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Kosmas und der Parnon (Teil 2)

Von noname

Die Sache mit den Wölfen, dem Kloster Elonis, der traditionellen Architektur und dem schreienden Esel ist ja bereits geklärt (im 1. Teil des Berichtes).

Wir befinden uns mitten in Kosmas auf dem Dorfplatz und ich empfehle, nicht gleich alle Erfrischungen und besonderen Stärkungen auf einmal zu sich zu nehmen. Wenn doch - Pech gehabt - Mittagsschläfchen ist nicht. Im Sommer sind häufig alle Privatzimmer und Pensionen ausgebucht, im Winter sind sie sowieso geschlossen und man kann froh sein, wenn man noch einen Menschen im Ort antrifft.

Die jüngere Geschichte des Ortes, ist außerdem geeignet, einen aus der azurblauen, retsinagetunkten, "wir sind alles nette Menschen" Sonnenscheinlaune, dieser Seifenblase mit der wir uns gerne im Urlaub umgeben, zurückzuholen und mit unangenehmen Realitäten zu konfrontieren.

Ein Exkurs

Das Dorf wurde Ende des 2.Weltkrieges von der Hitler-Wehrmacht (über deren Verbrechen man sich hier auch ohne angezweifelte Ausstellungen authentisch unterrichten lassen kann) heimgesucht und zu großen Teilen in Schutt und Asche gelegt.

Wenn man auf dem Marktplatz steht und in Richtung Tal schaut, gibt es links ein Restaurant in dem diese Geschichte in Bild und Text jedenfalls noch bis zum Sommer 1998 - sozusagen als öffentliche Dorfchronik - festgehalten war.

Erstaunlich ist für mich, daß ich bei den vielen Gelegenheiten des Kontakes zur jüngeren Geschichte deutscher Kriegsherrlichkeit, die sich für mich auf Streifzügen durch das griechische Hinterland ergaben, wenig Ressentiments selbst an Orten schlimmster Massaker erfahren habe.

Desperat und irreal war in diesem Zusammenhang das Gespräch mit dem für den Empfang von Klostergästen zuständigen Bruders des Klosters Taxiarchon unweit Kalavritas 1995, der mich auf das verbrecherische Massaker in diesem Ort ansprach und im gleichen Atemzug bedauerte, daß es Hitler nicht gelungen sei, mit den "Hebräern" ein für allemal abzuschließen.

Solche Paradoxien der griechischen Seele sind durchaus keine Einzelfälle. Sie sind geeignet, das Bild vom Land des Sonnenscheines und der Gastfreundschaft zu relativieren.

Seifenblasen platzen sofern man nicht nur schaut, sondern in Berührung kommt. Die Realität ist bei weitem spannender als der schöne Schein, auch wenn sie anstrengt. Ich kann nur empfehlen, die Steine über die man stolpert, wenn auch mit Vorsicht, und gerade in Griechenland umzudrehen. Mit Skorpionen erlebt man sonst unangenehme Überraschungen.

Ende des Exkurses

Wer ohne 42 Tonner unterwegs ist, von Kosmas genug hat noch nicht wieder zur Küste möchte (wo Monemvassia verlockend liegt) und gerne Schotter (ca. 50 km fährt, für den lohnt sich ein Abstecher nach Agios Petros. Mit einem Kleinbus einem kleinen Wohnmobil oder einem PKW ist diese Strecke durchaus zu bewältigen.

Man findet, wenn man den Marktplatz in Kosmas von Leonidi kommend erreicht, eine Straße, die nach rechts bergan führt und die noch 1999 mit einer alten Ausschilderung nach Platanaki / Ag. Petros etc. versehen war.

Die Strecke ist teilweise atemberaubend ausgesetzt und manchmal ziemlich eng. Will man den Ort Ag. Petros Weg erreichen, muß man sich etwas auf die eigene Orientierungskunst verlassen, und sich in Geduld üben, da Ausschilderungen Mangelware sind. Wenn man die Passhöhe zum Parnon Hauptkamm erreicht hat, darf man sich nicht verleiten lassen, abwärts nach Westen zu fahren, sondern muß dem Bergrücken nach Norden folgen. Kommt man dann nach geraumer Zeit wieder auf Asphalt, zweigt bald in einer Rechtskurve ein Schotterweg Richtung Norden ab. Auf diesem Weg behält man die Parnon Hauptgipfelkette auf der rechten Seite. Bergab leitet einen der Weg, immer den Fahrspuren folgend, die am stärksten befahren scheinen, zur asphaltierten Straße Ag. Petros/Astros, der man nach links Richtung Ag. Petros folgt (viel Spaß beim suchen).

Wenn man sich verfährt, so macht es auch nichts, atemberaubend bleibt die Strecke überall und egal in welcher Ortschaft am Ende der Staub aus den Haaren und aus der Kehle gespült wird, es hat sich gelohnt. Nur ausreichend Zeit muß mitgebracht werden. Lieber einen Tag mehr als weniger einplanen, damit man dort bleiben kann, wo es einem besonders gut gefällt. An ausreichend Wasser und Nahrung denken, wenn man Outdoor bleiben möchte!

Ag. Petros beeindruckt durch den diesen Ort zum Teil umgebenden Edelkastanien-Urwald, verfügt über ein größeres Hotel und eignet sich, wie Kosmas in großer Höhe gelegen, als Fluchtpunkt bei alzu großer sommerlicher Hitze und als Standort zu einer Wanderung auf den Parnongipfel.

Hierzu finden sich Hinweise im 3. Teil des Artikels

Kosmas und der Parnon Teil 2

Die Seifenblase der azurblauen und retsinagetunkten Sonnenscheinlaune platzt - Ein Exkurs zur jüngeren Geschichte. Viel Spaß beim Suchen - 50 km Schotter bis Ag.Petros.

Hinweis: Die Fortsetzung meiner Artikel zum Ort Kosmas und zum Parnongebirge möchte ich unter dem Titel "Parnon - eine kurze Wanderung" bei In-Greece-de vorstellen.

Geschrieben 05.01.2001, Geändert 05.01.2001, 2553 x gelesen.

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