Reiseziel auswählen



Reiseziel-Sponsoren Reiseziel-Sponsor werden

Giona und Vardousia - kanadisches Hellas

Von Petros Milatos

Biegt man auf dem Weg von Nafpaktos nach Itea bei Eratini links ab dann kommt man in die Berge. Berge - was sage ich - Gebirge, ganze Gebirgszüge! Und auf einmal ist man in Kanada, hellenisch Kanadien sozusagen. So nah kann das sein.

Ein bißchen Mühe macht das schon, sich die erst langgezogenen, dann kürzer werdenden Serpentinen hoch zu kurbeln. Aber die Aussicht auf den Golf tief unter einem lohnt diese Anstrengung. Dann kommt man über den ersten Pass und mit dem Blick aufs Meer verschwindet der mediterrane Charakter der Landschaft und man taucht eine wilde Berglandschaft voller majestätischer Gipfel, glitzernden Bergseen und steilen Granitwänden.

Zuerst geht es langsam wieder abwärts in das Becken des künstlichen Mornos - Stausees, an dessen wechselnden Gestaden Lidoriki , die Bezirkshauptstadt liegt. Die Stadt hat ungefähr 800 Einwohner, ein paar kleine Hotels , eine Jugendherberge und ist die Präfektur der phokischen Region. Der Stausee wurde in der Mitte des 20. Jh. angelegt und ist einer der wichtigsten Wasserspeicher der Region.

Schon in Lidoriki fühlt man ganz wie im ursprünglichen Griechenland. Nur wenige Touristen finden den Weg hier herauf lohnenswert - ein großer Irrtum , wie alle wissen die hier waren. Das Straßenbild wird geprägt von ländlich-rustikalem Stil, einige wenige Tavernen, immerhin ein Tourismusbüro zeugt von aufkommendem Urlauberinteresse.

Lidoriki ist das Tor zu einem klassischen U-förmigen Trogtal, welches sich nun nach Norden hin öffnet. Im Westen begrenzt vom Gebirgszug der Vardousia und im Osten von der Giona, beide um die zweieinhalbtausend Meter hoch. Der Talboden selbst liegt bei etwa 600 - 800 m Höhe und man kann sich vorstellen, welche gigantischen Flanken hier in den Himmel ragen.

Kommt man nach Sykea, so steht man vor einer der höchsten Steilwände Griechenlands der "Orthoplagia", 1200m fast senkrechte Felswand bis zum Gipfel der Giona. Ein Paradies für Bergwanderer und Kletterer. Adler kreisen über der Wand und brüten in den Klüften.

Wer sich noch weiter ins Gebirge traut der nähert sich nun dem hinteren Teil der Vardousia mit den beiden Bergdörfern Mousounitsa und Athanassios. Von dort hat man atemberaubende Blicke ins Tal und auf das gegenüberliegende Gionagebirge. Von überall plätschern Gebirgsbäche zu Tal, grüne Wiesen, niedere Häuser aus Holz und Stein erbaut, sehr stimmungsvolle Platias in den Ortkernen mit den obligaten Vrissi und Taverna. Kleinkunst in Form von Holzschnitzereien und farbigen, gewebten oder gehäkelten Tüchern und Decken suchen ihre Abnehmer unter den spärlichen Besuchern. Sogar ein altersschwacher Bus gelangt noch ab und an hier hoch zu seiner Endhaltestelle.

Ab hier gerät man ins Niemandsland des Zentralgriechischen Gebirges. Straßen gehen über in Forstwege, verlieren sich im dunklen Wald, der hier gottseidank noch dicht und üppig die steilen Bergrücken bedeckt. Traut man sich mit seinem Jeep in diese Wildnis, so ist ein GPS und eine der hervorragenden Karten des amtlichen griechischen Forstministeriums (dunkelrot) unbedingt ratsam. (Adresse: Road-Ekdosis, Araxovis Str. 12, 10680 Athina, Tel: 2103640723)

120 - 150 km sollte die Tankfüllung schon reichen, bevor man mit seinem Gefährt, dessen Farbe sehr wahrscheinlich nicht mehr zu identifizieren sein wird, in der thessalischen Ebene ankommt. Der Fahrer wird mit Muskelkater vom Kurbeln zu rechnen haben - aber er und seine Begleiter werden unvergessliche Aussichten, malerische Gebirgsdörfer und kühne Schluchten im Gepäck (und hoffentlich auch in der Kamera) haben und keinen Meter dieses Trecks bereut haben.

So schön ist Griechenland.

Geschrieben 23.03.2009, Geändert 23.03.2009, 3104 x gelesen.

Was möchtest du?

Kommentare zu diesem Artikel

Kommentar von rainerolymp vom 04.04.2009 10:45:46

Hallo Petros,
sehr schön geschrieben. So ist Griechenland wie ich es kenne und liebe.
Leider macht meine Frau die großen Touren ins Landesinnere nicht mehr mit.
Gruß Rainer