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Die Zentaurus-Schlucht in Portaria (oder über sieben Brücken musst du geh'n...)

Von Horst und Hilde

Wenn man die Fahrstraße von Portaria in Richtung Makrinitsa läuft, gelangt man etwa nach 300 m in einer Linkskurve an einen freien Platz, der durch eine flache Steinmauer abgegrenzt wird. Rechts befindet sich eine kaum frequentierte Cafebar. Eine ganze Anzahl von Stühlen und Tischen wartet wohl vergeblich auf Kundschaft. Noch nicht einmal vorbeifahrende Touristen oder Einheimische machen Halt. Erst beim zweiten Hinsehen ist ein scheinbar mittelalterliches Steinportal etwas zurückverlagert zu entdecken.
Das ist der Eingang zur Zentaurus-Schlucht. Über dem Steintor befindet sich eine kaum lesbare Inschrift, die wohl auf die geschichtliche Vergangenheit hinweist. Dahinter eröffnet sich eine wilde Schlucht, in deren Mitte sich ein Gebirgsbach den Weg nach unten in Richtung Meer sucht. Große durcheinanderliegende Felsbrocken scheinen das glasklare Wasser in seinem Abwärtsdrang zu behindern. Der Bach jedoch umspült die Hindernisse sehr geschickt. Manchmal entsteht sogar ein kleiner Teich. Ein schmaler Fußweg schlängelt sich nach oben im Wechsel von der rechten auf die linke Hangseite. Baufällig aussehende hölzerne Brücken verbinden dabei den wechselnden Pfad. Manchen Holzstegen sieht man die Jahre an, denn ihre Geländer sind teilweise verfault oder abgefallen. Dennoch ist der Holzboden äußerst stabil, sodass ein Durchbrechen so gut wie ausgeschlossen ist. Trotzdem ist es besser, festes Schuhwerk zu tragen, um eventuellen Verstauchungen oder gar Knochenbrüchen aus dem Wege zu gehen. Kaum ein Meter hoch sind die Übergänge zwischen Bach und Brückenboden.
Bis zum oberen Ausgang der Schlucht hat man sieben (wenn ich mich nicht verzählt habe) Brücken hinter sich gelassen. Daher habe ich die Schlucht mit dem Untertitel so genannt. Ganz eilig sollte man das Fleckchen Erde nicht verlassen. Es ist gut, wenn man nicht nur einfach hinaufkraxelt, sondern um sich herum bestaunt, was diese wunderbare Natur alles bieten kann. Dicke fast überdimensional hohe Laubbäume überdachen die Schlucht. Bei heißen Tagestemperaturen gerade im Sommer überraschen daher nicht die angenehme Kühle und der erholsam sauerstoffspendende Wald. Man findet überall ein Plätzchen zum Verweilen, genießt und lauscht. Sitzgelegenheiten aus Holz waren zwar von Menschen erbaut, aber diese können ziemlich wackelig sein und jederzeit zusammenfallen. Es ist also besser, sich auf die Natur zu verlassen, indem man Platz nimmt auf einem Felsstein oder einem Baumstamm. Bei nötiger Aufmerksamkeit sind sogar kleine blühende Alpenveilchen auf dem Waldboden zu erkennen, wenn sie nicht gerade von wucherndem Moos verdeckt werden. Das saftig grüne Efeu windet sich an Baumstämmen oder auch Felsbrocken nach oben dem Licht der Sonne entgegen. In kurzen Abständen wird Vogelgezwitscher die Ohren verwöhnen. Es sind sicher irgendwelche Singvögel, die sich in den Laubbäumen verstecken.
Beeindruckend ist dennoch die erholsame Ruhe. Man fühlt sich weit weg von Hektik, Stress und Problemen des alltäglichen Menschenlebens. Manchmal kann der Gedanke kommen, ob das hier nicht eventuell ein Traum ist. Kneife mich doch mal!
Doch wenn nach Überquerung aller Holzbrücken der obere Ausstieg erreicht ist, eröffnet sich ein freier Waldplatz. Eine überdachte Holzhütte bietet ausreichend Sitzgelegenheiten und auch ein Brunnen sorgt dafür, dass durstige Kehlen gestillt werden.
Man kann diese beeindruckende Schlucht natürlich auch von oben nach unten durchqueren, aber man sollte, wie schon erwähnt, die etwa 500 m Fußpfad gemächlich und mit Bedacht genießen, sich der Natur hingeben und hoffen, dass sie nicht durch zukünftige menschliche Hände in Mitleidenschaft gerät.

Geschrieben 17.09.2013, Geändert 17.09.2013, 6148 x gelesen.

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Kommentare zu diesem Artikel

Kommentar von Horst und Hilde vom 15.10.2023 11:08:20

Nach Aussage einheimischer Griechen ist die Schlucht Opfer des Unwetters geworden. Eine Instandsetzung der einmalig schönen Schlucht ist derzeit ausgeschlossen, leider.
So bleiben für uns nur noch die Erinnerungen und unser Bericht von der Zentaurus-Schlucht (oder über "sieben Brücken...)


Kommentar von Milena vom 14.10.2013 16:20:37

Für die Kykladenfans sicherlich viel zu grün da, es gibt ja nicht nur Bäume, sondern sogar Wälder.
Für mich war es da bisher schönste Stück Griechenland.

Und man kann sogar den Pilion vom Strand aus erkunden...

lg Lena


Kommentar von Horst und Hilde vom 19.09.2013 10:29:19

Hallo Arion,
wir waren immer in der kleinen Pension Triantafillies mit sieben Zimmern und Swimmingpool in Portaria, aber es gibt in diesem Bergort viele weitere kleine Pensionen. Das Hotel Kritsa in Portaria mit ein paar Zimmern bietet ebenfalls Übernachtungen. Gleichzeitig ist die Küche hervorragend, um sich dort abends an der Platia unter den dicken jahrhundertealten Platanen am Brunnen niederzulassen.
Du musst einfach mal googeln unter Pension Triantafillies oder Kritsa in Portaria. Du wirst vom griechischen Festland einfach etwas versäumen, wenn Du diese herrliche Landschaft versäumst, einmal etwas abseits vom Strandleben, aber dennoch nicht weit entfernt.


Kommentar von Arion vom 18.09.2013 18:48:45

Hallo Hilde und Horst,

danke für diesen schönen und informativen Bericht, der Lust auf den Pilion macht.

Den Pilion habe ich in den letzten Jahren häufiger ins Auge gefasst.

"Leider" kam immer eine Insel dazwischen :-)))

Welchen Standort hattet Ihr gewählt und welche Unterkunft ?

Danke und liebe Grüsse

Arion


Kommentar von Horst und Hilde vom 18.09.2013 15:46:54

Hallo Kokkinos Vrachos,
Portaria liegt 12 km von Volos entfernt in 600 m Höhe Richtung Chania , dem Skigebiet des Pilions im Winter. Auf gleicher Höhe von Portaria aus in das 2 km entfernte Makrinitsa führt eine Autostraße nördlich. Vom Ortsausgang in dieser Richtung sind es etwa 300 m bis zum Eingang der Schlucht. Ich setze voraus, dass Dir Volos ein Begriff ist. also im Prinzip ganz einfach wie am Anfang meines Berichtes beschrieben.


Kommentar von kokkinos vrachos vom 18.09.2013 10:58:00

jassou Horst und Hilde,

"Beeindruckend ist dennoch die erholsame Ruhe. Man fühlt sich weit weg von Hektik, Stress und Problemen des alltäglichen Menschenlebens." = diese Erfahrung habe ich im April bei meinen Wanderungen auf dem Pilion auch öfters gemacht. Einfach eine richtig schöne Ecke von GR.

Vielleicht könnt ihr noch mal ergänzen wo sich die Zentaurus-Schlucht genau befindet.

schöne Grüße aus Hamburg, kv