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Eine Nacht in Tzermiado

Von Gast

Jedes Mal, wenn wir auf Kreta sind, fahren wir auf die Hochebene von Lassithi, in das Dorf Tzermiado. Hier haben wir vor Jahren liebe Menschen kennengelernt, mit denen uns mittlerweile eine herzliche Freundschaft verbindet.

In diesem Jahr gab es für uns ein neues Erlebnis - es war Ende Oktober, die Zeit des Rakibrennens. Also wurden wir von einem Bauern in die Geheimnisse des Brennens eingeweiht; er zeigte uns den "Kasani" ("Kochtopf", wie die Kreter die Anlage für das Brennen von Raki nennen), und wir konnten mit eigenen Augen verfolgen, wie aus Traubenresten köstlicher Raki entsteht.

Den Abend sollten wir unbedingt in Tzermiado verbringen, denn man wollte uns in ein "Rakádiko" ausführen, eine typisch kretische Taverne, in der man Mezedes bekommt und Raki bis zum Abwinken. Beim Betreten des "Rakádiko" fühlte ich mich wie im Film "Alexis Sorbas" - uralte, bewegungslose Gestalten sassen an den Wänden und starrten uns an - die runzeligen Mütterchen in Schwarz gekleidet, die wettergegerbten "Dorfältesten" mit Stiefeln und "Sariki". An der Decke hing eine grelle Neonleuchte, die uns krank und blass aussehen liess.

Dann wurde aufgetischt - Mezedes in unzähligen Variationen: gebackene Kartoffeln, Omelett mit Zwiebeln, Feta, Oliven, gebratene Fische, Krevetten usw., dazu Raki, serviert in den typischen "Rakopòtira". Sassen wir zu Beginn des Gelages noch mit 6 Personen am Tisch, so zählten wir um Mitternacht stolze 16. Nachdem das Problem der Bezahlung (jeder will unbedingt selbst die Rechnung übernehmen) geregelt war, wurden wir von unserem Gastgeber, einem Polizeibeamten des Ortes, mit seinem Wagen sicher in unser Hotel gefahren.

Das Dorf Tzermiado befindet sich - wie gesagt - am Rande der Lassithi-Hochebene, in einer Höhe von 800 m. Ende Oktober sinken dort die Temperaturen nachts schnell auf 4° C. Dies mussten wir feststellen, als wir unser ungeheiztes Hotelzimmer betraten. Die dünnen Bettdecken liessen uns nichts Gutes ahnen. Aber der Raki hatte eine wohlige Wärme in unseren Körpern entfacht!

Geschrieben 01.01.2002, Geändert 01.01.2002, 3107 x gelesen.

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Kommentare zu diesem Artikel

Kommentar von mochos vom 29.12.2014 14:30:06

ich fahre schon 26 jahre immer die strecke stalida über neapoli die alte und dann asphalierte strecke über die Hochebene zurück nach stalis.ich gehe immer in die Taverne die rechts in den fels hinein gebaut wurde.der opa des wirtes ist dieses jahr mit 106 jahren gestorben.diese strecke kann ich nur jedem empfehlen.ich fahre sie immer mit dem roller.
ich muss in einem früherem leben ein kretaner gewesen sein.