haben sich die deutsche Bürgerinitiative "Zug der Erinnerung" und die Jüdische Gemeinde von Thessaloniki an den Vorstand der Deutschen Bahn AG (DB AG) gewandt. Die DB AG wird aufgefordert, sämtliche Einnahmen aus den antisemitischen Massendeportationen im besetzten Griechenland "vollständig zu kompensieren", da die DB AG historische Erbin der NS-Reichsbahn ist.

Die NS-Reichsbahn verschleppte 1943 über 58.000 griechische Juden in die Vernichtungslager Auschwitz und Treblinka, darunter mindestens 12.000 Kinder und Jugendliche. Die Opfer wurden dem sofortigen Tod in den Gaskammern ausgeliefert; nur wenige überlebten.

Für die Todesfahrten stellte die Reichsbahn mindestens 570 Güterwagen bereit, um die jüdischen Einwohner von Thessaloniki den Massenmorden zuzuführen. Weitere kriminelle Transporte galten den jüdischen Gemeinden von Kreta, Korfu, Rhodos und Ioannina.

Ihre Mordbeihilfe ließ sich die Reichsbahn bezahlen. Das staatseigene Unternehmen nahm von den Opfern und deren Vertretungskörperschaften mindestens 2,3 Millionen Reichsmark ein, heißt es in dem gemeinsamen Schreiben an den DB-Vorstandsvorsitzenden Rüdiger Grube.

Dies entspräche nach heutiger Kaufkraft und einschließlich der seit 1943 aufgelaufenen Zinsen in Höhe von 2,5% einem kumulierten Gesamtbetrag von 89.455.280.-€. Er müsse der Jüdischen Gemeinde von Thessaloniki, der rechtmäßigen Vertretung der Ermordeten, vollständig und ohne Umwege zurückgezahlt werden.

www.zug-der-erinnerung.eu/

vg, kv


Kommentar von kokkinos vrachos vom 31.05.2014 14:35:22

Jüdische Gräber auf Friedhof in Thessaloniki geschändet

www.zeit.de/news/2014-05/31/griechenland -juedische-graeber-auf-friedhof-in-thess aloniki-geschaendet-31100602

was soll man da zu noch sagen ?, kv