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Pilos (Pylos) und Umgebung

Von TheoRetisch

Pilos-Stadt, das Neokastro und die Navarino-Bucht

Aus Richtung Methoni kommend fahren wir in den Ort Pilos (Navarone/Navarino) ein. Auf der linken Seite erkennen wir ein Teilstück des Aquädukt, welches bis 1907 zur Wasserversorgung der Stadt genutzt wurde. Es soll 1696 von den damaligen Herrschern den Venizianern erbaut worden sein. Wir biegen in eine kleine Seitenstraße ein, die zur Festung (Neokastro) führt. Das Kastro ist aus mächtigen Kalk- und Porosquadersteinen gebaut. Zuerst möchten wir uns das Museum anschauen. Hier ist es unangenehm kühl (Klimaanlage). Tatsächlich gibt es eine ganze Menge historischer Gegenstände zu besichtigen. Vor allem die unterschiedlichsten Waffen. Interessant sind die vielen Gemälde, welche die Geschichte der Region zeigen. Tief beeindruckt verlassen wir das Museum. Uns "erschlägt" es fast, klar nach der Kälte empfindet man die Hitze noch extremer.

Wir suchen hinter den gewaltigen Festungsmauern etwas Schatten. Sie erreichen eine Höhe von achteinhalb Metern. 1573 wurde die Burg von den Türken erbaut. Nach 1686 ergänzten bzw. reparierten die Venizianer das Bauwerk. 1828-1833 war das französiche Regiment Maison hier stationiert. Später diente die Anlage als griechisches Gefängnis. 1941-44 wieder als militärischer Stützpunkt. Anfangs waren italienische Truppen, später deutsche Soldaten hier stationiert. Von der nördlichen Burgmauer hat man einen herrlichen Blick auf die Navarino-Bucht und die vorgelagerten Inseln Tsichli-Baba und Sphakteria.

In der Navarino-Bucht fand 1827, ein für das griechische Volk wichtiges Ereignis statt. Hier versenkte eine gemeinsame Flotte von englischen, französischen und russischen Schiffen in vier Stunden heftigsten Kampfes 55 von 82 Schiffen der türkischen Kriegsflotte. Auslöser für diese von den Alliierten gar nicht beabsichtigte Schlacht war ein versehentlich ausgelöster Kanonenschuß eines nervösen Türken - die Folge war eine entscheidende Schwächung der Türken und ihren ägyptischen Verbündeten im griechischen Freiheitskampf. Die Alliierten beklagten 174 Tote und 478 Verwundete. Die Türken und verbündete Ägypter verzeichneten 6.000 Tote und 4.000 Verwundete. Auf den Inseln und in der Stadt stehen zu Ehren der Engländer, Franzosen- und Russen Denkmäler. Die Inseln interessieren uns und somit fahren wir zum Hafen. Rechts der Mole fallen uns sofort die Holzboote auf. Sie sind deshalb so auffällig, weil sie ringsum mit alten Autoreifen geschützt sind. Schnell merken wir, dass es Ausflugsboote sind.

Inseln Tsichli Baba und Sphakteria

Sie steuern die nahegelegenen Inseln Tsichli Baba und Sphakteria an. Wir steigen in einen "Kahn" und bezahlen direkt beim Skipper - was an sich nicht so vorgesehen ist, leider hatten wir das Ticketoffice (im Gebäude am Straßenrand) übersehen. Das Boot tuckert zuerst zur kleinen Felseninsel Tsichli Baba. Die Ortsansässigen nennen sie Fanari, wegen des Leuchtturms, der darauf steht. Beim Näherkommen sehen wir durch einen Bogendurchgang das Meer auf der anderen Seite; der Bogen wird Trypito genannt. Wenn eine schwangere Frau, so sagt man, im Boot durch diese Öffnung fährt, soll sie einen Jungen gebären.

Man kommt mächtig ins Schwitzen, wenn man die hundertvierzig Stufen, die zur Spitze von Tsichli Bata führen, hinaufsteigt. Oben befinden wir uns 50 Meter über dem Meer. Unübersehbar ist das marmorne Denkmal zu Ehren der Franzosen, die hier in der Navarino-Seeschlacht gefallen sind. Ganz in der Nähe steht der neue Leuchtturm neben den Ruinen des alten Turms. Er wurde durch Leuchturmwärter bis 1944 stetig in Betrieb gehalten. Die deutschen Besatzungstruppen sprengten das Bauwerk. Das neue, auf einem Metallgestell befindliche "Leuchtfeuer" funktioniert automatisch über Solarzellen. Wir schauen nach Norden und sehen unser nächstes Ziel die Insel Sphakteria. Diese 4 Kilometer lange Insel, besitzt im Westen einen geschützten Hafen. Auf der Südseite finden wir den Gedenkstein der Spakteriaschlacht 1825. Das Grabmal des im Duell französischer Offiziere unterlegenen Alexis Mallet (1794-1833).

Nördlich des Mallet-Denkmals befindet sich das Grab von Paul Bonaparte (1809-1827) er war ein Neffe von Napoleon I. und freiwilliger Kadett auf der Fregatte "Hellas". Auf See kam er beim Gewehrreinigen um. Der Kommandant wollte den Leichnam nicht ins Meer werfen, wie es Sitte war, ohne seine Familie vorher zu benachrichtigen; also legten sie ihn in ein Faß mit Rum, um ihn zu erhalten. Beim Vorübersegeln an Spetsai, übergaben sie das Faß den Mönchen des dortigen Klosters und wiesen sie an, es zu bewahren, bis man es wieder von ihnen verlangte. Fünf Jahre später, nach vorheriger Verständigung mit der Familie des Toten, wird der Leichnam nach Pilos gebracht und am 23.7.1832 auf Sphakteria feierlich begraben. Hirten gruben 1920 die Gebeine aus, weil sie einen Schatz als Beilage vermuteten und verstreute die Knochen. Man sammelte die Skeletteile aber wieder auf und bewahrte sie (sechs Jahre) in einem Schrank in Pilos auf. Später brachte man sie ins Ethnologische Museum, Athen.

Unser Ausflugsboot macht an einer kleinen Anlegestelle der Insel Sphakteria fest. Über einen kleinen Weg gehen wir die steilen Felsen hoch. Hier stoßen wir auf eine kleine Holzkirche (Panagoula). Ursprünglich soll sie aus der byzatinischen Zeit stammen und von einer Nonne erbaut worden sein. Auf jeden Fall wurde die Kapelle 1825 bei den kriegerischen Ereignissen zerstört. Danach richtete man sie wieder her. Ganz in der Nähe ist auch das Denkmal der russischen Marinesoldaten. Wir gehen wieder runter zum Boot und der Skipper fährt uns zu einer Stelle, wo ein gesunkenes türkisches Kriegsschiff liegen soll. Er deutet nach unten, wo diffuse Umrisse von Holzbalken zu sehen sind. Das Boot dreht ab und wir entfernen uns vom ufernahen Bereich. Im Hafen befindet sich das kahle Inselchen Chelonaki, das Schildkrötchen, früher auch Marathonisi genannt (182x40 Meter). Hier steht das englischen Marinedenkmal. Unser Schiff legt hier nicht an, sondern strebt mit voller Kraft der Hafenmole zu. Nach dem Festmachen beschließen wir, mit unserem Wohnmobil weiter zu fahren. Uns interessiert die einige Kilometer entfernte Voidokoilia-Bucht, Nestor-Höhle, die Lagune und das Palaiokastro.

Wenige Schritte vom Anlegeplatz entfernt steht unser Wohnmobil. Wir schlendern gemütlich zu unserem Fahrzeug. Plötzlich bemerke ich, unterhalb der Mole, auf den Felsen einen alten typisch griechischen (ehemals blauen) Stuhl. Dieses gute Stück wird natürlich geborgen. Beim näheren Betrachten sehe ich, daß er keine geflochtene Sitzfläche mehr besitzt und auch schon gebrochen ist. Ich beschließe den Stuhl aber trotzdem mitzunehmen um ihn später in Hamburg wieder originalgetreu herzurichten. Umgehend wird er auf dem Fahradträger verzurrt. Bevor wir weiterfahren, müssen wir erst einmal die heiße Luft aus dem Innenraum des Fahrzeugs lassen. Starten dann um ein bißchen Fahrtwind zu genießen. Den Platz der "Drei Admirale" umrunden wir und fahren die steil ansteigende Straße hoch. Die Häuser hier kleben förmlich am Berg. Die Straßen gabeln sich, rechts Kalamata und links Richtung Pirgos. Also bleiben wir links und kurven zum kleinen Ort Gialova. Hier liegt auch der Campingplatz "Navarino-Beach" direkt neben der Straße. Nach einigen hundert Metern geht es links ab (Beschilderung: "Beach"). Die schmale Fahrbahn verläuft parallel zur Navarino-Bucht (ca. 20m bis zum Wasser).

Durch Büsche getarnt haben hier einige Reisemobile ihren Stellplatz gefunden. Die Straße endet plötzlich (Wendemöglichkeit ist vorhanden). Von hieraus geht ein Pfad am Fuße des Koryphasio längs. Die Familie hält nicht viel von einem Fußmarsch, zumal Badesachen etc. mitgeschleppt werden müßten. Somit erkunde ich alleine die Gegend.

Voidokoilia-Bucht

Nach mehrminütigem Spaziergang erreiche ich die Voidokoilia-Bucht. Ein toller Anblick - weißer Sand und die kleine blaue Bucht! Um einen besseren Rundblick zu haben, besteige ich eine Düne. Auf der anderen Seite der Bucht erkenne ich unweit des Strandes, einen Suzuki-Jeep, aber auch einen ausgebauten Mercedes-Transporter. D.h. es muß einen befahrbaren Weg zur Voidokoilia geben. Nun eile ich wieder zurück und schildere kurz meine Eindrücke. Wir fahren die staubige Strecke wieder zurück und treffen auf die Hauptstraße. Links abbiegen und schauen, wo ein Weg in die Felder führt. Kurz vor einem kleinen Friedhof geht es in die Pflanzungen. Risiko! Wenn auf dem engen Feldweg einer entgegenkommt, gibt es kein Zurück! Langsam wird der Weg etwas breiter. Glücklicherweise kommt kein Fahrzeug entgegen. Der Weg mündet auf eine Schotterpiste, die wieder südwärts führt. Endlich sehe ich das hellblaue Mercedes-Reisemobil, daß ich während des Fußmarsches gesehen hatte. Hinter einer Sanddüne ist genügend Platz, unser Fahrzeug abzustellen.

Nun nur noch über die kleine Düne und schon sind wir am weißen Strand. Im Uferbereich ist das Wasser sehr flach (Ideal für kleinere Kinder). Zudem hat man kaum Wellen, weil der Zugang zum Meer nicht sehr breit ist. Der Name "Voidokoilia" setzt sich aus den Begriffen Voidia (=Rind) und Koilas (=Tal) zusammen.

Lagune Divari

Die Lagune Divari beginnt unmittelbar hinter der Bucht. Der Name wird aus dem lateinischen Wort Vivarium, d.h. Fischzucht, abgeleitet. Anfang der sechziger Jahre hat man begonnen, das Gebiet teilweise zu entwässern, um Ackerland zu gewinnen. Bei den Erdarbeiten ist man auf Funde aus mykenischer, hellenistischer und späthellenistischer Zeit gestoßen. Diese Ausgrabungen stützen die Ansicht, dass die Lagune in den Jahren der Blüte von Pylos (2.Jh.n.Chr.) nicht existierte, und dass sie sich erst später gebildet hat. Es hält mich nicht lange am Strand. Denn von meinem sandigen Liegeplatz aus kann ich oben auf dem Koryphasio, etwas verdeckt durch Pinien, eine Festungsmauer entdecken. Das muß Palaiokastro sein und dann kann die Nestorhöhle auch nicht weit sein. Da muß ich hin! Ich informiere kurz die Familie von meinem Vorhaben und schon bin ich entschwunden. Schnell merke ich, daß es keinen Wegweiser oder gar befestigten Weg gibt. Es ist gut, daß die Kleinen nicht mitwollten - das hätte nicht geklappt. Trittfestigkeit ist erforderlich!

Die Nestorhöhle

Auf halber Höhe treffe ich auf die Höhle. Es gibt ebenfalls keine Hinweise (Tafel etc.), man steht plötzlich vor dem dunklen Eingang. Sie ist 44 Meter lang, 20 Meter breit und 30 Meter hoch, kegelförmig, mit einem kleinen Loch an der Spitze. Offensichtlich halten sich gelegentlich Personen hier auf, denn Mitten in der Höhle ist eine Feuerstelle mit Holzresten. Nach der Überlieferung diente sie als Stall für die Rinder des Nelus und des Nestor. Hier versteckte auch Hermes die fünfzig Kühe des Apollon, die er nach dem Mythos aus Piera hierhin getrieben hatte. 1874 entdeckte Schliemann Scherben aus mykenischer Zeit in der Höhle, ein erster Beweis, daß sie schon früh besiedelt war. Mich treibt es weiter nach oben. Jetzt wird es wirklich etwas mühsam, denn nun muß ich mich an Büschen und Wurzeln den Hang hochziehen. Eine Eidechse huscht über den Pfad. Gott sei Dank keine Schlange!

Palaiokastro

Endlich habe ich die äußere Mauer erreicht. Kaum zu fassen, wie im Märchen (Dornröschen), alles überwuchert - Natur pur! D.h. ich muß quasi auf der Mauer spazieren, um ein bißchen was von der Ruine zu sehen. In den nächsten Jahren wird das Ganze hier bestimmt touristisch erschlossen - irgendwie schade! Ich setze mich auf die Mauerkrone und lehne mich an eine Zinne und genieße den Blick über das Meer, die kleine hellblaue Bucht, das weite Tal, die Lagune. Hier oben ist es angenehm, der Wind vom Meer weht warm ins Gesicht. Ich lasse die Gedanken schweifen und stelle mir vor wie es wohl früher war im 13. Jahrhundert, als die fränkische Burg noch intakt war und hier reges Treiben herrschte. Übrigens vermutet man, daß an dieser Stelle, Jahrhunderte davor, die Akropolis des antiken Pylos der klassischen Zeit gestanden hat. Palaiokastro ist in einen nördlichen und südlichen Teil getrennt; in der nördlichen Hälfte lag der Palast von Nicolaus III De Saint-Omer.

Wie gesagt - der gesamte innere Bereich ist heute total verfallen und überwuchert. Es ist Vorsicht geboten beim Begehen des inneren Teils des Burggeländes, denn die großen, unterirdischen, von den Venezianern erbauten Zisternen birgen Einsturzgefahr. Es heißt, dass die Fischer sie früher als Kühlräume für ihre Fische, die sie in der Lagune Divari fingen, benutzten. Den Berghang hinunter geht es recht flott. Unten angelangt berichte ich von meinen Eindrücken. Meinem kleinem Sohn verspreche ich, daß er beim nächsten Mal mit darf.

Geschrieben 22.01.2007, Geändert 22.01.2007, 6469 x gelesen.

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Kommentare zu diesem Artikel

Kommentar von Ramtid vom 20.02.2010 07:56:19

Prima geschildert. So ist´s oder muss man befürchten: so war´s? Ich habe die Information in dieser Community gelesen, dass sich dort um die Ochsenbauchbucht Resorts ansiedeln wollen. Frage: Woher hast du diese Detailinformationen? Da gibt es offensichtlich eine für mich noch nicht erschlossene Quelle.