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Das erste Mal

Von jojo

Im Jahr 1975 waren wir zum ersten Mal auf Kreta, hatten schon 5 Wochen "zeltend" am Como-Beach (Nähe Pitsidia / Matala) verbracht, uns gerade vom Pra-Thyphus erholt. Dem Hinweis folgend "Sougia" sei der totale Geheimtipp, rollten wir mit unserem Käfer nach einer 2 Stunden-Fahrt ab Hania (es waren nur noch ein paar Tropfen Benzin im Tank) die Buckelpiste herunter (andauernd schlug der Unterbau auf), in der Hoffnung eine Tankstelle zu finden.

Was wir sahen war auf dem ersten Blick trotlos. Ein paar Häuser (zum Teil unbewohnt), einige Ziegen, Hühner, Esel und viel Staub (es windete gerade). Ein paar Zelte an der Promenade und gerade mal 3 Kafenions deuteten an, dass Fremde vor Ort waren.

Der zentrale Treff war bei Maria (direkt am Strand, letztes Haus) eine ältere Frau (lebt sie eigentlich noch?), die den ganzen Tag für die Touris arbeitete (sie hat wirklich hart gearbeitet, war immer freundlich und kontaktfreudig). Der Außenbereich von Marias Kafenion war handgemacht (ein paar Bretter auf Steinen, ein Mühlstein als Tisch, ein paar Provisorien als Tische...). Hier machten wir erst einmal Rast, um zu trinken und ein paar Geschäfte zu erledigen.

Sougia besaß damals eine einzige Toilette mit Dusche für alle (und die war zugeschissen). Ein Gang in die Natur wurde notwendig. Zunächst waren wir geschockt. Da wir gezwungen waren zu bleiben, suchten wir uns ein schöne Fleckchen für unser Zelt und beschlossen zügig abzureisen, wenn wir Sprit in Paleohora besorgt hatten. Wir blieben letztlich 6 Wochen. Es war unser schönster Urlaub.

Wir lernten Manfred aus der Höhle (Schweinbucht) kennen, der dort mit seinem Kumpel lebte. Nach und nach organisierten wir unser Leben. Die Versorgung lief über Hania. Einmal pro Woche fuhren wir zur Markthalle, kauften ein, um uns selbst bekochen zu können. Da die Reise nach Hania fast eine Weltreise war, übernachteten wir bei diesen Gelegenheiten in Platanias (wer gut essen und trinken will, sollte Platanias aufsuchen) und fuhren am anderen Tag wieder nach Sougia zurück.

In Sougia mußte man damals Glück haben, wenn man ausreichend versorgt werden wollte. Es mangelte an allem. Mal gab es Eier, mal nicht, mal Brot, mal nicht, mal Kartoffeln, mal nur Tomaten, mal nur Gurken. Gut versorgt wurden wir mit Salat, Koteletts, Souflaki. Diesen Service lieferten die Brüder um Janis.

Schnell lernten wir Sougia, seine Menschen, die anderen Reisenden kennen. Wir verliebten uns in diesen Ort und seine Umgebung und waren bestimmt seither 20 mal zu unterschiedlichen Jahreszeiten da. Wir entdeckten das Wandern auf Kreta, lernten nette Leute kennen, wurden umsorgt, als wir mit unseren Kleinkindern kamen und hatten immer das Gefühl einen Urlaub in Ruhe, fernab vom normalen Tourismus verbracht zu haben.

Erste Erfarhung mit Sougia

Wider Willen mussten wir in Sougia bleiben und kamen immer wieder.

Geschrieben 03.11.2002, Geändert 03.11.2002, 5577 x gelesen.

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Kommentare zu diesem Artikel

Kommentar von kokkinos vrachos vom 12.03.2020 20:21:10

Moin und Kalimera Jojo, super schöner Artikel über das "Alte" Sougia.

Sougia und Frangokastello sind meine Lieblingsorte auf Kreta. Das "Alte" Sougia und Sougia zu Drachme-Zeiten kenne ich aber nicht. Ich kenne Sougia seit 2008. Seit dem hat sich so gut wie nichts verändert. Unter den Einheimischen gibt es inzwischen ein Paar die etwas gegen die Free-Camper haben und auch mal die Polizei rufen. Die Atmosphäre in Sougia ist aber immer noch mega entspannt.

1-2x im Jahr bin ich auf Kreta, die letzten Tage verbringe ich immer in Sougia. Einfach nur Chillen und ein paar Wanderungen.

Ta Leme, kv