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Die Meteora Klöster und Kalambaka

Von lisi

Auf dem Weg nach Kalambaka von Veria aus kommend muss der Fluss Venetikos überquert werden, der bei der Brücke zu einer Rast einlädt. Das Flusstal erinnert von der Gesteinsformation her schon an die Meteora-Felsen und der Fluss fliesst hellblau und grün durch die Landschaft, das Flussufer aus weissen Kieseln, wirklich schön. In der Kurve hat sich eine fahrbare Kantine breitgemacht. Hoffentlich schmeissen die die Abfälle nicht in den Fluss.

Weiter geht die Fahrt, die letzte Kurve vor Kalambaka, wir suchen die Kreuzung – und plötzlich tauchen die Felsen vor uns auf. Einer, zwei, fünf, … es sollen ja über tausend sein. (Da müssen sie die kleinen, 2 Meter hohen aber auch dazugezählt haben). Der Höchste schafft ein paar hundert Meter. Nachdem es schon 3 Uhr nachmittags war und wir Hunger hatten, setzten wir uns gleich in ein kleines Restaurant neben einen Springbrunnen und sahen – während wir aufs Essen warten – den Hunden beim fröhlichen Ringelpietz um den Brunnen zu. Anscheinend gehen dorthin nicht nur die Streuner, sondern auch die Hunde mit Halsbändern spielen und danach ein bisschen Betteln ins Restaurant. Dort habe ich das beste Moussaka meines Lebens (bisher) gegessen und ich probiere Moussaka immer wieder, weil es einfach soviel Arbeit ist, selbst eines zu machen.

Die Touristeninformation war zufällig gleich gegenüber und versorgte uns mit Anfahrtsplänen und einer Liste mit den Öffnungszeiten der Klöster. Danach fuhren wir zu unserer Unterkunft ins Gasthaus Plakias nach Kastraki weiter, das jemand aus dem Internetforum empfohlen hatte. Und gut hat er empfohlen! Gleich bei der Kirche, neben der Einfahrtstraße zu den Klöstern, ein nettes Zimmer mit Frühstück (40,-) mit Aussicht auf die Meteora-Felsen.

Sofort nach Bezug des Zimmers machten wir uns auf die Gegend zu erkunden. Nachdem sich der Kirchenplatz am Rand des Ortes befand, waren wir bald im Wald und fanden auch dort eine Menge Schildkröten. Am Abend checkten wir die Öffnungszeiten der Klöster (manche haben einen Tag die Woche geschlossen) und teilten uns die Besuche für die nächsten zwei Tage ein. Danach fielen wir ins Bett.

Nach einem leckeren Frühstück machten wir uns auf den Weg. An diesem Tag war zuerst das Kloster Metamorfosis dran. Der Parkplatz und die Strasse davor waren zugeparkt, gerade dass wir noch ein Plätzchen fanden, der Polizist der Touristenpolizei hatte gut zu tun, die Busse herumzuscheuchen. Die touristische Entwicklung in den letzten Jahren hat sich vervielfacht und wenn man nicht in den Wintermonaten kommt, wo sonst niemand kommt, findet der allgemeine Auf- und Abtrieb von 9 Uhr bis 17 Uhr statt. Auf dem letzten Stück vor dem Eingang lauern die Souvenirverkäufer, eine Kantine bietet Imbisse an und alle 5 Meter steht eine Touristengruppe, deren Reiseführer sich schreiend überbieten.

Andererseits überleben die Mönche auf diese Art, es kann in Renovierung investiert werden, jedes Kloster hat ein eigenes Souvenirshop drin und die Männerklöster leisten sich Angestellte zum Eintrittskartenverkauf und Aufpasser, dort wo Fotografierverbot herrscht. Trotzdem ist man als Einzelreisender besser dran, man kann (zwar nicht wirklich in Ruhe, aber länger) überall zuhören wo man will, die Aussicht genießen, fotografieren wo es geht, ohne dass gedrängelt wird, denn die Gruppen werden so schnell es geht durchgeschleust, damit sie an einem Tag möglichst alles erledigen können, ausserdem drängen immer wieder neue Busse nach.

Dieses Kloster ist von der Ausstattung und von der Grösse her das Interessanteste, immerhin wohnen hier noch 18 Mönche (von früher 100). Die bekamen wir allerdings gar nicht zu Gesicht, die verstecken sich untertags. Gut, dass wir uns ein Video über die Klöster kauften, da wird auch über die Zeit im Winter berichtet, über die Orthodoxie allgemein und im speziellen, man sieht historische Aufnahmen und Mönche satt.

Ich hatte extra Mozartkugeln aus Wien mitgenommen um sie den Mönchen zu schenken, aber es waren keine da. Nachdem man also nicht wirklich vertiefend Einblick nehmen konnte, zogen wir weiter ins Frauenkloster Roussaneau. Dort sind die Nonnen selbst anwesend, verkaufen die Eintrittskarten, sind im Shop tätig und versehen häkelnderweise ihren Aufsichtsdienst. Na die haben sich über die Mozartkugeln gefreut. Dort trafen wir auch zwei Griechen aus Alexandroupolis, die schon mal in Wien waren und wir hatten eine nette Unterhaltung. Dieses Kloster ist eher klein und hat auch kein Museum, aber wie das auf den Felsen hingezwickt ist, ist sehenswert, auch die Brücke zum Eingang.

Danach war das Kloster Agios Nikolaos dran. Schon beim Eingang empfingen uns byzantinische, mystische Gesänge vom Tonband. Auch dieses Kloster eher klein, Mönche waren keine zu sehen. Auf alten Bildern ist der runde Felsen hinter dem Kloster zu sehen. In der Zwischenzeit wurde dort ein kleiner offener Glockenturm hingebaut, nicht hoch, eher eine Halterung für Glocken. Und hinter dem Türmchen, an einem schönen Sonnenplatz, sass ein junger Mann mit einem Sack voller Rohlinge, klebte Bildchen auf ein Stückchen Holz, färbelte mal mit einem Goldlack drüber und fertig ist die Ikone um 1 Euro! Eigentlich ekelhaft, aber die Leute wollen so was offensichtlich.

Dann war erst mal Mittagessen angesagt (15 Uhr) und danach überlegten wir: Was tun? Wir hatten eigentlich erwartet, dass wir in den Klöstern Stunden verbringen würden, aber bei dem Betrieb dort war das nicht so erbaulich. Also fuhren wir noch nach Agios Stefanos, dem zweiten Frauenkloster. Auch dort die Schwestern voll im Einsatz, ein hübsches Gärtchen am Abhang ausserhalb des Klosters (ist schon auf dem letzten Felsen am Rand des Gebietes) und ein gepflegtes Inneres.

Wir hatten auf dem Weg hinauf 2 chinesische Autostopperinen mitgenommen, die dann wieder ganz unauffällig auf dem Parkplatz auf uns warteten. Die Chinesinnen brauchten nur einen kleinen Wink, spritzten heran und wir fuhren wieder abwärts. Die Zwei hatten eh schon einen festen Fussmarsch hinter sich, da sie zuerst bei dem Kloster ganz auf der anderen Seite waren – das leider an dem Tag zu hatte. Etwa 1 km vor dem Ort mussten sie aber raus, denn wir wollten noch ein bisschen in den Wald gehen.

Ich hatte mir ja das Gelände dort ganz anders vorgestellt – so als eine Art Tal, düster, links und rechts die aufragenden Felsen, die Klöster auf einem schwierigen Fussmarsch erreichbar – und es war ganz anders. Die Felsen wie abgerundete, abgebrochene Baumstämme, teilweise mit Efeu bis zur Hälfte bedeckt, dazwischen Wald, das Ganze ziemlich hell, den ganzen Tag von der Sonne beschienen, das war die erfreuliche Realität. Dass jedes der Klöster mit dem Auto leicht erreichbar ist – abgesehen von dem Aufstieg zu Fuss – ist super für die Touristen, aber auch für die manchmal fussmaroden, echten Pilger, von den gehfaulen Griechen mal abgesehen.

Dennoch ist uns ein kleines Wäldchen neben der Strasse mit einem Schild aufgefallen. Auto in den Schatten gestellt und Gegend erkunden war die Devise. Und siehe da, es war der alte Fussweg zum Kloster Varlaam, das an diesem Tag geschlossen hatte.

Es war schon Abend, aber noch hell, warm und angenehm, also nichts wie los. Das Kloster Varlaam war hoch oben auf dem Felsen zu sehen, man konnte sich gar nicht vorstellen, wie man zu Fuss dort hin gelangen sollte. Der Weg ist mit Steinen gepflastet, geht durch die Vegetation, unter umgefallenen Baumstämmen durch, ist teilweise ein kleines Bachbettchen, manchmal ein Waldweg und man erreicht nach etwa 20 Minuten den klostereigenen Parkplatz des Klosters Varlaam. Begegnet ist uns keiner, es war wunderschön, nur die Vögel zwitscherten, nein, die haben sich eigentlich ziemlich aufgeführt. Bei uns hört man nicht so viele Vögel, dort spielt es sich im Wald richtig ab. Das Kloster lag um diese Zeit (19 Uhr) ziemlich verlassen da, das Tor war zugesperrt, kein Mensch da. Da konnte man die Umgebung und die Aussicht von der Treppe aus wirklich geniessen.

Als wir runtergingen, bemerkten wir nach etwa 400 m eine Abzweigung nach rechts und probierten auch die aus. Nach weiteren 15 Minuten erreichten wir das Kloster Metamorfosis von der Hinterseite. Leider werfen die Arbeiter, die das Kloster renovieren, die Bauabfälle in diesen Teil des Waldes. Der Weg ist auch ziemlich unwegsam, viele Leute werden dort wohl nicht unterwegs sein, aber wir müssen alles ausprobieren. Danach ging es wieder runter, aber wir wussten, dass wir am nächsten Morgen zum Kloster Varlaam per pedes durchdringen würden. Auf einer Wiese machten wir nochmal Station und erfreuten uns an den vielen Blumen, Insekten und Schildkröten.

Was tun mit dem angebrochenen Abend? Wir fuhren die 2 km ins abendliche Kalambaka und gingen die Hauptstrasse einmal rauf und runter. Na, da war der Bär los. Viele Lokale, Dutzende Kebapbuden, Souvenirgeschäfte, Handyshops und noch vieles mehr was das Touristenherz erfreut. Die Geschäfte proppenvoll mit Röcken in allen Formen und Farben, die verkauft werden, da der Eintritt für Frauen in Hosen - und in kurzen Hosen schon gar nicht - in die Klöster nicht erlaubt ist. Dabei kriegt eh jeder dort einen Überziehkittel geborgt, der einen braucht.

Am nächsten Tag waren wir rechtzeitig beim Weg und gingen wieder bergan. 10 Minuten vor der Öffnungszeit waren wir beim Kloster. Ich wollte die Erste sein und als ich die Leute vom Parkplatz vordringen sah, ging ich die Treppe zum Eingang rauf. Da hörte ich hinter mir einen Mann die Stufen raufkeuchen und er machte Anstalten mich zu überholen. Ich lege also einen Zahn zu. Er auch. Er überholte mich und schlüpfte vor mir durch die Pforte. Also, wirklich, ICH wollte doch die Erste drin sein! Tja, war aber schon okay, es war nämlich der Eintrittskartenverkäufer.

Dieses Kloster, das Zweitgrösste, war sehr interessant und hatte auch im Museum etwas zu bieten. Nach eingehender Besichtigung gingen wir wieder retour zum Auto und fuhren ins letzte der 6 Klöster, Agia Triada. Dort wurde einmal eine Szene für einen James Bond-Film gedreht. (Jeder erzählt mir davon, ich habe den Film noch nicht gesehen.) Da kletterten sie mühsam die Felsen rauf und stürzten sich dann mit dem Gleitdrachen in die Tiefe. So mühsam hatten wir es nicht, ein neu angelegter Weg führt zum Tor und dann eine in den Fels gehauene Treppe rund um den Felsen herum zum Eingang.

Entweder war der Weg den Leuten zu lang oder waren grad zufällig alle weg, jedenfalls war keiner da, bis auf den Mann mit den Eintrittskarten und der sass auf einem Stuhl vor dem Eingang und sang. Und zwar genauso, wie es uns unser Lehrer im Griechischkurs mal vormachte, so byzantinische Lieder im abgehackten Takt aus einem Buch, wo die Noten wie eine Schrift aussehen. Er freute sich, als ich ihm das sagte und wir unterhielten uns sehr nett. Das Kloster jedoch war nicht so meins, eher schmucklos, aber man konnte aus dem Klostergarten direkt auf die Felsen klettern, ganz Kalambaka überblicken – das Ganze ohne Geländer (bei starkem Wind ist es nicht ratsam dort rauszugehen und schwindelfrei sollte man auch sein).

Wir hatten an diesem Tag nach dem Frühstück schon unser Gepäck ins Auto geladen und genossen bei der Fahrt hinunter nochmal die Gegend, bevor wir uns auf die Reise zum Pilion machten...

Geschrieben 21.02.2008, Geändert 22.02.2008, 16017 x gelesen.

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Kommentare zu diesem Artikel

Kommentar von daf43 vom 19.03.2008 09:09:08

Hallo,
vielen Dank für die interessante und ausführliche Schilderung. Wir werden den Bericht nach Griechenland mitnehmen.
Gruß daf43