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Das antike Pydna - Teil 2

Von Olympbewohner

Wie versprochen stelle ich hier gelegentlich einzelne Kapitel aus dem Olymp Reiseführer vor. Das Thema heute: Pydna. Da das Kapitel recht umfangreich ist habe ich es geteilt. Das Kapitel über das weithin unbekannte Louloudies, ein zur Festung ausgebauter byzantinischer Bischofsstitz, poste ich in der nächsten Woche. Wer nicht so lange warten möchte kann sich den Reiseführer hier kostenlos herunterladen: bit.ly/Olympos-20

Ausgrabungen

Am Ort des antiken Pydna wurden noch keine intensiven Ausgrabungen durchgeführt. Die sichtbaren Gebäudereste stammen aus der byzantinischen Epoche. Die Überreste der Stadt aus der klassischen, hellenistischen u nd eventuell vorgriechischen Zeit befinden sich teilweise unter diesen Gemäuern. Der gesamte Komplex misst 320 mal 130 m.
Schon aus mykenischer Zeit (circa 1400 v. Chr.) wurden Ansiedlungen in den Hügeln nördlich der Ausgrabungsstätte nachgewiesen. Von 1000 bis circa. 600 v. Chr. wurde das Gebiet von Thrakern bewohnt. Die Siedlungsreste sind jedoch nicht mehr vollständig erhalten, weil der östliche Teil der Siedlung ins Meer gerutscht ist.
Die Stadtmauer wurde im 5. Jahrhundert v. Chr. erbaut. Abschnitte davon befinden sich 500 m nördlich der Ausgrabungsstätte. Der genaue Verlauf der Mauer ist bisher unbekannt. Bei Grabungsarbeiten wurden immer wieder Teilstücke entdeckt. Nach der Einnahme der Stadt ließ Philipp II. die Stadtmauer zerstören.
Die Christianisierung Pydnas begann im 4. Jahrhundert. Zu dieser Zeit wurde die erste Basilika erbaut. Anfang des 6. Jahrhunderts errichtete man eine zweite. Beide Basiliken waren dem Schutzpatron der Stadt, dem heiligen Alexander, geweiht. Die zuletzt gebaute Basilika wurde nach einem Angriff der Bulgaren niedergebrannt. Am Ende des 10. Jahrhunderts wurde an ihrer Stelle eine wesentlich größere Basilika erbaut. Sie maß 23,20 mal 16,60 m. Sie war mit Fresken geschmückt und der Fußboden mit Mosaik belegt. 1204 haben fränkische Ritter das Bauwerk zu einer Festung ausgebaut. Sie bohrten einen Brunnen und legten Vorräte an. Davon zeugt, unter anderem, ein außerhalb des Gebäudes in die Erde eingelassenes Tongefäß, in dem Olivenöl gelagert wurde. Von dem 22 m tiefen Brunnen blieb eine steinerne Fassung erhalten. Weiterhin existierte eine Zisterne. Ein unterirdischer Gang sollte der Besatzung der Burg im Notfall die Flucht nach draußen ermöglichen. In der dem Meer zugewandten Apsis befand sich eine Fryktoria, eine Vorrichtung, um Signale mit der gegenüberliegenden Halbinsel Chalkidiki auszutauschen. Mit Fackeln wurden auf diese Weise Lichtsignale auf größere Entfernungen übermittelt.
In die das Gelände umgebende Mauer wurden Spolien (Reste und Bruchstücke von Säulen etc.) eingearbeitet. Bei der ältesten Spolie handelt es sich um ein Idol aus dem Neolithikum. Die Mauer wurde in zwei Phasen erbaut. Im 6. Jahrhundert n. Chr., zur Zeit Justinians I., erfolgte der erste Bauabschnitt. Im 10. Jahrhundert wurde sie erweitert und einige der Tore wurden zugemauert. Die Mauer ist rund 1,40 m dick und wurde durch rechteckige Türme verstärkt. Einige Überreste der Anlage stammen aus dem 16. Jahrhundert, der Zeit der Besatzung Griechenlands durch die Osmanen.
Westlich der Straße, die früher Pydna mit Dion verband, sieht man Reste der Stadtmauern und ein Stadttor. Der heutige Verlauf des Verkehrsweges ist mit dem der antiken Straße weitgehend identisch.

Die Nekropolen

Im Umfeld des antiken Pydna und an der Straße nach Dion liegen einige makedonische Gräber und die Nekropolen. Gemäß den Gepflogenheiten in der Antike wurden die Friedhöfe an den Zugangsstraßen und in der Nähe der Stadttore angelegt. Die ältesten Grabstätten stammen aus der Bronzezeit, die jüngsten aus der frühen christlichen Periode. Kleinere Tumuli (Hügelgr& auml;ber) wurden über die Jahrhunderte durch die starke Erosion abgetragen und sind heute nicht mehr sichtbar. Die meisten Grabungen mussten als Rettungsgrabungen durchgef ührt werden. Die Ausgrabungen, sowohl im antiken Pydna als auch in den Nekropolen, zeigen ein Schrumpfen der Bevölkerung während der Phase der zweiten griechischen Kolonisation. In den Nekropolen lässt sich der Wandel der Art und der Riten der Bestattung über Jahrhunderte hinweg beobachten. So wurden bei den vorgefundenen Gräbern unterschiedliche Bestattungsarten angewandt. Es gab überwiegend Erdbestattungen, seltener Feuerbestattungen. Man verbrannte die Toten entweder direkt im Grab oder auf hölzernen Plattformen. In Einzelfällen wurde die Asche in Kupferkesseln oder Tongefäßen beigesetzt. Kleinkinder wurden oft in haushaltsüblichen Tongefäßen beerdigt, die zu diesem Zweck zerbrochen, und nach Einbettung des Körpers wieder zusammengefügt wurden. Im 5. Jahrhundert v. Chr. begrub man männliche Leichname
mit dem Haupt Richtung Westen, die weiblichen mit Kopf Richtung Osten. In den Schädeln vieler Verstorbener befand sich der sogenannte Charonspfennig. Man legte ihn den Toten unter die Zunge. Er diente zur Bezahlung des Fährmanns Charon für die Überführung des Verstorbenen in den Hades.

Grabbeigaben

Neben Tongefäßen, Schmuck, Waffen und Werkzeugen, kamen auch reich geschmückte Glasgefäße zutage. Die Gefäße wurden vorwiegend aus Attika, gelegentlich auch aus Korinth oder anderen Orten der Ägäis importiert, manche stammen aus örtlicher Produktion. Verstorbenen Kindern wurden häufig Tonfiguren beigelegt. Die Schmuckstücke sind meist aus Bronze, Eisen oder Silber gefertigt, einige aus Knochen oder Gold. In den Gräbern männlicher Verstorbener wurden nur in seltenen Fällen Waffen gefunden. Kleine Gefäße aus Glas oder Alabaster, die den Leichnamen der Frauen beigegeben wurden, sind meist in einem guten Zustand. Einige der Fundstücke werden im archäologischen Museum in Makrygialos ausgestellt, der größte Teil befindet sich im  archäologischen Museum von Thessaloniki.

Geschrieben 05.12.2020, Geändert 05.12.2020, 729 x gelesen.

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