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Totale Stille
Von Petros Milatos
Leise knirscht der Kiel des Dinghies in den Sand. Keine Welle bewegt sich. Das Meer liegt glatt wie ein Spiegel in der Bucht. Nur die eigenen Füße bewegen die Wasseroberfläche. Langsam ziehe ich das Boot auf den Strand und lege mich dann daneben. Der Sand ist noch warm von der untergegangenen Sonne, ganz leicht beginnt der Tau der Nacht sich auf seiner Oberfläche abzulegen. Vor mir liegt mein Schiff wie eine Statue in der Bucht. Keine Bewegung der Masten, nicht das leiseste Schaukeln. Nur als Schattenriss sehe ich die Takelage gegen den sternenklaren Himmel. Ich lasse den Kopf nach hinten sinken und blicke in das Myriadengefunkel über mir. Wer hat sie gezähelet... das alte Kinderlied fällt mir wieder ein und auch meine Anstrengungen selbst als Kind sie zu zählen. Meist habe ich irgendwo bei tausend aufgehört, oft, weil ich eingeschlafen bin dabei. So ein Firmament wie hier habe ich noch nie gesehen. Die Helligkeit der Sterne hüllt den Strand in ein eigenartig blausilbernes Licht - faszinierend und zauberhaft. Wie aus Merlins Zauberstab glitzern die einzelnen Punkte , zittern, blinken, scheinen sich zu verändern, zu verschwinden , um doch wieder gleich aufzutauchen. Die Milchstraße zieht sich quer über den Himmel, tatsächlich so, als ob der große Wagenlenker eine Milchkanne verloren hätte. Ich höre meinen Atem, spüre meinen Herzschlag, in den Ohren das Sausen meines Blutes. Doch sonst höre ich ....nichts! Kein auch nur noch so leichtes Plätschern einer Welle, keine Tiergeräusche, die Natur hält inne, wie ich auch inne halte und fast den Atem anhalte, um diese Ewigkeit nicht zu stören. Es sind diese ganz seltenen Momente im Leben, wo man glaubt, die Zeit bliebe stehen. Es gibt keinen Takt mehr, alles spielt sich in Zeitlupe ab. Das Bewußtsein weitet sich, nimmt alles gleichzeitig auf und speichert es. Ich habe davon gelesen, dass Menschen kurz vor dem Tod so empfinden sollen, das Leben spielt sich nochmals als Schnelldurchlauf ab vor dem inneren Auge, wenn es schon so etwas wie ein Bewußtsein gäbe, dann wäre dieses Empfinden auch so bei der Geburt . Und hier. Alles andere wird unwichtig, verblasst. Der Moment jetzt ist der Zenit der Gefühle. Strand, Kosmos, Meer und ich in der Mitte. Ich fühle mich aufgenommen im Schoß des Strandes, fühle das warme Meer an meinen Füßen unter mir und das kalte Sternenmeer über mir. Ich wünsche mir, dass ich ewig so liegen bleiben könnte.
Der Joni weckt mich aus meinem Sommernachtstraum. "Koomittt, koomitt!" Bewegung kommt wieder in meine Glieder, langsam wende ich den Kopf in seine Richtung und antworte ihm. Wie immer springt der neugierige Vogel sofort auf den Ruf an . Es dauert nicht lange, dann sitzt er direkt auf dem Felsen neben meinem Boot und wir unterhalten uns . Leider ist sein Wortschatz nicht sehr groß und eigentlich bin ich ihm auch nicht böse, dass er meine Idylle unterbrochen hat. Es ist Zeit ins Bett zu gehen und vorsichtig und ganz leise rudere ich wieder an Bord zurück. Die Rufe meines nächtlichen Besuchers klingen irgendwie bedauernd hinter mir her, vielleicht hätte er sich gerne noch länger mit mir unterhalten...
Geschrieben 20.03.2009, Geändert 21.03.2009, 1594 x gelesen.
Kommentare zu diesem Artikel
Kommentar von elotse vom 15.02.2013 11:27:25
Du hast die Stimmung an diesem einsamen Flecken Erde einfach super eingefangen. Bei unserem Besuch im Juni 2012 konnten wir einen unglaublichen Sternenhimmel erleben.
Kommentar von danakos vom 01.04.2009 19:35:13
Aaaaaaach schöööööön !!!!!
LG, Christina
Kommentar von Schalimara vom 22.03.2009 15:29:00
Hallo Petros,
schöner hätte man es nicht beschreiben können.
Gruß -Schalimara
Kommentar von driftwood vom 21.03.2009 19:10:19
Hallo Seemann,
hast die Stimmung toll eingefangen !!
Hat mir Spaß gemacht, das zu lesen.
Gruß - Achim