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...kein Wind.

Von ionios

Samtschwarz. Er konnte die Farbe des Himmels beinahe spueren, sodass er sich umso eher wie in einer gestellten Malervorlage vorkam, als mitten auf einem Dorfplatz in Griechenland. Es war frueher Abend, die Neonbeleuchtung hielt die Blaetter der Eukalyphtusbaeume am schwarzen Samttuch fest, sie konnten sich nicht bewegen.
Das Fenster der Souvlakibude gab einen stilvollen Bilderrahmen ab.
Thomas hatte seine Pita me Giro verzehrt, bestellte sich eines dieser hollaendischen Lizenzbiere und setzte sich an den Tisch, der soeben links vom Eingang unter dem Bilderrahmenfenster frei geworden war. Nun lag der ganze Dorfplatz vor ihm. Rahmenlos, aber jetzt war er selber Teil des Treibens, wenn auch nur als Figur mit dem Etikett "Tourist, bekannt". Er war einer der letzten, die noch im Dorf verblieben waren, der bekannt gute Surfwind dieser Gegend war trotz Schoenwetter und Vollmond bereits ganze drei Wochen ausgeblieben, das hatte viele Stammgaeste vorzeitig und meist frustriert abreisen lassen.
Am Rande des Hafenbeckens spielten Kinder mit selbstgebastelten Angeln ziemlich gluecklos das Spiel "Wer keinen Fisch faengt und auch nicht ins Wasser faellt, der hat einen neuen Versuch frei". Einem etwa dreijaerhigen Jungen wurde das Treiben der meist aelteren langweilig, er suchte den wahren Nervenkitzel. Der lag in Form eines prall gefuellten Kouverts auf einem der Tische in der Naehe, ausser Acht gelassen von einer Frau, die voll damit beschaeftigt war, zwei Saeuglinge mit Pommes zu maesten.
Der Dreikaesehoch schnappte sich den Umschlag, wurde einen Augenblick spaeter von der Frau entdeckt und musste nun mit seiner "Beute" verschwinden. An den fischenden Kindern vorbei gelangte er bis zum Rand des Hafenbeckens, dann war Endstation, er konnte nicht entkommen - dachten alle. Er aber hielt triumphierend das Kouvert in die Hoehe, der leichte Wind besorgte den Rest.
Ein Papiergeldregen ergoss sich ins Hafenbecken. Zum Glueck war das Wasser ruhig, ein Kescher schnell zur Hand, und nun hatten die Kinder lohnendere Objekte, als ein paar fingergrosse Fische aus dem Brackwasser zu angeln. Nach maechtigem Hallo und viel Palaver, wohl auch ein paar gluecklosen Versuchen, war das Kouvert, jetzt voller nasser Geldscheine, wieder bei seiner Besitzerin, der "Uebeltaeter" hatte fuer Heiterkeit und Aufregung gesorgt, und das hatte ihm ein breites Grinsen aller Umstehenden, und natuerlichr keine Schelte der "Bestohlenen" eingebracht.

(Vassiliki, Mitte der 90er)

Geschrieben 01.02.2011, Geändert 12.02.2011, 2366 x gelesen.

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Kommentare zu diesem Artikel

Kommentar von delphini vom 17.02.2011 00:10:11

Schön! Melde Dich doch dann mal, wie es war.

LG, delphini


Kommentar von ionios vom 16.02.2011 23:42:23

vass. 78 bis 02. nach 8 jahren pause werd ich dieses jahr mal wieder "heim" fahren.


Kommentar von delphini vom 16.02.2011 23:17:49

Hallo,

Du schreibst von Lefkas, oder?

Vasiliki, Eukalyptusbäume...;-) War 2003 das letzte Mal dort. Hat sich viel verändert?

delphini