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Tilos - Insel der Zwergelefanten und Ziegen

Von Katerina

Eigentlich war Tilos mehr so als Zwischenstation zwischen den Inseln Kastellorizo und Nisyros geplant. Aber der Lückenbüßer erwies sich als Volltreffer, da sah nachher sogar das Wunschziel Nisyros blass aus dagegen. Von Rhodos aus hatten wir den Katamaran „Sea Star Tilos“ genommen, die Fahrt (zum Glück auf recht ruhiger See) dauert ungefähr 80 Minuten (Preis 2004: 18,50 Euro p.P.), nur wenige Passagiere waren an Bord. Wir bezogen Quartier im recht neuen Haus „Annas Studios“, oberhalb der Hafenbucht von Livadia gelegen, ein sehr großes Zimmer mit Küche, riesiger Terrasse und einem Blick auf den Hafen und die ganze Bucht. Allerdings wird man nicht bereits am Hafen angesprochen ob man ein Zimmer möchte (ist auf Tilos wohl nicht üblich), erst auf dem Weg in den Ort hatten wir Glück. Livadia ist ein gemütlicher, ruhiger Ort mit etwas Fremdenverkehr (vor allem Engländer), die Einwohner sind sehr freundlich. Einer unserer Lieblingsplätze wurde schnell das Kafenion „Omonia“ mit dem netten Besitzerehepaar. Außer Bargeld (inzwischen gibt es aber einen Geldautomaten) bekommt man alles, was man braucht, und auch noch einiges mehr. Der Ortstrand konnte uns noch nicht locken – bei Wassertemperaturen um 18°C und doch eher ungemütlichen großen Kieseln. Aber das Essen war überall gut, ob bei „Mikis“, „Sofia“ oder „To Armenon“, die Entscheidung fiel uns jeden Abend schwer!

So früh im Jahr waren die Busfahrpläne noch nicht ausgehängt, wir versuchten sie zu erfragen, keine leichte Sache. Am bevorstehenden Wochenende mit Feiertag (1. Mai) galten die Pläne sowieso nicht: kein Bus! Und den vor einer Stunde hatten wir verpasst. So nahmen wir für 6 Euro ein Taxi nach Megalo Chorio, teilten Taxi und Kosten noch mit 2 netten Engländern. Der eine war wohl schon oft auf Tilos, hatte sogar eine Ikone gemalt (mit den Umrissen der Insel Tilos drauf) für die Kirche in Megalo Chorio. Er organisiert sofort die Aufseherin des Zwergelefantenmuseums, das wir besichtigen konnten (Texte lagen z.T. auch auf deutsch aus), und zeigte uns noch eine kleine Kapelle mit uralten Fresken (und einer neuen Ikone mit den Heiligen Dimitrios und Giorgios Hand in Hand – „it looks like they are very good friends...“).

Wir bummelten noch ein wenig, konnten uns aber nicht entschließen, den schweißtreibenden Aufstieg zum Kastro in Angriff zu nehmen. Noch ein griechischer Kaffee im Kafenion über dem Dorfplatz (dort tagte gerade eine Gemeinderatsversammlung oder ähnliches) ehe wir uns auf den Weg zurück nach Livadi machten. Unsere Freude am Wegesuchen (im Frühjahr noch schwieriger, da die Wege zugewachsen sind) hatten wir schon auf Kastellorizo eingebüsst, daher nahmen wir einfach die Strasse, auf der es kaum Verkehr gab. Selbst die Abkürzung hinauf nach Mikro Chorio (es muss eine existieren) war unauffindbar und wir mussten den Fahrweg nehmen. Oben in dem verlassenden Dorf wimmelte es von Ziegen mit ihren Kitzen, die uns neugierig aber denn stets fluchtbereit beobachteten. Jämmerliches Gemecker, wenn Mutter und Jungtier – durch unser Auftauchen in die Flucht geschlagen – einander verloren hatten. Wir genossen den Blick über die Insel. Trotz intensiver Suche fanden wir die Schlüssel zu der neu geweißelten, leider verschlossenen Kirche und der daneben liegenden Kapelle nicht. Alle anderen Gebäude außer dem ersten am Dorfeingang (im Sommer als Disco genutzt) befanden im Übergang von der Ruine zum Steinhaufen. Zügig stiegen wir schließlich nach Livadia hinab. Eine weitere Wanderung führt uns zunächst die Bucht über den kleinen Hafen von Agios Stefanos und Agios Ioannis die Küste entlang, dann ins Innere der Insel um den Berg Mastichies herum. Über Stock und Stein steil bergab kürzten wir halsbrecherisch und pfadlos (so stand es im Wanderführer von Dieter Graf) die Strasse ab und erreichten über Agios Pawlos das Kloster Panagia Politissa, wo an diesem Tag (1. Mai) eine Panigiri gefeiert wurde. Wir sahen ein wenig den TänzerInnen (es waren fast nur Frauen) zu bei einem wohl inseltypischen Sirtos, der mit verschränkten Armen getanzt wurde. Die Musik erinnerte ein wenig an die kretische, eine dicke Frau sang dazu inbrünstig mehr laut und krächzend als schön. So richtig trauten wir uns nicht unter die Einheimischen und eine große Gruppe mit Pope, die am Vormittag mit dem Schiff (von Rhodos?) angekommen war um zu feiern. Beim Tanzen hätten auch die Wanderstiefel gestört. Noch knapp 15 Minuten benötigten wir zum Strand von Livadia, vorbei an der kleinen Kapelle mit einigen rostigen Stühlen davor. Im Kafenion „Omonia“ genossen wir einen griechischen Salat bevor wir uns auf unserem großen Balkon entspannten.

Am letzten Tag wollten wir unbedingt noch zum Kloster Agios Panteleimonas. Es war Sonntag, der Linienbus fuhr nicht, nicht einmal nach Megalo Chorio. Es blieb uns nichts anderes übrig als für 18 Euro das Taxi mit der netten Fahrerin Anna zu mieten und uns zum Kloster bringen zu lassen. Unterwegs zeigte sie uns, wo Oregano wuchs und pflückte einen Strauß – der von Tilos ist besonders aromatisch. Im Kloster waren wir fast alleine, später kamen noch 4 Wanderer. Das Kloster hängt geschützt und vom Meer uneinsehbar an einer Felsenwand (nicht ganz so steil wie Chosowiotissa auf Amorgos), es stammt aus dem 14. Jahrhundert, und ist sehr gepflegt, die Kirche in steingraubraun mit Ziegeldach aus dem 18. Jh. sowie mit schönen Fresken und Ikonostase. Interessant waren auch die Zellen, mehrere Etagen übereinander. Wir zündeten eine Kerze in der Kirche an, die vom wenig später erscheinenden Pope aber gleich wieder abgeräumt wurde! Wie sollen denn da die Gebete aufsteigen?

Neben dem Kloster gibt es, schön gelegen unter Bäumen, ein kleines Kafenion. Hühner, Katzen und Truthähne bevölkern es neben den wenigen Touristen, die kommen. Ein prima Plätzchen zum Rasten. Die Straße entlang (auch hier gäbe es ein Monopati, der uns aber zu mühsam war) wanderten wir zurück nach Megalo Chorio. Unterwegs wunderschöne Ausblicke auf die Küste, hinüber zum vorgelagerten Inselchen Gaiduronisi und nach Nisyros. Ein Steinkauz saß auf eine Mast, überall die gewohnten Ziegen. Einen Abstecher machten wir zum Plaka-Strand – schön mit bunten Kieseln, im Hinterland eine riesiges, abgezäuntes Gartengrundstück mit Pfauen. Ein wenig Faulenzen, die Sonne genießen, die Füße ins Wasser (für ein Ganzkörperbad war’s uns zu kalt). Der weitere Weg nach Agios Antonios zog sich, und noch mehr von dort nach Megalo Chorio. Die Aussicht auf kühle Getränke im Kafenion spornte uns an. Unsere Enttäuschung war groß als wir sahen, dass das Kafenion geschlossen war (Mittagspause? Sonntag? Vorsaison?). Auch ein Bus war nicht in Aussicht, und so ließen wir uns von Anna mit dem Taxi wieder abholen und nach Livadia fahren. Im Hafen von Livadia war gerade eine große Regatta mit 23 Segelbooten mit Italienern angekommen. Ich hätte nicht gedacht dass alle in den Hafen passen, aber nach gut halbstündigem, sehr diszipliniertem (Italiener!) Rangieren waren alle drin, zusätzlich zu 2 weiteren Segelyachten.

Das Publikum applaudierte, und am Abend überschwemmten 150 bis 200 ItalienerInnen den Ort und hielten uns bis gegen 4 Uhr nachts wach mit Musik und Gesprächen – wir wohnten ja Luftlinie nur etwa 150 Meter vom Hafen weg. Das Davonsegeln von 25 Booten am nächsten Tag sah sehr eindrucksvoll aus. Und wir nahmen einige Stunden später die „Tilos Sea Star“ nach Nisyros – Tilos wird aber immer einen Platz der Sehnsucht in unserem Herzen haben.

Infos

Prima Quartier: "Annas Studios"
Leckeres Essen bei "Mikis", "Sofia" und "To Armenon"
Kafenion "Omonia", alles Livadia

Link

Tilos Greece - sehr nützliche Website

Geschrieben 05.12.2004, Geändert 05.12.2004, 2647 x gelesen.

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