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Arion

Von Janis74

Es ist das Leben, das uns umhaut.

Dieser Satz, den Richi irgendwann mal losgelassen hat, will nicht aus dem Kopf. Vor allem dann, wenn mal endlich wieder Zeit vorhanden ist. Wenn man etwa im Urlaub in der Hafentaverne sitzt und das macht, was die Alten im Dorf mit stoischer Ruhe perfekt zelebrieren: sitzen und aufs Meer starren. Ab und an aufstehen und zu Nikitas schlurfen. Kaffee, Bier, Ouzo oder Wasser holen - die Tageszeit scheint bei diesen Getränken keine Rolle zu spielen - und wieder zum Stuhl dackeln: Hinsetzen und aufs Meer starren. An nichts denken. Wenn es geht.

In den ersten Tagen klappt das noch nicht so gut, zu sehr nagt im Kopf noch der Job. Aber mit jedem Tag mehr funktioniert es immer besser: Nichtstun und an nichts denken.

Und plötzlich ist Arion wieder da. Kein Wunder, die Blue Star läuft gerade ein. Fähren, Fährpläne und Fähren-Kombinationen: das war sein Ding - jetzt denke ich doch wieder. Zurück an vergangene Zeiten. An einige meiner Fragen hier im Forum und solche Antworten, die nur von einem stammen konnten: „Hallo Janis, Du hast Dir eine abenteuerliche, aber reizvolle Route ausgedacht. Genaue Planung derzeit fast unmöglich, aber ich habe einige Tipps parat…" So fing Arion gerne an.

Ein Amstel später, als die Blue Star wieder abgelegt und im großen Bogen Richtung Naxos einschlägt, wird mir bewusst, dass meine Reisen ohne Arion wahrscheinlich anders verlaufen wären. Mit mehr Aufwand, viel komplizierter. Ohne ihn wäre ich zum Beispiel auf Koufonissi nicht in der netten Unterkunft neben dem Postkarten-Laden gelandet, dessen Besitzerin ich nun seit zwölf Jahren kenne. Längst hat man davor eine neue, viel größere Luxus-Anlage gebaut. Im Laden gibt's auch keine Postkarten mehr. Und den Meerblick, von dem Arion einst so schwärmte, den haben sie jetzt im Bettenbunker davor.

Was er wohl dazu sagen würde? Und dann habe ich wieder seine Stimme im Ohr. Die beiden feucht-fröhlichen In-Greece-Treffen mit ihm in Köln bleiben unvergessen. Gerade wegen Arion, der statt eines Zimmers lieber den ersten Zug zurück nahm. Und hoch die Tassen!

Vieles ist nicht mehr. Oder hat sich überholt. Das Forum irgendwie auch, denke ich. Limitierte Möglichkeiten. Nicht mehr zeitgemäß - ich meine: muss ja nicht gleich Facebook sein, aber trotzdem… Und dennoch ruft man die Seiten immer wieder auf. Es ist eine Community geworden mit all den Jahren. Viele Bekanntschaften haben sich entwickelt. Einige sind sogar Freunde geworden. Mit Richi und Kaloin treffe ich mich einmal die Woche - öfter als mit anderen, die ich von Kindesbeinen an kenne.

„Ella Jannimou", quäkt eine laute Stimme dazwischen und beendet die ganze Nachdenkerei. „Katze, Katze" entgegne ich in zweifelhaftem Möchtegern-Griechisch, und Elias lässt sich auf den Stuhl neben mir plumpsen. Einmal Whiskey mit Wasser verdünnt für ihn, ich bestelle Ouzo und eine Dose Sprite. Aus dieser Mischung bestand Arions Spezial-Cocktail, mit dem er schon bei den In-Greece-Treffen für Aufsehen gesorgt hatte. Auf der Insel ist es nicht anders: „Oúzo me lemonáda???" Elias schaut, als hätte ich sie nicht mehr alle. „Touristes", zucke ich mit den Achseln, höre meinen Nachbarn lachen und mache das Glas voll.

Reiner, auf Dich!

Geschrieben 15.08.2018, Geändert 15.08.2018, 4560 x gelesen.

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Kommentare zu diesem Artikel

Kommentar von Schalimara vom 25.08.2018 18:50:41

Janis - besser hätte es niemand schreiben können.
Ich erinnere mich noch zu gut an den Streich den er uns spielte - "Nein - ich komme nicht nach Köln" schrieb er mir - Schade - dachten wir damals und dann - dann stand er in der Taverne in Köln grinsend vor uns - "Überraschung" :-)
Es gibt Menschen, die vergisst man nicht.


Kommentar von Arion vom 17.08.2018 12:02:37

Danke Euch allen.


Die Kommentare haben mich zu Tränen gerührt.,es ist schön zu lesen ,das Reiner in Erinnerung geblieben ist.

Liebe Grüsse Resi


Kommentar von Katerina vom 17.08.2018 09:15:13

Tja, und dabei hatte es damals hartnäckiger Überzeugungsarbeit bedurft bis er sich vom Baukastensystem von Attika-Reisen befreite und die Inseln individual bereiste.

Ohne ihn hat das Inselsammeln weniger Sinn. Ob das nun gut oder schlecht ist?


Kommentar von Janis74 vom 17.08.2018 00:53:21

Danke Euch allen.

Der Link ist klasse: Arion unterwegs. Das ist sein Ding!



Kommentar von Richi vom 17.08.2018 00:44:49

Ja, Arion, der Fähr(t)ensucher auf seinem Weg zum in-greece-Treffen nach Köln...

www.youtube.com/watch?v=adX3-k8qhSI

Aus seinem in-greece Profil über sich:
"Die Suche nach immer neuen Entdeckungen habe ich auch nach 86 besuchten Inseln noch nicht ganz aufgegeben, aber zu einigen Inseln kehre ich immer wieder gerne zurück..."

Ich würd es ihm wünschen!


Kommentar von drossiani vom 16.08.2018 13:04:02

Was für ein einfühlsames Erinnern an Reiner! Danke Janis für deine Zeilen :-) Resi wird es ganz sicher gefallen, falls sie es liest.


Kommentar von limni vom 15.08.2018 22:17:59

Um dich mal selbst zu zitieren: Das gefällt mir.