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Hydra im Oktober 2002

Von Xristo

Nach der nächtlichen Ankunft mit dem "FlyingCat" sahen wir beim Frühstück, was uns schönes umgab: Meer, Berge, die Peloponnes, Inseln in der Ferne, das Gewoge der bebauten Hügelstadt von Hydra mit dem Ortsteil Kameni. Die Sonne kam noch einmal kurz durch die Wolken, aber verwandelte sich jedoch immer mehrzu einer ausgiebig regnenden Filzdecke. Regenströme stürzten kaskadenartig die Treppen der Gassen hinunter. Der Kauf von drei Regenschirmen wurde in diesem Jahr unumgänglich.

Auf erstem regenbeschirmten Gang suchten wir die schönen Hotels in der Stadt, wo man bei diesem Wetter eventuell etwas besser wohnen könnte, als oben auf dem Berg im Nefeli. Allerdings sind bei Regen das In - Hotel Bratseras oder das Hotel Miranda auch nicht kuscheliger. Die autofreie Stadt ist besonders für ihre besonderen Wege bekannt: Man findet kaum Schilder, dafür aber unendlich viele Treppen. Man sollte ihnen einfach nach oben folgen, so kommt man irgendwann an die schönen Plätze. Die Treppengassen verzweigen sich ständig und vereinen sich dann wieder. Es gibt also meist mehrere Möglichkeiten an einen Ort zu gelangen.

Alle Stufenwege nach unten enden an der breiten, steinigen Hafenfront. Wo die Wege nach oben genau enden haben wir noch nicht erkundet. Aber irgendwo wird ihnen ein Felsen des steil hinter den Häusern aufragenden Gebirges ein Ende setzen. Das Fehlen von Autos hat die Wege mit Marmorplatten und -stufen nach Westen und Osten erhalten, menschen- und eselgerecht begehbar. Hunde bellen, Hähne krähen, Hühner gackern, Katzen miauen jämmerlich und die Esel schreien sich die Seele aus dem Hals. Keine Autos, keine Mopeds. Abgesehen von gelegentlichem Hämmern, oder dem Klacken der Eselshufe auf den glatten Steinen der Treppengasse neben unserem Hotel herrschte Stille. Nach einer Weile unterscheidet man die, die abwärts trippeln - der Klang ist hell - von denen, die aufwärtsstapfen, schwer Hufe vor Hufe setzend.

Mit wachsender Unternehmungslust besserte sich auch das Wetter und zum ersten Mal erlebten wir eine sternenklare Nacht. Der Golf von Hydra lag fast spiegelglatt vor uns. Die Erinnerung an unser Sommer-Sonne-Insel-Gefühl kehrte langsam zurück. Schnell war das Frühstück zusammengetragen. Geschirr, Kaffee aus der Küche. Beim Eierkochen erhielt ich einen Schnellabriss der Geschichte Hydras: Lilli, die Chefin des Nefeli kann Eier ohne Eieruhr auf den Punkt kochen. Sie schaute nur in den Topf, dann begann sie mit den osmanischen Angriffen auf die Peloponnes, schilderte die erste Besiedlung Hydras durch albanische Siedler aus Epirus, erklärte mir die Quelle des Reichtums der Hydrioten, der zur Finanzierung des Aufstandes von 1821 beitrug. Die Truhen fassten das Gold nicht mehr, weshalb man Zisternen aushub, um das Gold, das zum Beispiel durch das Durchbrechen der Blockade Ägyptens durch Napoleon verdient wurde, zu verwahren. 5 Minuten und die Eier waren fertig. Ich trug das geschichtsschwangere Tablett hinauf zu unserem Appartment. Das von Sonne angestrahlte Panorama genossen wir mit frischem Brot mit Meli und Feigenmarmelade, dicker Jiaourti und frischem Obst. Entlang der Nordküste gingen wir den letzten Rest der befestigten Straße bis Mandraki. Am Hang zum Meer haben sich reiche Athener ihre ummauerten Refugien geschaffen. Ihre üppig grünen Gärten stehen im Kontrast zur kargen Ostseite der Bucht. Schön und idyllisch liegt eine kleine Taverne unter Eukalyptusbäumen, bei der wir freudig von einer Heerschar brauner, grauer, schwarzer, weisser, braunweisser, braunweissschwarzer usw. Katzen begrüsst wurden.

Die letzte Entdeckung unserer Hydra-Zeit sind die noch verwunscheneren Treppenwege östlich des alten Ortskerns Kiafa. Hier stehen die alten Villen, gut restauriert mit in vornehmem grau gestrichenen Fenstern und Türen. So mancher Pool wurde dem Hang durch waghalsige Stützmauern abgetrotzt. Natürlich sieht man auch das Blau in allen Schattierungen von babyblau bis schwarzblau, grün sogar für Treppenstufen. Meistens sieht man aber ein helles Grau in dezentem Kontrast zum weissen Mauerwerk. Die ganze Stadt gibt so ein geschlossenes Bild ab, vielleicht durch die strengen Denkmalschutzauflagen oder auch durch die in Griechenland nicht so häufig vorkommende Einsicht, dass dieses Bild das Kapital der Stadt ist. Wen wundert es da, dass es die Kandidaten der ökologischen Partei sind, die in die Stichwahl am Sonntag gehen.

Hotel Nefeli in Kiafa

Erreichbar mit 15 minütigem Treppenaufstieg vom Hafen am Besten mit einem Esel fürs Gepäck. Schöne Lage mit tollem Blick über die Stadt. Das Zimmer kostet ca. 50 EUR (Oktober), Frühstück 6 EUR extra. Zimmer an der obersten Terrasse sind zu empfehlen.
Restaurant-Tipp: Babadima in einer Seitengasse ca. 5 Min vom Hafen, kleine Taverne mit 5 Tischen auf der Strasse

Geschrieben 02.01.2003, Geändert 02.01.2003, 1615 x gelesen.

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