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Tinos - die Insel des Aeolos

Von Strandfee

Im Hafen von Mykonos warte ich auf die Fähre, die mich nach Tinos bringen soll. Alles drängelt sich an Bord der Express Aphroditi, die Motoren brummen und das Vibrieren der Maschinen ist bis in die Haarspitzen zu fühlen. Der Meltemi bläst den Kopf frei.

Die Jacke übergestreift und rauf aufs oberste Deck. Die Aphroditi legt ab, Mykonos mit seinen Windmühlen fällt zurück in den Sonnendunst, das Meer leuchtet blau, die Gischt schäumt weiß und Delos und Rinia schweben verschwommen vorbei. Man kann das Salz im Wind schmecken...

Nach halbstündiger Überfahrt erhebt sich der Exombourgo, der große Felsklotz Tinos’, man kann die ersten Kirchen erkennen. Tinos-Stadt rückt immer näher, weiß leuchten die Häuser aus dem septemberbraunen Hintergrund. Über allem thront die Panagia Evangelistria.

Nur wenige Touristen verlassen das Schiff, die meisten Besucher sind griechische Pilger.

Die Insel des Aeolos macht ihrem Namen alle Ehre, es bläst ein kräftiger Wind.

Mein Hotel liegt in Kionia, einem kleinen Dorf, ca. 3.5 km westlich von Tinos-Stadt. Es gibt drei Tavernen, aber keinen Supermarkt. Das Hotel liegt oben am Hang, eine steile, enge Straße führt hinauf. Fett wird man hier nicht, wenn man nach dem Essen wieder da raufkraxeln muß.... (keuch).

Von Kionia aus führt ein Wanderweg hinauf nach Ktikados. Einfach zu gehen, führt der Weg in das kleine und adrette Bergdorf. Steile, enge Treppengassen durchziehen das Dorf, kaum ein Mensch zu sehen. Zwei alte Frauen öffnen das Tor zum Kirchhof. Von hier oben hat man einen atemberaubenden Blick über das Tal und die Berge bis hinunter nach Kionia und das Meer. Eine Fähre zieht vorbei und im Dunst kann man Syros erahnen.

Von Ktikados aus gibt es einen Maultierpfad nach Tinos-Stadt. Ein freundlicher Opa erklärt mir den Weg, doch ich muß irgendwo über den falschen Zaun geklettert sein, denn der Weg endet vor einer Barriere aus einem alten, rostigen Bettgestell und diversen Ästen, die kreuz und quer dort hineingesteckt wurden. Irgendwas mit fiesen Dornen wurde auch "verbaut". Hmm, rüberklettern oder zurück? Zwei Ziegen schauen gehässig zu, wie ich über diese architektonische Meisterleistung klettere. Ganz schön wackelig, das Teil. Wie war das noch mit dem elfengleich... nun, der Weg hörte nach ein paar Metern ganz auf. Nur noch abgerutscher Hang, nö, lieber nicht. Also wieder zurück, das wackelige Bettgestell bergauf bewältigen und sich dabei am Schienbein eine feine Scharte ziehen. Mist. Die Ziegen beobachten meine Kletterversuche (ich hab genau gesehen, die haben gegrinst!), sprangen anmutig über diverse Steinmauern davon und verschwanden fröhlich meckernd in einem verfallenen Haus.

Letztendlich wieder in der Stadt angekommen, verlangt es nach einer Stärkung. In Tinos-Stadt geht es zu wie in einem Ameisenhaufen. Autos und Scooter sausen herum. Pilger stopfen Chalvadopittes und Loukoumia in sich hinein, zur Stärkung, bevor es die steile Odos Megalochari zur Panagia hinaufgeht, auf den Knien... und in der Hand eine dieser Riesenkerzen, die es in der Basargasse zu kaufen gibt. Kerzen kaufe ich keine, aber die Chalvadopittes stopfe ich genauso gierig in mich hinein. Ob ich nicht doch diesen dezent beleuchteten Zimmerspringbrunnen mit integrierter Weihrauchverbrennungsschale kaufen soll? Ich staune, was es alles zu kaufen gibt...

Das Ziel, die Panagia Evangelistria, die Wallfahrtskirche, die heilige Quelle dort und die wundertätige Ikone. Inbrünstig wird die Ikone geküsst, kleine bunte Plastikfläschchen (gibt’s in jedem Laden der Basarstraße) werden mit dem heiligen Wasser gefüllt. Über Lautsprecher wird der Gesang der Priester in den Innenhof übertragen. Ich schlendere durch die vier Museen, bewundere die Marmorarbeiten und die wunderschöne Kirche. Der Pilgerstrom lässt nicht nach. Nach einer Pause in einem stilleren Eckchen mache ich mich auf den Weg zurück nach Kionia.

Am nächsten Tag steht Pyrgos auf dem Programm, das Marmordorf. Direkt am Dorfeingang befinden sich zwei Museen und ein Marmorshop, in dem ich am liebsten alles mit genommen hätte. Doch wie schafft man diesen riesigen Marmortisch mit Gußeisenfüßen im Koffer zurück. Und der Preis... dafür kann man lange Urlaub machen...

Also schlendert man durch die schmalen Gassen, nimmt auf der schönen Platia von Pyrgos eine kleine Stärkung, klettert weiter die Treppengassen hinauf und hinunter. Der Friedhof von Pyrgos ist auf jeden Fall einen Besuch wert. Die aus Marmor gefertigten Grabmale verraten den Beruf des Verstorbenen. Jedes einzelne ist aufwändig gestaltet. Und unter einer Grabplatte lugt ein Schlangenschwanz hervor. Meine erste lebende Schlange, bisher hab ich nur plattgefahrene gesehen. Erst wollte ich sie ja mit einem Steckerl anschubsen, aber meine Begleitung riet davon ab, lass das mal lieber... na gut.

Hinter dem Friedhof steigt man eine Treppe hoch, oben findet man die Bildhauerschule von Pyrgos. Leider war die Schule am Samstag geschlossen. Vom Schulhof aus hat einen schönen Blick auf Pyrgos.

Danach geht’s weiter nach Ormos Panormou. Auch dort gibt der Windgott sein Bestes, so dass wir uns in eine Taverne mit Windschutz verziehen. Dann kommen die Touristenbusse und spucken ihre Fracht aus und der kleine Ort quillt über von griechischen Pilgern, die auch ein windgeschütztes Plätzchen suchen. So geht es dann, mit einigen Abwegen (wie war das noch mit den Abkürzungen? "guck mal, die Straße hier"... jaja, ne is klar, die Straße entpuppte sich als eine Folge von Wackersteinen und Löchern und Hunden, die versuchten, das Auto zu verschlingen...) zurück nach Kionia.

So geht dann eine Woche auf der heiligen Insel zu Ende und besteige mein Schiff, dass mich nach Naxos bringt.

Geschrieben 22.11.2003, Geändert 22.11.2003, 4307 x gelesen.

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Kommentare zu diesem Artikel

Kommentar von kokkinos vrachos vom 24.07.2022 09:14:37

"Fünf griechische Inseln – Amorgos, Kimolos, Kythira, Sikinos und Tinos – zählen zu den „Sieben am stärksten gefährdeten Kulturerbestätten Europas“ für 2021. Eine entsprechende Liste gab vor kurzem der Denkmalschutz-Verbund Europa Nostra bekannt."

www.griechenland.net/nachrichten/chronik /29064-europa-nostra-windkraftanlagen-ge f%C3%A4hrden-charakter-von-%C3%A4g%C3%A4 is-inseln

vg aus Hamburg, kv


Kommentar von kokkinos vrachos vom 24.05.2020 12:48:24

Moin und Kalimera, aktuell gibt es auf Tinos Proteste gegen Pläne zur Installation von Windkraftanlagen in der Region Prasa.

Die Bewohner kämpfen um den Wald und die Umwelt, um vor der zerstörerischen Gier von Unternehmen und Staat zu schützen.

Όλοι οι Tηνιακο μια γροθιά, μια αλυσίδ α. #save_tinos
www.tinosnow.gr/2020/01/t-savetinos.html

#save_tinos | Φωτογρ&a lpha;φίες από τα Υστέρνι&a lpha;
www.tinosnow.gr/2020/02/savetinos.html

#save_tinos

Die Bewohner kämpfen um den Wald und die Umwelt, um vor der zerstörerischen Gier von Unternehmen und Staat zu schützen.

Όλοι οι Tηνιακο μια γροθιά, μια αλυσίδ α. #save_tinos
www.tinosnow.gr/2020/01/t-savetinos.html

#save_tinos | Φωτογρ&a lpha;φίες από τα Υστέρνι&a lpha;
www.tinosnow.gr/2020/02/savetinos.html


Die Bewohner der griechischen Insel Tinos wehren sich aus Angst um einen Einbruch des Tourismusgeschäfts zusammen mit der Ökologiebewegung gegen den Bau eines Windparks. Dafür gab es am 20.5.2020 Prügel und mehrere Festnahmen.

Anstatt medizinisches und pflegerisches Personal auf die Insel zu schicken, um die Grundbedürfnisse der Insel zu befriedigen, schickt die ND-Regierung von Mitsotakis, Polizeikräte nach Tinos. Wie bereits von einigen Wochen in Chios und Lesbos geschehen.

Τήνος: Φωτογρ&a lpha;φίες από τα Πράσσα
www.tinosnow.gr/2020/05/blog-post_193.ht ml

ΜέΡΑ25: Στήριξη στον αγώνα των κατοίκ&om ega;ν της Τήνου για την προστα&si gma;ία του φυσικ&omicr on;ύ περιβάλ λοντο&sigm af; του νησιού
www.tinosnow.gr/2020/05/25_21.html

Θέμης Ροδαμίτ& eta;ς: Η Τήνος και η διαφύλ&alph a;ξη του πολύτιμ&o micron;υ πλούτο&up silon; της
www.tinosnow.gr/2020/05/blog-post_666.ht ml

ΛΑΕ: Η καταστ&r ho;οφή του Περιβάλ λοντο&sigm af; και της φυσική&sig maf; ομορφιά ς της Τήνου δεν θα περάσε&iot a;
www.tinosnow.gr/2020/05/blog-post_100.ht ml

KKE und Syriza verurteilen gemeinsam die Polizeigewalt, fordern die Freilassung der Verhafteten, den Abzug der MAT (Anti Aufstands Polizei) von der Insel und die Beendigung der Windpark-Pläne. Was die jetzige Oppositionspartei Syriza in ihren Stellungsnahmen nicht erwähnt, dass sie den Bau als Regierungs-Partei genehmigt hat.

Die Gemeinde Tinos und die Bürgermeisterin von Tinos lehnen die Pläne von Windparks auf kommunalem Eigentum ab.

Der geplante Windpark, würde den Charakter der Inseln total zerstören.

#save_tino

Den Weg frei gemacht hat der Umweltminister Kostis Chatzidakis (Nea Dimokratia). Kostis Chatzidakis: „Wir schreiten mit dem Ziel voran, den natürlichen Reichtum unseres Landes hervorzuheben.“ Vorgesehen ist etwa eine bürokratische Vereinfachung von Investitionen im Bereich der Erneuerbaren Energiequellen.

Am 5. Mai verabschiedete das griechische Parlament eine Gesetzesnovelle unter dem Titel „Modernisierung der Umweltgesetzgebung“. Dafür stimmten geschlossen die 158 Abgeordneten der konservativen Regierungspartei Nea Dimokratia unter Premierminister Kyriakos Mitsotakis.

www.griechenland.net/nachrichten/politik /27175-neues-umweltschutzgesetz-der-regi erung-st%C3%B6%C3%9Ft-auf-heftigen-prote st?highlight=WyJ1bXdlbHQiXQ==

www.griechenland.net/nachrichten/politik /27211-umweltgesetzesnovelle-im-strudel- der-kritik-%E2%80%9Eskandal%E2%80%9C-und -%E2%80%9Eputsch%E2%80%9C

www.griechenland.net/nachrichten/politik /27218-neues-umweltgesetz-verabschiedet- opposition-und-umweltsch%C3%BCtzer-sind- emp%C3%B6rt?highlight=WyJ1bXdlbHRzY2h1dH oiXQ==

Mai 2020, kv