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Hier Hielt sich kein Eroberer - Die Sfakia

Von flisvos

Sfakia lässt nicht sein, kretische Landschaft fordert heraus. Die alles beherrschenden Gebirge lassen bis zum Schmerz ihre Hoheit empfinden, oder, sanftmütig gestimmt, erwarten sie, dass man ihrer Sanftmut angemessen begegnet, sie, die Gebirge erwarten uns. Wer nach Kreta geht, muss sich nach seiner Identität fragen lassen. Die kretische Landschaft erscheint als permanente Herausforderung.

Die Herausforderung durch Land und Leute: in der Sfakia fühlt man sie besonders nachdrücklich, ja fast brutal. Diese grimmigen Bergwände, die so hochragende Kahlheit provoziert den Lebenswillen. Früher führte nur ein schmaler Passweg hinein, ein anderer karger ging nach Süden heraus. Aber die Drohgebärde des Gebirges brachte Schutz: Keinem Eroberer gelangte in den Kern der Provinz. Man blieb unter sich.

Die Sfakia und somit auch Frangokastello schaut auf eine reiche Vergangenheit zurück. Auf eine hohe Blüte vor allem im 16. Jahrhundert als dort 3000 Menschen vom üppigem Handel lebten, eine eigene Flotte besaßen, zum Ruhm der Heiligen viele Kirchen und Kapellen errichteten. Heute sind es nur noch ca. 400 Seelen, die für die Touristen tun, was sie nur tun können.

Sie alle, die Sfakioten genießen und genossen zwiespältigen Ruhm. Rachsüchtig seien sie, und voller Hinterlist. Als stolz gelten sie, als unerschrocken bis zum Leichtsinn. Es sind zahlreiche Mythen, Legenden und Schauergeschichten, die hinter dem Namen Sfakia hervorkommen. Wie dringt man dort hinein und soll man es tun? Eingemauert gegen den Rest der Welt, unmöglich sie zu unterjochen, davon spricht die Ruine des venezianischen Kastells neben dem Flisvos liegt.

Man hat den Eindruck dort bäumt sich das Lebensgefühl auf gegen das Schicksal in Gestalt von Landschaft und Geschichte. Zum Trinken gehört ein Trinkspruch. Die Griechen sagen „Jiasass“, die Sfakioten „Unbeleidigt sterben“. Sie werden es beobachten, Sfakioten nehmen einander nicht auf den Arm, sie machen keine Scherze über den anderen. Das wäre zu riskant. Da gibt es eine Mauer, da bleiben Konflikte draußen. Wenn sie doch einbrechen geht es oft nicht gut aus.

Die Sprache der Sfakioten ist ein angenehmes, schwingendes und melodisches Idiom. Jeder Kreter erkennt sie daran. Sie haben ihre Lieder: Kampf, Tod, Hass, Liebe, diese alten Inhalte, hinzu kommen neue aus dem Moment, oft im Tanz geboren.

Vendetta und Tanz, Stolz und Gastfreundschaft, „Unbeleidigt sterben“ nie unterdrückt. Manche glauben sie würden nun zum ersten Mal besiegt, durch den Tourismus. Das könnte die Sitten verderben, aber trotz der Urlauber bleiben die Bräuche und Sitten erhalten. Denn der Massentourismus blieb aus. Viele Urlauber die Flisvos – Sfakia besuchten, meinte diese Gegend im Südlichsten Europa sei ein Reservat, ein Menschenschutzgebiet ausgeschlossen von vielen Entwicklungen, der guten wie der schlimmen.

Welch ein Zusammenwirken der Extreme: Ein befremdliches, karges, herrliches Gebirge, abfallend zum blauen, klarem lybischen Meer mit langen Sandstränden. Stolze Menschen, die Fremde immer noch achten und bei denen Gastfreundschaft noch Gültigkeit hat. Warum besuchen sie nicht einfach mal die Sfakia?

Geschrieben 20.01.2009, Geändert 02.02.2009, 2605 x gelesen.

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Kommentare zu diesem Artikel

Kommentar von kokkinos vrachos vom 12.03.2020 19:52:58

Moin und Kalimera, wer noch ein wenig weiter in die sfakia eintauchten möchte, dem empfehle ich das Buch
In der Sfakia
Geschichte und Geschichten-
unsere Zeit im wilden Kreta
von Peter Trudgill
Verlag Dr. Thomas Balistier

Für mich ist die Sfakia (von Paleochora bis Frangokastello) und die Levka Ori die schönste Ecke auf der Insel.

Ta Leme, kv


Kommentar von riki vom 29.11.2010 19:03:21

ja sous, flisvos!
Die Sfakia so beschrieben - einfach gewaltig!!!!
Auch mich hat dieser Teil einmal beeindruckt und Respekt abverlangt.
Den besten "Eleniko" habe ich in einem urigen Kafenion in der Sfakia getrunken, serviert von einem weisshaarigen, sehr stolzen alten Sfakioten, mit schwarzen Augen und in alter Tracht. Unvergesslich!
Adio, Riki