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Kleiner Pilion ganz gross

Von lisi

Die Reise zum Pilion über Volos aus Kalambaka kommend fand ohne besondere Vorkommnisse statt, außer dass wir schon großen Hunger hatten, aber auf der ganzen Strecke keine verdammte Kneipe fanden, die entweder offen hatte oder mehr als Snacks zu bieten hatte. Die Saison hatte einfach noch nicht begonnen! Also hielten wir unseren Hunger zurück und fuhren durch, auch durch Volos und fielen in Agria, dem ersten Dorf gleich nach Volos, in die allererste Kneipe direkt am Strand rein. Beste Wahl, muss ich sagen! Voller Griechen, die anscheinend am Freitag nach der Arbeit raus aus der Stadt fahren und auch gleich ins erstbeste Restaurant reinfallen. Fisch vom Feinsten und Preise sehr OK.

Dann ging es gleich weiter an unser Ziel auf der anderen Seite der Halbinsel Pilion. Über Drakia, Chania über Berg und Tal, durch unzählige Kurven (50 km fast 2 Stunden) ritten wir in Agios Ioannis ein und machten uns auf, ein Zimmer zu suchen. Das war in 10 min. erledigt, nachdem wir uns 2 Quartiere angeschaut hatten, war die Wahl entschieden. Direkt am Strand, das Hotel "I Akti", eine Taverne im Haus, das Zimmer im 2. Stock, um 40,- inkl. Frückstück, echt wohlfeil. Nach dem Auspacken und nach einer kleinen Runde durch den Ort war Schlafen angesagt.

6.10 Uhr am nächsten Morgen. Der erste Blick aus dem Fenster, traumhaft. Die Sonne schickte sich gerade an über der Ägäis aufzugehen. Der Himmel war total rosa, hellblau kam dazu, dann kroch der Feuerball aus dem Wasser und mein Mann konnte nicht mehr zu knipsen aufhören. Die Farben änderten sich zu rot, orange und gelb, bis das ganze Meer wie ein goldenes Tuch vor uns ausgebreitet war. Nach Duschen, Herumtrödeln, Anziehen und Kämmen waren wir voller Tatendurst. Es war bereits 7.30 Uhr - auf zum Frühstück! Hunger!

Runter die Stiegen, rein ins Restaurant, oh Schreck, alles bummfest zu. Kein Mensch in Sicht. Auch rundherum nicht. Kein Auto, kein Moped, kein Hund – nichts. Sind wir in einer Geisterstadt? Also gut, wenn es im Haus nichts gibt, der Bäcker wird doch offen haben! Nicht hier, hier hatte Anfang Mai nichts offen. Zurück ins Zimmer, alte Kekse ausgepackt. Nachdem die Wirtsleute im Haus wohnten, horchten wir immer auf Geräusche, denn außer uns wohnten keine anderen Gäste im Haus. Als ich etwas hörte, ging ich vorsichtig nachschauen. Der Wirt schlenderte im 1. Stock in Unterhose und mit der Zahnbürste im Mund von seinem Zimmer ins Bad. Die Tür war offen, seine Frau lag noch im Bett. Alles ganz ungezwungen.

Leider gab es erst um 9 Uhr Frühstück, aber das war exzellent. So gut und ausreichend, dass wir erst wieder um 15 Uhr Hunger bekommen sollten. Jetzt aber schnell raus und Umgebung erkunden.
Der Strand vor dem Haus ist eher schmal, aber sehr sauber und schön. Wir gingen am Campingplatz vorbei zum Nachbarstrand Papa Nero, lang, breit, weiß-bunte Kieselchen, 1 offene Taverne, die Liegen waren noch gar nicht herausgeräumt, nur ganz vereinzelt Besucher. Ein Weg führte vom Ende des Strandes in die Nachbarbucht Damouchari, einem kleinen Naturhafen mit 2 Tavernen.

Dort fragten wir nach dem Maultierpfad nach Tsangarada, der von dort ins etwa 450 m über dem Meeresspiegel gelegene Dorf führen sollte. Nach Anweisungen gingen wir mal los und hatten nach etwa 1,5 Stunden das Dorf erreicht. Die Dörfer sind eher langgezogen, in Terrassen an den Hang gebaut und man geht noch etwa ½ Stunde durch das Dorf, ehe man die Hauptstraße erreicht. Da die Dörfer recht verzweigt angelegt sind, fragten wir einen daher kommenden PKW-Lenker nach dem Weg, den er uns gut erklärte und er gab uns auch noch den Tipp, für den Rückweg zum Meer hinunter einen Abschneider durch den Wald zu nehmen. Wir suchten uns ein nettes Lokal an der Hauptstraße und nach einem leckeren Mittagessen machten wir uns auf den Heimweg.

An der Quelle neben dem Restaurant füllten wir unsere Wasserflaschen (Trinkwasser braucht man auf dem Pilion nirgendwo zu kaufen, denn Quellen und Brunnen gibt es in jedem Dorf und auch unterwegs) und bogen genau nach Anweisung 20 m nach dem Ortsschild rechts in den Wald ab. Wenn wir diesen Tip nicht gehabt hätten, den Weg hätte man nie gefunden, denn so überwuchert von Farnen und anderen Pflanzen wie der war, hat den schon lange keiner mehr bewandert. Wir gingen tapfer weiter, irgendwie unsicher, ob er wirklich irgendwohin führte, aber die Richtung stimmte und wir machten uns keine Sorgen. Bald waren wir im tiefen Wald und erreichten ein kleines Bächlein mit einer alten, kaputten Brücke. Es war wie im Märchen. Die Vögel zwitscherten, sonst war kein Laut zu hören, und wir stolperten den verwachsenen Maultierpfad entlang. An vielen Stellen war der Pfad vom Regen weggerissen, aber dennoch noch deutlich auszumachen. Als wir wieder Autogeräusche hörten, wussten wir, dass die Zivilisation nicht weit weg sein konnte. Wir stapften also weiter und schwupp-di-wupp standen wir auf einmal wieder auf der Strasse, etwa 2 km von unserem Ausgangspunkt entfernt. Also die Strasse entlang wären wir in einem Drittel der Zeit dagewesen, sprich, Abschneider war es bei Gott nicht, aber es war ein super Ausflug in die Natur. Es ging noch etwa 7 km die Serpentinen runter bis zum Meer und wir erreichten unser Quartier todmüde und verschwitzt gegen 18.30 Uhr. Es war ein toller Tag gewesen.

Am nächsten Tag ein ähnlicher spektakulärer Sonnenaufgang. Wir ließen uns Zeit, denn Futter war vor 9 Uhr eh nicht zu erwarten. Gut, dass wir am Vorabend mit einigen Äpfeln vorgesorgt hatten. Aus dem Reiseführer informierten wir uns, wo man hier hinfahren könnte. Der nächste Blick aus dem Fenster erfolgte gegen 8 Uhr und – wir trauten unseren Augen nicht: Es war nämlich gar nichts mehr zu sehen! Vom Meer kroch ein derart dichter Nebel herein, dass die Sicht etwa 5-8 m war. Vom 2. Stock aus konnte man grade noch die Strasse erkennen, die andere Straßenseite jedoch nicht mehr. Es war unnatürlich still, der Nebel dämpfte alle Geräusche. Gut, dass wir zum Frühstückstisch fanden. Nachdem wir uns die Bäuche voll geschlagen hatten, machen wir uns zur alten Brücke von Tsangarada auf, von der uns 2 Deutsche, die wir am Vorabend kurz getroffen hatten, erzählt hatten. Von dort sollte ein Maultierpfad auf die andere Seite der Halbinsel, nach Milies, führen.

Wir stellten also unser Auto an der Strasse in der Nähe der Brücke ab und tauchten in den Wald ab. Getreu den alten Pfaden ging es mal wieder – zur Strasse hoch. Ein Stück entlang und dann rechts ab. Dieser Weg war zwar auch nicht 1A, aber deutlich besser ausgebaut und teilweise von Pflanzen befreit. Wir erfuhren später, dass er öfter von geführten Touren begangen wird.

4 Stunden stapften wir durch den Wald, an Apfelplantagen vorbei, auf Feldwegen entlang und erreichten dann die Grenzen von Milies. Entlang des Waldrandes befand sich ein Platz mit etwa 100 Bienenstöcken. Mein Mann musste das natürlich filmen, auch von ganz nahe, immer näher ging er hin, rückte den Bienen auf den Pelz und dann - sieht man im Film einen raschen Schwenk, schnelle Bewegungen und hört wie er weg läuft. Gott sei Dank haben ihn die Bienen nicht eingeholt. Wir hatten schon großen Hunger, mussten jedoch feststellen, dass der Weg ins Dorf noch etwa 45 Minuten dauerte. Als wir schließlich die Hauptstraße erreichten, stellte sich die Frage: nach rechts oder links gehen? Wo war wohl der Hauptplatz mit dem Wirt? Gut, dass ein Mann vorbeikam, der uns den Weg wies und in Windeseile waren wir auch schon in der Taverne, sassen am Tisch, und nachdem auch dort nichts los war, ging es recht schnell mit dem Servieren. Ich hatte ein leckeres Kaninchen, das doppelt so gut schmeckt, wenn man richtig Hunger hat.

Da es schon 3 Uhr nachmittags war und sehr heiß, fuhren wir mit dem Dorftaxi zu unserem Auto retour. Den Abend liessen wir im Dorf spazierenderweise ausklingen, wieder der Eindruck von einem Geisterdorf, kein Mensch war unterwegs. Gelsen allerdings auch nicht. Wozu auch, gab ja nichts zu fressen.

Am nächsten Tag machten wir einen Ausflug zum Südzipfel der Halbinsel. Im Reiseführer stand: "Kottes, Geheimtipp, beim Fischer Christos gibt es lecker Fisch zum kleinen Preis". Nach einer Reise von etwa 2 Stunden mit Fotoaufenthalten in Milina, Tsasteni und Argalasti ritten wir in Kottes ein. Außer Christos hatte sowieso keiner offen, also ab in die Küche und einen Fisch ausgesucht. Nachdem er versuchte uns den Grössten anzudrehen, den wir nie und nimmer gepackt hätten (Sein Vorschlag: Ihr könnt den Rest eh im Kühlschrank in eurem Zimmer verstauen….), ließen wir uns je einen Kleineren grillen. Der wurde geschuppt, direkt im Meer ausgewaschen und bald darauf knusprig serviert. Nach einer geschmalzenen Rechnung kann man mit Fug und Recht behaupten, dass der Geheimtipp keiner mehr ist.

Wir machten uns auf den Weg retour, die Fahrt selbst war es wert wegzufahren. Die blühenden Ginsterbüsche am Straßenrand mit ihrem süßen Duft waren wunderschön und die vielen Raubvögel, die man beobachten konnte rechtfertigten den Feldstecher, den wir immer mithaben. Eine kleine Bucht, die von weitem recht vielversprechend aussah, entpuppte sich aus der Nähe als Müllanschwemmplatz und wir gingen daher lieber an unserem Heimatstrand baden.

Den ganzen nächsten und leider letzten Tag verbrachten wir am Papa Nero Strand. Weiß-bunte Kiesel, menschenleer (zumindest jetzt im Mai), eine flache Lagune, eine tolle Strandkneipe mit preiswertem und gutem Essen, einem fantastischen Hauswein, freundlichen Haustieren und das waldige Hinterland rechtfertigen wirklich die Bezeichnung: "schönster Strand der oberen Ägais-Seite".

Tja, hiermit neigte sich der Urlaub dem Ende zu. Nach einer weiteren ruhigen Nacht ohne weitere Vorkommnisse reisten wir am nächsten Morgen Richtung Saloniki ab, wo wir noch die letzte Nacht vor der Heimreise nach Österreich verbringen wollten.

Geschrieben 21.02.2008, Geändert 22.02.2008, 6036 x gelesen.

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